Rache - 01 - Im Herzen die Rache
sich geschlagen. »Du hast recht. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Außer –«
»Hast du mich überhaupt ein bisschen gern gehabt?« Sie hatte diese Frage eigentlich nicht stellen wollen. Aber sie musste es einfach wissen. Sie brauchte die Gewissheit, dass sie sich das alles nicht bloß eingebildet hatte. »Hattest du überhaupt jemals vor, mit ihr Schluss zu machen?«
Er rieb sich die Stirn. »Sieh mal, Em, ich bin gern mit dir zusammen. Du bist toll. Es ist nur … ich bin auch gern mit Gabby zusammen. Es ist ungefähr so, wie ich Football, Basketball und Fußball spiele. Ich mag sie alle. Verstehst du?«
»Menschen sind keine Sportarten, Zach.« Em hatte das Gefühl, als sei ihr Herz bis hinauf zu der Stelle direkt unter dem Schlüsselbein gewandert. »Du kannst nur eine Freundin haben. Das kannst du dir ausrechnen. Ach, Augenblick, hatte ich ganz vergessen. Mathe ist ja nicht gerade deine Stärke.« Die Worte sprudelten nur so aus ihrem Mund.
Zach schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich hab ich das alles verdient.«
Em unterdrückte den Drang zu sagen, dass es ihr leidtue. Sie würde sich nicht entschuldigen. Nicht bei ihm – nicht in diesem Augenblick.
Zach erhob sich vom Bett und fing an, im Zimmer auf und ab zu gehen, während Em sich an der kalten verputzten Wand abstützen musste, um sich auf den Beinen zu halten. Dann fragte er plötzlich: »Weißt du, wie meine Mom meinen Stiefvater kennengelernt hat?«
»Was?« Die Enttäuschung, die Wut und die Verachtung, die sich in ihr aufgestaut hatten, wollten Ems Kopf beinahe zum Platzen bringen. Wovon redete er denn jetzt? Sie versuchte zu atmen, ihn sprechen zu hören. Ein Teil von ihr hoffte noch immer, es gäbe irgendeinen Ausweg aus diesem Schlamassel – eine Möglichkeit, die Zeit zurückzudrehen und sich erneut diesem Gefühl hinzugeben, das sie gehabt hatten, als sie aneinandergeschmiegt auf dem Bett lagen. Als wäre das die Wahrheit. Sie wollte am liebsten glauben, dass die SMS, die Chase ihr gezeigt hatte, ein riesiges Missverständnis gewesen waren.
»In einem Blumenladen. Da haben sie sich zum ersten Mal getroffen«, sagte Zach, dessen hübsche Gesichtszüge ganz gequält aussahen. »Er suchte gerade einen Strauß für die andere Frau aus, mit der er zu der Zeit zusammen war. Meine Mom sah sich um und er sagte, dass eine bestimmte Blume perfekt zu ihren Lippen passen würde. Und sie ist darauf reingefallen! Auf diesen einen blöden Spruch!« Zach sah aus, als müsste er sich gleich übergeben. »Auf jeden Fall ist dieser verfluchte schmierige Immobilienhai meiner Mom in irgendeinem Blumenladen zufällig über den Weg gelaufen und peng! – schon hatte ich einen Stiefvater. Und willst du wissen, warum sie da war, warum sie in dem Laden war?«
Em war sich nicht sicher, ob sie das wissen wollte oder wieso er ihr das alles überhaupt erzählte. Doch Zach redete einfach weiter: »Sie war dabei, die Blumen für die Trauerfeier von meinem Dad auszusuchen. «
Er starrte sie an, als wartete er auf Applaus oder sonst eine Reaktion, oder darauf, dass eine Glühbirne über Ems Kopf anging. Als sie immer noch nichts sagte, seufzte er. »Ich glaube, danach hab ich irgendwie aufgehört, daran zu glauben – an die Liebe, feste Bindungen und diesen ganzen Scheiß.«
Doch Em ging Gabbys Gesicht nicht aus dem Sinn, ihre großen blauen Augen und ihre Grübchen. Wie gutgläubig sie war.
Sie versuchte, das Zittern in ihrer Stimme unter Kontrolle zu halten. »Zach, es tut mir leid, dass es für deine Mom so schnell weiterging. Aber … Aber …« Sie spürte, dass ihre Augen sich wieder mit Tränen füllten.
Zach seufzte. Er sah jetzt nicht mehr so gequält aus. Einfach nur müde. »Em – ich will nicht in dieser Lage sein. Ich will mich nicht entscheiden müssen.«
»Du willst dich nicht entscheiden? Das hättest du dir vielleicht überlegen sollen, bevor du mich geküsst hast. Das war schon eine Entscheidung.« In einem Anfall überschäumender Wut schlug sie mit der flachen Hand gegen die Wand, um ihrer Aussage mehr Nachdruck zu verleihen. »Kapierst du es nicht? Du hast mir wehgetan. Du hast mich verarscht. Und Gabby. Gabby noch mehr als mich. Und vermutlich hast du keinen blassen Schimmer, wie sehr du Gabby damit verletzt, wenn sie es rauskriegt.«
Er trat automatisch einen Schritt zurück und blinzelte ein paarmal. Dann wurden seine Augen ganz schmal.
»Ich verletze Gabby? Ich allein? Du hast schließlich auch bei der Sache mitgemacht.« Er
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