Race into my Heart
auf meine Notizen fokussieren und lenke mich mit meinen
Gedanken ab. Ich lausche Mariah Carey und Boyz 2 Men, die ‚One
Sweet Day‘ singen. Dieses Lied ist schon so alt und ich
habe es nur durch Zufall entdeckt, aber ich mag es. Ich schweife
immer wieder zu dem ab, was Jordan und ich vorhin geteilt haben. Es
ist, als würde ich seine Lippen immer noch fühlen und seine
warme Haut noch spüren. Ich schließe einen Moment die
Augen, um zu genießen, woran ich mich erinnere und lächele.
Es war toll, umwerfend und wunderschön. Ich habe nicht damit
gerechnet, dass ich jemals mit ihm schlafen würde. Wirklich
nicht. Irgendwie vermisse ich ihn, obwohl ich ihn in ein paar Stunden
wiedersehe. Schließlich schüttele ich den Kopf, um den
Kopf wieder für die vielen Paragraphen des Staates Kalifornien
frei zu bekommen. Ich bin gerade beim ‚Three-Strikes-Law‘ ,
es ist ein Gesetz, das besagt, dass man bei der dritten Verurteilung
von ein und derselben Straftat besonders hart bestraft wird. Etwas
unsinnig, denn welcher Depp lässt sich drei Mal wegen demselben
Verbrechen bestrafen? Ja, gut, wohl einige, aber die Meisten kommen
rehabilitiert aus dem Gefängnis. Beim ‚Three-Strikes-Law‘ ist eine frühzeitige Entlassung, nach der dritten Verurteilung,
erst nach mindestens 25 Jahren möglich. Im Jahr 2004 wurde ein
Vorschlag, die Anwendung des Gesetzes auf Gewaltdelikte zu
beschränken, von Kaliforniens Bürgern bei einem
Volksentscheid knapp abgelehnt. Das war die sogenannte ‚Proposition
66‘ . Ich weiß, dass ich nie eine Straftat begehen
werde, denn ich habe keine Lust, wegen irgendetwas eingebuchtet zu
werden. Ich möchte die Leute, die offensichtlich unschuldig
angeklagt wurden, später verteidigen. Irgendwann möchte ich
so weit sein, dass ich Mandate ablehnen kann und pro bono, also
kostenlos, arbeiten kann. Ein Traum von mir ist, dass ich nach meinem
Studium für eine gute namhafte Kanzlei arbeiten kann, aber mir
werden erst mal lange Praktika bevorstehen oder Hilfsjobs, direkt
werde ich wohl nicht ins Gericht können, aber ich denke, dass
mein Vater da irgendwas richten wird. Ich verwerfe den Gedanken an
meine Hirngespinste und konzentriere mich wieder, während im
Hintergrund R. Kelly davon singt, dass er glaubt, fliegen zu können.
Es gibt sogar ziemlich kuriose Gesetze hier. Es ist zum Beispiel
illegal, ein Kind am Überspringen einer Pfütze zu hindern.
Total verrückt, aber nun ja, ich sollte alles wissen. Das gehört
zwar nicht zum Strafrecht, sorgt aber gelegentlich für Lacher,
wenn man sich diese Kuriositäten heraussucht. In Ventura County
ist es Hunden und Katzen verboten, ohne vorherige Zustimmung der
Besitzer, miteinander Sex zu haben. >What the Fuck? Das sind
Dinge, die ich weder wissen noch irgendwann mal sehen will< ,
geht es mir durch den Kopf, doch ich muss schmunzeln. Und, dass den
Bewohnern Kaliforniens Sonnenschein per Gesetz garantiert wird, ist
ein genauso verrücktes Ding. Ich weiß nicht, wann und wo
ich das alles mal aufgeschnappt habe, aber mein Vater hat tatsächlich
schon jemanden vertreten müssen, weil dieser Mandant eine
Mausefalle ohne Jagderlaubnis aufgestellt hat. Sowas kann man kaum
glauben, aber es ist wirklich so. Hier gibt es so viele Gesetze, die
man berücksichtigen muss, selbst die kuriosen gehören dazu.
Das Genialste hier in San Francisco ist dieses hier: ‚In San
Francisco dürfen Elefanten nicht entlang der Market Street
spazieren ... es sei denn, sie werden an einer Leine geführt.‘ Das steht in einem meiner Bücher und es wird tatsächlich
noch durchgesetzt. Ich bin wirklich in Versuchung mir einen Elefanten
zu besorgen und mit ihm die Market Street entlang zu spazieren.
Natürlich ist er dann angeleint, aber für die Blicke der
anderen Bürger – die ganz bestimmt unbezahlbar wären
– würde ich es wagen. Genug der Kuriositäten, ich
konzentriere mich wieder aufs Strafrecht. So, wie ich Professor
Kramer kenne, wird er demnächst einen unangekündigten Test
austeilen, um unseren Wissensstand zu überprüfen. Es klopft
an meiner Tür. »Ja?«, fragte ich laut.
Jeremy
kommt herein. »Hey, du lernst ja immer noch. Wann hast du
angefangen?«
Ich
schaue auf meine Armbanduhr. Es ist 7:46pm und dann sehe ich ihn an.
»Um fünf Uhr«, antworte ich.
»Das
sind fast drei Stunden, Hel, und jetzt ist es Viertel vor acht, also
solltest du dich langsam mal für die Party fertigmachen«,
sagt er.
Ich
seufze. »Jer, ich muss das in den Kopf bekommen.«
»Und
du hast
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