'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

Xenia Boll?“
    Nora bemerkte, dass Tommy seine gesamte Körpermuskulatur anspannte.
    „Ja, Xenia Boll war auch mit dem Professor im Bett. Davon habe ich zwar keine Fotos, aber Sie können mir ruhig glauben. Zudem trieb der Kerl es mit Franziska Zucker und noch einer anderen Tussi, die ich allerdings noch nicht identifiziert habe. Es ist eine Blondine. Sie ist ebenfalls sehr jung. Wenn Sie wollen, kann ich auch ihr ein wenig hinterherschnüffeln.“
    „Sie haben diese Fotos also selbst geschossen?“, wollte Nora wissen, wobei sie die Bilder in die Luft hielt.
    „Ja, das sind meine Kunstwerke.“
    „Haben Sie uns nicht gesagt, dass Sie Franziska Zucker nicht nachspioniert hätten, nachdem sie Sie abserviert hatte?“
    „Das war gelogen“, legte Dennis die Karten offen auf den Tisch. „Wie armselig ist denn bitte ein 23-jähriger Mann, der seiner Exfreundin wochenlang nachläuft? Es war mir peinlich, die Wahrheit zu sagen, okay? Aber jetzt gebe ich gerne zu, dass ich in sie verknallt war. Und zwar richtig. Daher beobachtete ich sie eine ganze Zeit lang. Dabei sah ich, dass sie sich mit diesem Kerl auf den Fotos traf. Also wollte ich wissen, wer der Typ ist. Und so kam eins zum anderen. Ich gebe auch zu, dass ich unglaublich schadenfroh war, als ich herausfand, dass der Professor noch zig andere Tussis vögelt.“ Er seufzte wehleidig. „Aber ich konnte nicht ahnen, in welchen Scheiß ich durch diese ganze Sache hineingezogen werde. Niemals hätte ich gedacht, dass dieser Professor anfängt, eine Studentin nach der anderen zu ermorden.“
    „Trotz dieser Fotos ist das weiterhin nur eine Vermutung von Ihnen. Es ist im Grunde sogar eine haltlose Unterstellung“, erklärte Tommy.
    „Wie bitte? Es liegt doch wohl auf der Hand, dass der Professor hinter den Morden steckt! Sicherlich bekam er Angst, dass seine Frau von seinen Affären erfährt. Also musste er die Mädels loswerden. Vielleicht drohten sie ihm auch, seiner Frau von den Affären zu berichten, wenn er ihnen keine guten Noten gab. Da gibt es genug Möglichkeiten. Für mich steht deshalb eine Sache fest: Es ist kein Zufall, dass der Professor ausgerechnet mit den Studentinnen im Bett war, die nun ermordet wurden. Und wenn Xenia Boll bisher noch lebt, dann sollten Sie ernsthaft in Erwägung ziehen, sie zu beschützen. Und auch die andere, die ich bisher noch nicht identifiziert habe. Wollen Sie jetzt eigentlich, dass ich ihr ebenfalls ein wenig nachschnüffele?“
    „Nein, das wollen wir nicht“, entgegnete Tommy brüsk. „Sie werden sich aus dieser ganzen Sache heraushalten, ist das klar?!“
    „Wenn Sie es so wollen.“ Dennis hob die Achseln. „Dann kann ich ja wieder gehen. Ich hoffe, dass ich Sie mit den Fotos ein wenig weiterbringen konnte. Einen schönen Tag noch.“ Der 23-Jährige begab sich zur Tür.
    „Einen Moment noch!“, hielt Tommy ihn auf. „Wo waren Sie eigentlich zum Zeitpunkt des zweiten Mordes?“
    „Das war vorgestern zwischen 16 und 18 Uhr, oder?“
    „Stimmt.“
    „Da war ich im Rathaus. Die Leute dort mussten meine Daten korrigieren, weil ein Systemfehler vorlag.“
    „Das lässt sich leicht überprüfen.“
    „Natürlich lässt sich das leicht überprüfen. Tun Sie sich keinen Zwang an. Ich habe nichts zu verbergen.“
    „Aber woher wissen Sie überhaupt, wann der zweite Mord verübt wurde?“
    „Äh, das stand in den Zeitungen.“ Nach diesen Worten verließ Dennis fluchtartig das Büro.
    Während Thomas dem 23-Jährigen skeptisch nachblickte, wollte Nora von ihm wissen: „Wer ist Xenia Boll? Woher kennst du sie?“
    „Sie ist eine Studentin hier an der Uni. Ich habe sie vorgestern im Blue Note kennengelernt.“
    „Oh Gott. Sie war einer deiner One-Night-Stands, richtig?“
    „Nein, das war sie nicht. Aber ich möchte nicht darüber reden.“
    „Es scheint aber wichtig zu sein. Denn wenn Ralf Müller mit den beiden bisherigen Mordopfern Affären hatte, dann riecht das tatsächlich nach einem Motiv. Und wenn Xenia Boll ebenfalls mit ihm -“
    Die Titelmelodie von Beverly Hills Cop schallte plötzlich so laut durch den Raum, dass Nora verdutzt innehielt. Gleichzeitig atmete Thomas erleichtert auf. Den besagten Handyklingelton hatte er sich schon vor einigen Jahren zugelegt, weil der Film zu seinen absoluten Favoriten gehörte. Da der Kommissar nun überaus dankbar war, dass er aufgrund des eingehenden Anrufs nicht mit Nora über Xenia sprechen musste, meldete er sich fröhlich: „Hallo? Thomas Korn