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Rache an Johnny Fry

Rache an Johnny Fry

Titel: Rache an Johnny Fry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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war kurz nach vier, und wir gingen den Broadway hinauf.
    »Ich habe die schlimmsten Kopfschmerzen meines Lebens«, sagte ich.
    »Wo genau tut es weh?«, fragte sie.
    »Oben«, sagte ich, »direkt unter der Schädeldecke. Ich habe das Gefühl, mir platzt gleich der Kopf.«
    Jo zog mich am Arm, und wir blieben stehen. Sie stellte sich vor mich und fing an, mir die Schläfen zu massieren. Wir standen mitten auf dem Bürgersteig und sahen einander voller Verlangen an. Dutzende Leute liefen an uns vorbei und warfen uns flüchtige Blicke zu.
    »Hilft das?«, fragte sie.
    »Es ist wunderbar«, sagte ich.
    Ich fasste ihre Hände. Sie wehrte sich nicht gegen meinen festen Griff. Als ich losließ, legte sie beide Arme um mich, und eng umschlungen gingen wir weiter.
     
     
    Cicero’s ist ein kleines italienisches Restaurant am Broadway, gleich hinter der 93. Straße, das auch nachmittags geöffnet hat. Der Kellner setzte uns an einen Tisch ganz hinten im leeren Lokal. Ich bestellte einen Vorspeisenteller für zwei und eine Karaffe Rotwein.
    Jo schmiegte sich an mich und hielt meine Hand. Hin und wieder küsste sie meine geschwollenen Knöchel, worauf mein erigierter Schwanz unter dem Tisch jedes Mal zu pochen anfing. Es fühlte sich wie ein Knurren an, wie ein Handy, das auf Vibration gestellt war.
    »Gehen wir zurück zu mir, wenn wir gegessen haben?«, fragte sie, nachdem der Kellner Schinken, Käse und Oliven vor uns hingestellt hatte.
    »Ich will, dass du bis morgen wartest.«
    »Ich kann nicht warten, Baby«, sagte sie, und als ich nicht antwortete, fügte sie hinzu: »Meine Möse klopft wie wild.«
    »Ist sie nass?«
    »Ja. Sehr, sehr nass.«
    »Es lief dir die Beine herunter, als ich dir den Arsch geleckt habe«, sagte ich.
    »Als ich deine Zunge mit dem Arsch gefickt habe«, verbesserte sie mich.
    »Ich habe dich noch nie so nass erlebt«, fuhr ich fort.
    »Bitte, schlaf heute bei mir«, bettelte Jo.
    »Holst du dir sonst einen anderen ins Bett?«
    »Nein, Baby«, sagte sie. »Es gibt nur dich.«
    »Wie kann ich da sicher sein?«, sagte ich und versuchte scherzhaft zu klingen.
    »Wie kannst du nur so etwas denken?«
    »Du bist eine attraktive Frau, Jo, und ich merke erst jetzt, wie hungrig nach Liebe und Sex du bist. Im Park, bei dir im Flur. Bis tief in den Arsch. Wie kann so eine Frau nur einen Mann haben?«
    »Ich bekomme das alles von dir.«
    »Aber was ist mit den letzten acht Jahren? Acht Jahre lang war unser Sex ziemlich banal. Mal von vorne, mal von hinten. Das ist nicht viel.«
    »Ihr Wein«, sagte der Kellner. Er stand neben uns. Wahrscheinlich hatte er alles gehört. »Soll ich Ihnen einschenken?«
    »Stellen Sie ihn einfach hin«, sagte ich.
    Er lächelte. Er war ein junger Asiat, wahrscheinlich Vietnamese oder Kambodschaner.
    »Ich habe dich die ganze Zeit geliebt«, sagte sie.
    »Aber könntest du nicht noch jemand anderen lieben?«
    »Nein«, sagte sie mit absoluter Bestimmtheit.
    »Oder küssen?«, fragte ich. »Könntest du einen anderen Mann küssen?«
    »Warum fragst du mich das alles, L.?«
    »Robert.«
    Die Angst ätzte Falten in ihr Gesicht. Mir wurde bewusst, dass ich Jo noch nie zuvor in Angst erlebt hatte. Ich hatte Jo immer für stark und furchtlos gehalten.
    »Mein… mein Portier?«
    »Ja. Robert.«
    »Was hat er…. was hat er gesagt?«
    Schon war mein schlechtes Gewissen wieder vergessen. Ein Gefühl von Überlegenheit machte sich in mir breit, Heimtücke. Der Rolling Stones-Song Under My Thumb kam mir in den Sinn. Ihre Beklommenheit machte mir den Mund wässrig.
    Ich schluckte und lächelte. Ich wartete.
    »Was hat er gesagt?«, fragte Jo.
    »Nichts.«
    »Und was hat das mit mir zu tun?«
    »Er wollte mich nicht zu dir hochlassen.«
    »Was?«
    »Wenn ich am Wochenende komme und Robert ist unten, winkt er mich einfach durch. Wenn ich dann bei dir klopfe, bist du immer gerade beschäftigt, und es dauert ein Weilchen, bis du aufmachst. Daraus schließe ich, dass er mich nicht anmeldet.«
    »Und?«
    »Aber heute, an einem Montag, komme ich, und er sagt: ›Moment‹, und als ich ihn nicht weiter beachte, greift er gleich zum Hörer.«
    Die Lust war völlig aus Jos Gesicht gewichen. Sie sah mich besorgt an.
    »Ist das alles?«
    »Das hat mich darauf gebracht, dass du wochentags einen Freund hast und Robert Angst hatte, er könnte gerade bei dir sein.«
    »Aber es war doch niemand da«, sagte sie.
    »Das wusste er ja nicht.«
    »Hast du mich deswegen gleich alles ausziehen lassen?«, fragte

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