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Rache auf leisen Pfoten

Rache auf leisen Pfoten

Titel: Rache auf leisen Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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gefahren, der Trottel.«
    »Hast du gesehen, wer am Steuer saß?«, fragte Murphy.
    »Nein.«
    »Wir glauben, wer immer den Wagen fährt, höchstwahrscheinlich Dennis Rablan, wird versuchen, Mom zu töten«, sagte Tucker, die Ohren nach vorn gelegt.
    »Menschen kümmern mich nicht.«
    »Sie ist anders.« Murphy plusterte ihr Fell ein bisschen auf.
    Plattgesicht drehte den Kopf herum; eine Feldmaus bewegte sich unter den getrockneten Heuresten. Da die Eule gesättigt war, ließ sie das kleine Geschöpf davonkommen. »Wenn du ein Katzenjunges wärst, würde ich dich zum Abendbrot verspeisen.« Sie ließ ein leises Glucksen hören, dann breitete sie die Schwingen aus, ein Anblick, der sogar das Blut des vierzigpfündigen Rotluchses hätte gefrieren lassen, der dieses Gelände durchstreifte. Um ihre Macht noch zu unterstreichen, trat sie vor und baute sich drohend vor Katze und Hund auf.
    Mrs Murphy lachte. »Erst musst du mich fangen. Vielleicht hab ich mir Pfeffer auf den Schwanz gestreut.«
    Plattgesicht faltete die Schwingen zusammen. Sie bewunderte den Mut der geschmeidigen Tigerkatze. »Wie gesagt, Menschen kümmern mich nicht, aber ich fühl mich wohl im Stall. Neue Leute könnten die Gewohnheiten ändern. Man kann nie wissen. Zudem scheint Harry weniger menschlich zu sein als die meisten. Es wäre mir nicht recht, wenn sie getötet würde.«
    »Wenn du was siehst oder wenn der Lieferwagen wiederkommt, flieg runter und guck nach, wer am Steuer sitzt. Wir glauben, es ist Dennis Rablan«, meldete Tucker sich schließlich zu Wort.
    »Ist gut.«
    Der Wind drehte sich. Mrs Murphy erspähte den ersten schwarzen Krakenarm des Sturmes, der den Berg hinunterglitt. »Hattest du ein bisschen Glück und hast ein paar Stallmäuse gefangen?«
    Die Eule blinzelte. »Nein – und sie singen ganz grässliche Lieder.«
    »Aha, dann hör nicht nur ich sie.« Murphy lächelte.
    Plattgesicht stieß einen Schrei aus, entfaltete die Schwingen und erhob sich über ihre Köpfe; ein Luftstoß ihrer großen Schwingen blies über ihre Gesichter. Der Wind von Westen nahm zu.
    Als sie die umzäunte Veranda erreichten, peitschte die erste Graupelladung vom Himmel. Sie schlug auf dem Blechdach des Stalles auf wie eine Maschinengewehrsalve. Binnen Sekunden steigerte sich das Rat-tat-tat zu einem anhaltenden Dröhnen.
    »Das wird eine schlimme Nacht.« Murphy schüttelte sich, Tucker ebenfalls.
    »Wo mag er bloß den Lieferwagen versteckt haben?« Tucker schüttelte sich die Graupelkörner aus dem Fell.
    »Direkt vor unserer Nase.«
    »Glaubst du, Pewter hat das alles verschlafen?« Tucker war entsetzt.
    »Tracy ist hellwach.« Murphy sah den älteren Herrn in Harrys Highschool-Jahrbuch vertieft.
    »Wenn es Dennis ist, dann weiß er, dass Tracy unser Mieter ist. Er nimmt ihn nicht ernst. Ich denke, es war Fairs Transporter, der ihn abgeschreckt hat.«
    »Vielleicht wollte er uns auskundschaften, für später.«

 
55
     
    Die Graupeln wurden zu Eiskörnern, die sich am Vormittag in Schnee verwandelten. Der erste Schnee der Saison stellte sich pünktlich am ersten November ein.
    Harry war vorbereitet. Sie war in ihrem F350 Dually mit Allradantrieb zur Arbeit gefahren.
    Dies war auch der Tag des Begräbnisses von Bob Shoaf in Buffalo, New York, und von Rex Harnett in Columbia, South Carolina, wo seine Mutter lebte. In Crozet hatte niemand einen Gedenkgottesdienst organisiert. Beim Einkauf in Market Shifletts Laden legte Ted Smith, ein Mann in den Siebzigern, eine Spur Galgenhumor an den Tag: »Begräbnis. Ihr braucht einen Bulldozer, um Massengräber zu schaufeln.« Market fand das nicht komisch.
    Er fand es auch nicht komisch, dass Chris Sharpton ihm auf seine Einladung ins Kino erwiderte, er sei gewiss ein netter Mensch, aber sie würde nie wieder mit einem aus seiner Highschool-Klasse ausgehen, und sollte sie Dennis Rablan jemals wiedersehen, so würde sie ihm so einiges erzählen.
    In einem Anfall von Einsamkeit fragte er Bitsy Valenzuela am selben Morgen, ob sie unverheiratete Freundinnen in ihrer Heimatstadt habe. Für eine Wochenendverabredung würde er eine Reise auf sich nehmen. Sie erklärte sehr liebenswürdig, dass ihr auf Anhieb keine einfiele, aber wenn, dann würde sie ihm Bescheid sagen.
    Bedrückt, wie er war, winkte er Harry zu, ohne zu lächeln, als sie einen Schneeball an sein Fenster warf. Sie trat ins Postamt, als Miranda gerade den Hörer auflegte.
    »Man hat Dennis’ Lieferwagen gefunden!«
    »Wo?«
    »In Yancys

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