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Rache auf leisen Pfoten

Rache auf leisen Pfoten

Titel: Rache auf leisen Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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dachte, sie würde ihm absagen, wenn sie es erführe.« Hank hielt inne. »Und wenn er es erzählt hätte, wer weiß, was sie dann mit ihm gemacht hätten. Letztendlich war es eine kluge Entscheidung von ihm zu schweigen.«
    »Wenn sie sich wirklich was aus ihm gemacht hätte, wäre sie trotzdem mit ihm gegangen«, meinte Susan.
    »Deborah doch nicht.« Hank lächelte zaghaft. »Die hat sich aus niemandem was gemacht – weswegen die Jungs erst recht scharf auf sie waren. Und vergesst nicht, sie war Cheerleader mit dem ganzen Brimborium. Schon damals war sie eiskalt vor lauter Ehrgeiz. Ron hatte wohl das Gefühl, dass er, ich weiß nicht, auf dem aufsteigenden Ast war, weil er mit ihr eine Verabredung hatte.«
    »Hast du gewusst, dass er schwul war?«, fragte Harry.
    »So halbwegs.« Hank zuckte die Achseln. »Was weiß man denn schon in dem Alter? Ich bin nicht mal sicher, ob Ron selbst es überhaupt wusste. Ich weiß, dass Leo, Charlie, Bob und Rex ihn das ganze restliche Schuljahr gepiesackt haben, aber sie sind nicht noch mal gewalttätig geworden.«
    »Vielleicht war Dennis sein Liebhaber?« Fair bückte sich, um einen mit Speisen vollgepackten Karton hochzuheben. Er wollte Speisen und Getränke zu seinem Transporter, Harrys Transporter und Susans Pkw hinaustragen.
    »Er hat zwei Kinder und eine Exfrau«, sagte Susan.
    »Das heißt noch lange nicht, dass er nicht schwul ist.« Hank griff sich ebenfalls einen Karton. »Menschenskinder, ich hab dreimal geheiratet und bin dreimal geschieden – von derselben Frau. Das heißt noch lange nicht, dass ich plemplem bin.«
    »Hank, danach wollte ich dich schon immer fragen.« Fair lächelte, als die Männer aus der Turnhalle gingen.
    »Ich fahr nach Hause. Danke für das Essen, Susan.« Bonnie küsste Susan auf die Wange.
    »Fahr vorsichtig.« Susan gab ihr auch einen Kuss. »Die hundertvierzig Kilometer sind eine tückische Strecke.«
    »Auf nach Washington.« Linda Osterhoudt machte ihre Kussrunde. »Ruft mich an, wenn ihr raufkommt. Die Oper ist dieses Jahr eine Reise wert.«
    »Machen wir«, sagten Harry und Susan. »He, willst du die Männer das nicht raustragen lassen?«
    »Ich nehm nicht so viel mit nach Hause.« Sie hob ihren kleinen Karton hoch und ging.
    Market kam herein und holte weitere Pappzylinder. Beim Hinausgehen winkte er bedrückt.
    Harry und Susan seufzten gleichzeitig.
    »Es ist zum Kotzen«, entfuhr es Harry.
    »Ja. Rache kann ich ja noch verstehen. Aber warum allen das Treffen verderben?«
    »Das Gehirn deformiert sich wohl nach einer Weile. He, Boom hat’s uns aber gegeben, was? Und weißt du was, sie hat recht. Es ist ihr Körper. Ein Ehemann ist keine Brieftasche. Man kann ihn sich nicht nehmen, wenn er sich nicht nehmen lassen will. Ich rechne es ihr hoch an, dass sie sich gewehrt hat.«
    »Du bist nachsichtig geworden.«
    Harry klatschte in die Hände, um die Tiere zu rufen. »Ich bin’s leid. Nicht nachsichtig. Ich bin’s leid, wütend zu sein, wütend auf sie, wütend auf ihn, wütend auf mich. Geschehen ist geschehen. Ich hab lange gebraucht, bis ich so weit war. Seltsam, irgendwie hat dieses Treffen mir geholfen.«
    »Ich wüsste gern, wie?«, fragte Susan ehrlich interessiert.
    »Mir ist sattsam bewiesen worden, was aus einem Menschen – wer immer er ist – werden kann, der Wut, Hass und den Wunsch nach Rache mit sich herumschleppt. Er gewinnt also. Was gewinnt er? Sein Leben ist auf dieses eine Thema beschränkt, einen sehr großen Schmerz, eine schreckliche Wunde und, scheint mir, einen ebenso schrecklichen Akt der Feigheit. Aber das Leben geht weiter. Unser Mörder hat sich nicht weiterentwickelt. Ich für mein Teil will nicht so sein.« Sie lächelte, als die drei Tiere zu ihr getrabt kamen. »Ich habe genug verbitterte Frauen gesehen, und ich will nicht wie eine von ihnen werden.«
    Susan umarmte Harry innig. »Ich hab dich lieb.«
    »Ich dich auch. Könnte mir keine bessere Freundin wünschen.«
    Die zwei Frauen standen da und hatten Tränen in den Augen.
    »Vielleicht war das Ehemaligentreffen alles in allem gar nicht so übel.« Susan wischte sich und Harry die Tränen fort. »Wollen wir?«
    Sie hoben zwei Kartons hoch und gingen zur Tür hinaus. Harry blieb einen Augenblick stehen und blickte zurück, dann löschte sie das Licht. »Tschüs, Klasse von 1980.«
    Mrs Murphy und Pewter flitzten vor den Menschen her, vollführten ein paar elegante Katzenkreise und warteten an der Tür. Tucker bellte am Eingang; sie war ihnen

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