Rache auf leisen Pfoten
Es war ein Spaziergang, keine Suche nach Krümeln. Sie hatten zu viel gegessen.
»Hihi.« Pewter stieß Mrs Murphy an, als sie beobachtete, wie eine Dame, die ihre Schuhe ausgezogen hatte, mit dem Fuß über die Wade eines Herrn strich. Er trug eine anthrazitgraue Hose.
Mrs Murphy steckte den Kopf unter der Tischdecke hervor. »Boom Boom.«
Pewter tauchte auf der anderen Seite hervor. »Bob Shoaf.«
»Sieh mal einer an«, bemerkte Murphy und verschwand wieder unterm Tisch.
»Ist er nicht verheiratet?« Tucker hätte ihnen gleich sagen können, dass es Boom Boom war, da Tucker sehr auf Schuhe und Gerüche achtete.
»Ja. Er hat seine Madam aber zu Hause gelassen«, erklärte Pewter.
Von ihrem Spaziergang gelangweilt, tauchten die Tiere bei den Buffet-Tischen auf.
»Ich könnte wohl noch ein Stück Fleisch essen.« Tucker blickte hinauf.
»Nicht. Du hast dich vollgestopft. Wenn du zu viel isst, wird dir auf dem Heimweg schlecht«, warnte Mrs Murphy.
Sie führten ihr Gespräch nicht zu Ende, weil ein Ausbruch von Bonnie Baltier sie an deren Tisch lockte.
»Wovon redest du?« Sie schlug mit der Hand auf den Tisch, dass die Teller wackelten.
»Ich dachte, du wüsstest es«, sagte Dennis erstaunt.
Hank beugte sich über Bonnie hinweg zu Dennis. »Von den Frauen wusste es keine, du Armleuchter!«
Bonnie stand auf, ging hinter Dennis vorbei zu Harry. »Wusstest du von einer Gruppenvergewaltigung an dem Tag, als die Jahrgangsbesten gewählt wurden?«
»Nein.« Harry und Susan verschlug es den Atem.
»Ist das wahr?« Bonnie wandte sich aufgebracht an Dennis. »Es muss wahr sein. Warum sollte sich jemand so etwas ausdenken!«
Bob Shoaf hörte auf, mit Boom Boom zu füßeln. Er kniff die Augen zusammen, schob seinen Stuhl zurück, ging zu Dennis und pflanzte sich vor ihm auf. »Rablan, du hast ’ne Macke. Ich würde ja sagen, du bist ein Wurm, wenn das nicht die Würmer beleidigen würde.« Er beugte sich drohend nach vorn, worauf Fair sich erhob, nur für alle Fälle. »Ich weiß nicht, warum du diese Geschichte erfindest, dass Ron Brindell in der Dusche vergewaltigt wurde, ich weiß aber, dass du derjenige warst, der Rex Harnett tot aufgefunden hat und dass sonst niemand in der Toilette war. Für wie blöd hältst du uns eigentlich!«
Vor Wut zitternd, stand Dennis auf und stellte sich kampfbereit vor Bob. »Ich hab das nicht erfunden. Ich wünschte, ich wäre damals eingeschritten. Ich hatte damals ein schlechtes Gewissen und habe es bis heute.«
Bob wollte Dennis an die Gurgel, doch Fair packte Bobs Arme. Bob Shoaf war ein hervorragender Footballspieler gewesen, aber Fair Haristeen war eins neunzig groß und praktizierender Pferdearzt. Er war kräftig und hatte einen nicht unerheblichen Vorteil: Seine Knie waren noch gesund.
»Ihr werdet doch nicht auf ihn hören! Er ist der Schuldige, und der Sheriff wartet nur darauf, dass er einen Fehler macht«, ereiferte sich Bob.
»Warum hätte ich Charlie Ashcraft und Leo Burkey umbringen sollen?« Dennis wurde sonderbar ruhig.
»Du kannst mir viel erzählen«, höhnte Shoaf. »Es ist wie mit deiner Geschichte, du wüsstest, wen Charlie Ashcraft gebumst hat. Du weißt gar nichts. Du sagst das alles bloß, um dich wichtigzumachen. Du hast keinen blassen Schimmer.«
»Hab ich wohl. Und das weißt du genau.«
Inzwischen war Hank Bittner aufgestanden. Alle sahen zu.
»So, und wer ist die Mutter?« Bob trat zurück, er war schon fertig mit Dennis.
»Olivia Ulrich«, sagte Dennis laut.
»Das ist nicht wahr!« Boom Boom schnellte vom Stuhl hoch. »Du lügst. Ich bin nicht die Mutter.«
»Komm schon, Boom. Sein Arsch hat dir gefallen«, spottete Dennis.
Susan, die jetzt neben Harry war, sagte: »Ich habe Dennis noch nie so hämisch erlebt.«
»Ich auch nicht. Irgendwas muss es in ihm ausgelöst haben.«
»Angst«, sagte Mrs Murphy.
»Wenn er sich fürchtet, hätte er zu Hause bleiben sollen.« Pewter rückte von den Menschen ab, falls wieder ein Streit ausbräche.
»Vielleicht ist er hier sicherer als zu Hause«, bemerkte Tucker weise. »Er hat keine Familie. Ist ganz allein. Der Mörder wird ihm vielleicht nicht die Kehle aufschlitzen wollen, aber einige Anwesende hier hätten nichts dagegen. Ich an Dennis’ Stelle würde mir für ein paar Nächte ein Zimmer in einem Motel mieten.«
»Oder er muss vielleicht hier sein«, meinte Murphy scharfsinnig.
Boom Boom deutete zitternd mit dem Finger auf Dennis’ Gesicht. »Weil ich nicht mit dir ins Bett gegangen
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