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Rache an Johnny Fry

Rache an Johnny Fry

Titel: Rache an Johnny Fry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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sie.
    Ich erklärte ihr, dass ich mit Brad gesprochen hätte, der viel zu viel zu tun habe und vorläufig keinen neuen Klienten mehr annehmen könne. Lucy dankte mir mit enttäuschter Stimme. Dann sagte ich ihr, dass er vorgeschlagen hätte, ich selbst solle versuchen, sie zu vertreten.
    »Ich habe ihm gesagt, Ihre Arbeiten seien zu wichtig, um nicht zur Kenntnis genommen zu werden. Darauf meinte er, wenn ich so überzeugt von Ihnen sei, wolle er mich den richtigen Galeriebesitzern vorstellen.«
    »Wirklich?«, fragte sie.
    »Ja. Er faxt mir heute noch alles über die entsprechenden Leute zu. Vielleicht könnten Sie morgen Abend vorbeikommen, und wir besprechen, wie ich Sie und Ihre Arbeit vorstelle.«
    »Im Ernst?«
    »Ich halte Ihre Arbeiten für sehr wichtig«, sagte ich und hatte das Gefühl, sehr hölzern zu klingen. Ihre Bilder waren wichtig: wichtig für mich, um wieder auf die Beine zu kommen.
    »Um wie viel Uhr soll ich da sein?«
    »Ich habe tagsüber ziemlich viel zu tun«, sagte ich. »Wie wäre es um acht?«
    »Mein Freund wollte mich dieses Wochenende besuchen«, überlegte sie und machte eine Pause. »Ich sage ihm einfach, es sei etwas dazwischengekommen. Das ist super.«
    Ich nickte und sagte ja.
    »Dann bis morgen«, sagte ich.
    »Bye.«
    Anschließend schickte ich sechs rote Rosen an Linda Chou in Brad Mettlemans Büro, mit einem Kärtchen, auf dem stand: Es tut mir leid, wenn ich unhöflich war. Cordell Carmel

 
    Um drei verließ ich das Haus und ging in mein geliebtes kleines italienisches Restaurant an der Avenue of the Americas, nicht weit von der Houston Street. Ich setzte mich draußen in die warme Sonne und aß frischen Mozzarella, Auberginen, Avocados und gebratene Calamari. Ich hatte noch Stunden Zeit.
    Normalerweise ging ich gegen sieben zu Joelle. Samstagmorgens arbeitete sie gerne und räumte nachmittags auf.
    Es gab keine Eile. Irgendwann an diesem Tag wurde mir bewusst, dass unsere Beziehung am Ende war. Es traf mich nicht. Ich hatte nicht einmal vor, ihr zu sagen, dass ich über sie und Johnny Fry Bescheid wusste.
    Alles war neu. Ich hatte meinen Job aufgegeben, hatte wenigstens drei Frauen, denen ich nachsteigen konnte, und zwei Jahre vor mir, ohne auch nur einen Cent verdienen zu müssen.
    Ich lachte laut. Johnny Frys großer roter Schwanz hatte mich befreit.
    Ich empfand nichts mehr für Joelle. Ich wollte sie nicht einmal mehr sehen, aber ich dachte, dass ich zu ihr gehen und ihr die Wahrheit sagen sollte: Ich liebe dich einfach nicht mehr. Das war alles.
    »Ein Glas Rotwein bitte«, sagte ich zu dem Kellner, einem jungen Möchtegern-Schauspieler namens Jean-Paul.
    Er lächelte mich an, und ich lächelte zurück. Es war ein neues Leben. Zum ersten Mal, solange ich zurückdenken konnte, war ich frei. Ich saß da und sah mir die vorbeigehenden Frauen an, die wegen der Sommerhitze kaum etwas auf dem Leib trugen. Ich dachte an Sisypha. Sie konnte jede dieser Frauen sein, die da die Straße entlanggingen, und niemand würde je darauf kommen, was für ein Mensch sie war. Man würde sie ansehen und denken: Was für eine hübsche Frau! Mit Ehering. Hat wahrscheinlich zwei Kinder, und im Bett passiert nichts mehr.
    Ich beschloss, Sisypha eines Tages zu treffen und sie etwas zu fragen, das sie aufhorchen lassen würde.

 
    Um 18.20 Uhr nahm ich ein Taxi. Der pakistanische Fahrer setzte mich vor Joelles Haus an der Central Park West ab. Jorge, ein Dominikaner mit Halbglatze um die fünfzig, saß am Empfangstisch. Er winkte mich vorbei, ohne mich anzumelden.
    Ich fürchtete den Moment, in dem der Aufzug ihr Stockwerk erreichen würde. Nicht, dass ich mich schlecht fühlte, weil ich sie und Johnny ertappt hatte. Ich wollte sie einfach nicht mehr. Ich wollte sie weder sehen noch sprechen oder auch nur so tun, als bedeutete sie mir etwas.
    Als der Aufzug anhielt und sich die Türen öffneten, wartete ich einen Augenblick und holte tief Luft, bevor ich auf den Gang hinaustrat. Ich hatte vor, es ihr zu sagen, bevor wir aßen. Ich wollte mich ins Wohnzimmer setzen und gleich, wenn sie mir etwas zu trinken anbot, mit der Sprache herausrücken. »Ich muss dir etwas sagen, Jo.« Ich würde sie weder Schatz noch Liebes oder Liebling nennen, nie wieder.
    Sie öffnete die Tür und lächelte. Ihre kupferbraune Haut und das dunkle Haar schienen zu leuchten, wirklich zu leuchten. Sie trug einen knielangen braunen Rock und ein eng anliegendes grünes T-Shirt. Ich sah sie an und spürte nichts. Ich meine,

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