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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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beeinträchtigt von seinem Verdacht, dass Toarsens Worte am Vorabend der Wahrheit entsprochen hatten. Am Vorabend war er dessen sicher gewesen, aber in Avars charismatischer Gegenwart wetteiferte Phorans Bedürfnis nach Anerkennung mit den Worten der halb betrunkenen Lords und siegte um Nasenlänge, wenn auch knapp genug, dass er Avar nicht bat, sich ihm anzuschließen - obwohl es genug Teller und Essen gab.
    Er spießte ein Stück Obst auf die Gabel und aß es wenig begeistert. »Ich brauche keine Heiltränke - und ich habe keinen Kater.« Das klang zu sehr nach einem schmollenden Kind, also sprach Phoran rasch weiter. »Du bist also wieder aus deiner Sept zurück?« Klang das lässig genug? »Ich dachte, du hättest länger dortbleiben wollen.«
    Avar wirkte verärgert, dachte Phoran, und spürte einen Hauch von Triumph. Vielleicht hatte er eine herzlichere Begrüßung erwartet - oder sogar den Tadel, den Phoran ihm hatte erteilen wollen, bevor er dieses Gespräch am letzten Abend belauscht hatte. Kühle Gefasstheit war eine Stimmung, in der der junge Kaiser sich selten befand.
    »Wo liegt dieses Leheigh überhaupt? Im Süden?« Nun fiel es Phoran weniger schwer, gleichgültig zu tun. Da - siehst du, wie wenig deine Angelegenheiten mich interessieren?
    Er hatte sich die alte Urkunde in der Bibliothek angesehen und den Weg auf mehreren Landkarten im Landkartenraum
verfolgt. Er hatte sich sogar die Aufzeichnungen aus mehreren Jahrhunderten angeschaut und hätte inzwischen die Ernte, die das Erbe des Sept einbrachte, mit ihm diskutieren können. Aber zunächst einmal würde er nicht zugeben, dass er irgendetwas wusste. Avars Bruder hätte nicht gewagt, sich so angewidert vom Kaiser zu zeigen, wenn Avar ihn nicht selbst dazu ermutigt hätte.
    Doch Phoran brauchte Avar. Er brauchte sein Lob. Er brauchte seine Unterstützung gegen die älteren Ratsmitglieder, die nicht froh waren über einen Kaiser, der jeden Abend feierte, und sich dennoch weigerten, ihn etwas Nützlicheres tun zu lassen. Er brauchte Avar, weil der Sept, wenn er im Palast weilte, oft in den Gemächern des Kaisers schlief - und wenn Avar dort war, befand sich Phoran in Sicherheit.
    »Leheigh liegt südwestlich von hier, Majestät, am Silberfluss unterhalb von Schattenfall«, sagte Avar, der seine übliche herzliche Miene aufgesetzt hatte. »Ich hatte keine Zeit, das Schlachtfeld zu besichtigen - aber ich werde es das nächste Mal nachholen, wenn ich dort bin und einen Führer finden kann. Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit den Ländereien; mein Vater war kein Jäger, also hat er den Wald verwildern lassen, und das Gelände ist voller Wild. Die Burg wurde ein paar Jahrhunderte nach Schattenfall gebaut - die Familienlegende behauptet, mein vielfacher Urgroßvater sei ein Soldat der Armee der Menschheit gewesen, und ein paar dieser Soldaten hätten sich nach der letzten Schlacht am Fluss niedergelassen. Es gibt ein paar Orte in der Nähe, ein größeres Dorf nahe meiner Burg und ein weiteres am Flussufer. Die Bewohner von Redern - das ist die kleinere Siedlung - klingen immer noch, als wäre der Schatten erst gestern gefallen. Ich nehme an, weil seitdem dort nichts Interessantes mehr passiert ist.«
    »Aha«, sagte Phoran. »Wann bist du zurückgekehrt?«

    »Vorgestern«, sagte Avar. »Ich entschuldige mich, weil ich nicht direkt zu Euch gekommen bin, aber ich musste mich um ein paar Dinge kümmern, die ich mitgebracht hatte.« Er zögerte. »Und außerdem durfte ich feststellen, dass meine Mätresse sich das Bett in meiner Abwesenheit von ein paar anderen Männern wärmen ließ. Als ich damit fertig war, war ich nicht allzu guter Laune.«
    Ein guter Grund, mich warten zu lassen, dachte Phoran mit geheimer Freude. Vielleicht war Avars Bruder nur eifersüchtig, weil Avar so viel Zeit mit ihm verbrachte; vielleicht hatte er deshalb diese kränkenden Dinge gesagt. Phoran konnte Toarsens Eifersucht verstehen.
    »Ich dachte, ich gehe heute reiten«, wechselte Phoran das Thema, als wären Avars Reise und Rückkehr etwas, das ihn nicht besonders interessierte. »Wirst du mich begleiten?« Er hatte nicht vorgehabt, darum zu bitten. Aber Avars Gegenwart half gegen die Kränkungen, die Toarsen und Kissel ihm bereitet hatten. Avar war sein Freund - das konnte jeder an der Wärme seines Blicks erkennen.
    Avar zog die perfekten Brauen hoch. »Selbstverständlich, Herr. Ich lasse im Stall Bescheid sagen. Ich habe mein Pferd nicht mitgebracht.«
    »Darum habe ich mich

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