'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
hier.“
In der nächsten Sekunde erblasste er. „ Was ist passiert? Wie ...?! Ganz ruhig! Ich verstehe dich kaum!“
Nora sah unwohl mit an, wie Thomas den Mund öffnete, jedoch keinen weiteren Ton heraus bekam. Vollkommen geplättet schüttelte er den Kopf.
Bereits nach fünf Sekunden beendete er das Gespräch wieder.
„Was ist los? Wer war dran?“, wollte Nora wissen.
„Xenia!“
„Xenia Boll?“
„Ja, sie wird gerade überfallen! Sie rief lediglich: ‚Tommy, jemand ist in meiner Wohnung. Ich kann nicht ...!’ Das war alles. Dann wurde das Gespräch unterbrochen!“
Nora saß noch perplex auf ihrem Stuhl, als Tommy längst auf den Flur hinausgestürmt war. „Komm schon! Los! Sie braucht Hilfe! Jede Sekunde zählt!“
Auf dem Weg zum Ausgang der Direktion schnappte Tommy sich erneut sein Handy und alarmierte vorsichtshalber den Notarzt.
Dann preschte er unaufhaltsam voran.
28
Es war genau 17 Uhr 59, als Nora ihren Wagen vor dem Studentenwohnheim zum Stehen brachte. Im Nu stürmte Thomas hinaus, zog seine Waffe und nahm Kurs auf den Eingang.
„Hey, warte auf mich!“, forderte Nora ihn auf, während sie noch ausstieg.
„Mach schon! Beeil dich!“
Nora schnappte sich ebenfalls ihre Waffe. Dann hechtete sie hinter ihrem Kollegen her, der bereits vor der Tür stand und wild bei allen Bewohnern klingelte.
Nach einigen Augenblicken erschienen mehrere Studierende aus den vorderen Wohnungen auf dem Flur und sahen zur gläsernen Eingangstür.
„Macht auf! Kommt schon! Los!“, brüllte Thomas ihnen zu, wobei er mehrmals gegen die Scheibe hämmerte. Doch bis sich ein Student zur Tür bequemte, verstrichen weitere wertvolle Sekunden.
„Aus dem Weg!“, schrie Tommy den Studenten an, nachdem dieser die Tür endlich geöffnet hatte. Kurz darauf sprintete der Kommissar den Flur hinab, hob die Pistole an und blieb vor Xenias Tür stehen. Diese war nur angelehnt. Thomas erkannte auf den ersten Blick, dass deren Einsteckschloss zwar noch intakt, das entsprechende Gegenstück im Türrahmen jedoch abgebrochen war. Folglich hatte der Mörder die Tür aufgetreten, um sich Zugang zu der Wohnung zu verschaffen.
Nora positionierte sich neben ihm und nickte entschlossen. Daraufhin trat Tommy mit voller Wucht gegen die Tür. Diese flog krachend auf, prallte gegen die Innenwand und federte zurück.
Der Wohnraum war hell erleuchtet. Sofort sahen die Ermittler Xenia Boll am Boden liegen. Die Studentin lag vor ihrem Bett auf dem Bauch.
Thomas schoss vor. Nora wollte ihn noch aufhalten, doch er war bereits leichtsinnig in den Raum hineingestürmt. „Xenia! Geht es dir gut? Sag etwas!“
„Pass auf deine Seiten auf, Tommy!“, warnte Nora ihn, während sie die Kochecke kontrollierte und die Tür zum Badezimmer ins Visier nahm.
Ihr Kollege sah sich jedoch nur kurz im Wohnraum um. Er war zu sehr auf Xenia konzentriert. Derart unprofessionell kannte Nora ihn nicht. Falls der Mörder sich noch immer in der Wohnung aufhielt, war Thomas ihm soeben blindlings in die Falle gelaufen. Offensichtlich schien er mehr für Xenia zu empfinden als er zugeben wollte.
Mein Gott, Tommy! Konzentrier dich! Achte auf dein Umfeld! Noch ist die Wohnung nicht gesichert!
Da Thomas weiterhin vollkommen auf Xenia fixiert war, begab Nora sich zunächst zu ihm in den Wohnraum, um diesen zu überprüfen. Sie kontrollierte jede Ecke, sah in den Kleiderschrank, linste hinter die Kommode und blickte unter das Bett. Erst danach inspizierte sie das kleine Badezimmer. Neben der Dusche war ein winziges Waschbecken angebracht. Über diesem hing ein Spiegel. Diverse Hygieneartikel standen auf einem Regal neben der Toilette. An einem Haken dahinter hing eine dunkle Jacke, auf deren Vorderseite ein rotes Drachenemblem gestickt war. Das war alles. In der gesamten Wohnung hielt sich niemand versteckt.
Mit dieser Gewissheit atmete Nora durch. Gott sei dank!
Tommy hatte Xenia mittlerweile auf den Rücken gedreht. „Sie lebt noch! Meine Güte, sie lebt noch!“, stieß er hektisch aus, während er ihren Kopf mit beiden Händen anhob. Dann strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, schnappte sich ein Kissen vom Bett und schob es unter ihren Kopf.
„Wo zum Teufel bleibt der Notarzt?!“, brüllte er außer sich vor Zorn. „Xenia braucht Hilfe! Sofort!“
Die Studentin trug einen dünnen Pullover zu einer Jeans. Sie hatte ihre Augen geschlossen. Ihr Gesicht war überaus blass. In ihrer linken Schulter konnte Tommy einen blutigen Einstich
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