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Rache auf leisen Pfoten

Rache auf leisen Pfoten

Titel: Rache auf leisen Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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der Tischkante fest, sprang herunter und kam locker mit den Füßen auf dem Boden auf.
    »Graziös – für einen Menschen«, bemerkte Mrs Murphy.
    »Wo ist Chris?« Susan sah sie nirgends.
    »In dem Moment, wo Rick sagte, wir könnten gehen, ist sie hier rausgestürmt. Und zwar in der Sekunde, als alle anfingen, sich gegenseitig anzubrüllen«, bemerkte Harry.
    »Kann ich ihr nicht verdenken. Sie wird vermutlich nie wieder mit uns sprechen.« Susan seufzte.
    »Du konntest nichts dafür.« Fair lächelte Susan an.
    »Irgendwie doch. Ich habe Chris eingespannt, aufgrund einer Wette, die wir diesen Sommer bei einer Golfpartie abgeschlossen hatten. Natürlich hoffte sie eigentlich, einen Mann kennenzulernen, und sie hat Dennis gefunden. Im Moment bezweifle ich jedoch, dass sie darüber allzu glücklich ist.«
    »Ich hab nicht ein Wort über die vielen überzähligen Speisen verloren.« Pewter wartete auf ein Lob.
    »Ein Wunder. Ich habe ein Wunder erlebt.« Mrs Murphy sauste fröhlich aus der Turnhalle.
    Cynthia setzte sich in ihren Streifenwagen auf dem Parkplatz. In der Schule war es trotz der Heizung etwas kühl. Die Autoheizung wärmte sie. An niemandes Händen oder Kleidung waren Rückstände gefunden worden. Der Mörder hatte vermutlich Plastikhandschuhe getragen. Jeden Abfalleimer in der Schule hatte sie untersuchen lassen. Während sie alle in der Turnhalle festhielt, hatte Jason sich den Müllcontainer vorgenommen. Nichts – allerdings hätte man ein Paar dünne Handschuhe mühelos verschwinden lassen können.

 
42
     
    Harry warf im Rückspiegel einen Blick auf den Backsteinbau der Crozet High School. Die vier weißen Säulen der Fassade verliehen dem ansonsten schlichten Gebäude einen vornehmen Anstrich. Das Buntglasfenster über dem Hauptportal zeigte die Initialen CHS in Blau auf gelbem Grund.
    Auf einer sanften Erhebung gelegen, blickte die Schule im Osten auf ein weites Tal, eine Aussicht, die jetzt teils von der neuen, teuren Grundschule auf der gegenüberliegenden Seite der Staatsstraße verdeckt wurde. Die Berge im Westen bildeten den Hintergrund.
    Wie die meisten, die eine Highschool besuchten, hatte Harry als Schülerin die Crozet High School als etwas Selbstverständliches empfunden. Über Architektur, die reizvolle Lage, die Nähe zu der Kleinstadt Crozet hatte sie sich keine Gedanken gemacht. Sie hatte nur Freundschaften, Footballspiele, Zensuren im Sinn gehabt.
    Eine Erinnerung wehte in ihre Gedanken, eine sanfte Brise aus vergangener Zeit. Sie war in einem schönen fuchsienrosa Pullover erschienen, Fair in einem türkis-grünen. Die farbliche Abstimmung war nicht verabredet gewesen, doch die Wirkung war verblüffend.
    Sie erinnerte sich, wie sie im ersten Highschool-Jahr in der Pause aus ihrem Klassenzimmer geeilt war in der Hoffnung, einen Blick auf Fair zu erhaschen, wenn er zur nächsten Unterrichtsstunde ging. Wenn sie ihn sah, machte ihr Herz einen Sprung wie in einem kitschigen Liebeslied. Sie hatte nicht genau gewusst, was sie fühlte oder warum sie es fühlte, nur, dass die Empfindung beunruhigend und angenehm zugleich war. Sie glaubte der einzige Mensch auf der Welt zu sein, der so etwas fühlte. Auf der Crozet High School wurde nicht viel über Emotionen gesprochen, und falls doch, dann hatte sie es nicht mitbekommen. Zudem war übertriebene Zurschaustellung von Gefühlen etwas für Leute, die anderswo lebten – nicht in Virginia. So jung sie alle waren, diese wichtige Lektion hatten sie gelernt. Und heute hatten die meisten sie vergessen, die guten Manieren waren in Furcht, Polizeiverhören und gegenseitigen Verdächtigungen ertränkt worden.
    Harry brach in Tränen aus.
    »Mom, was hast du?« Mrs Murphy legte die Pfoten auf Harrys Schulter und leckte ihr die rechte Gesichtshälfte.
    »Hab keine Angst, wir beschützen dich.« Tuckers sanfte braune Augen wirkten noch treuherziger als sonst.
    »Ja, wir kratzen dem Mörder die Augen aus!« Pewter warf sich in die Brust.
    »Verflixt, nie habe ich Kleenex im Auto.« Harry schniefte. »Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Wehmütige Erinnerungen.« Sie streichelte zuerst Murphy, dann die beiden anderen Tiere. Sie bog rechts ab in die Straße, die nach Hause führte. »Warum kommt mir alles besser vor, wenn ich zurückblicke? Ich war so unschuldig, was bloß ein anderes Wort für blöd ist.« Sie schniefte wieder, doch die Tränen flossen weiter. »Ich habe mich in meinen Highschool-Freund verliebt und ihn geheiratet. Ich habe wirklich

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