'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

wie vom Erdboden verschluckt zu sein.
    „Was’n los?!“, erkundigte Julia sich.
    „Wo ist Weller?!“
    „Keine Ahnung, vergiss den Kerl! Entspann dich!“
    „Ich bin voll entspannt! Sieht man das nicht?!“
    Während ihrer tiefgründigen Unterhaltung hatten die beiden einander wegen des hämmernden Basses der Rockmusik selbst kaum verstehen können. Das kümmerte sie allerdings nicht besonders, da sie ab sofort nur noch feiern wollten. Einzig und allein das zählte.
    Was immer auch passieren mochte.

20
    Thomas hatte sich alle wichtigen Details notiert. Er legte seinen Schreibblock vor sich auf den Tisch und tippte sich an die Nasenspitze. „Gabriella hatte also einen festen Freund?“
    Jasmin ergriff ein Sofakissen, schlang ihre Arme darum und bejahte die Frage. Dadurch bot sie Tommy ausreichend Anlass zu Spekulationen.
    Wieso haben die Zanks mir nichts von diesem Freund erzählt?
    Binnen kurzer Zeit spukten ihm zwei mögliche Antworten im Kopf herum: Entweder wussten die beiden gar nichts von Gabriellas Liebesbeziehung oder sie wollten diese Information aus einem bestimmten Grund vor ihm verheimlichen.
    Brühwarm fiel ihm Jürgens konservative Äußerung ein, derzufolge er seiner Stieftochter einen Freund aus Altersgründen verboten hätte.
    „Kennst du diesen Stefan genauer, Jasmin?“, hakte er schließlich bei der Schülerin nach.
    „Nein, ich weiß nur, dass er Student ist und Peters mit Nachnamen heißt. Und er wirkte auf der Klassenfeier ziemlich vollgedröhnt. Seine Augen waren glasig, die Haut sehr blass, er redete nicht viel und schien völlig übermüdet gewesen zu sein.“
    „Hm, interessant. Und ist diese Julia, von der du eben erzählt hast, zufällig Julia Bartel?“ Kaum hatte Jasmin diesen Namen bei ihrer Erzählung zum ersten Mal erwähnt, da war Tommy prompt der zweite Name eingefallen, den Jürgen Zank ihm am Telefon genannt hatte.
    „Ja, das ist sie. Sie ist meine beste Freundin. Kennen Sie Julia etwa?“
    „Noch nicht. Aber das sollten wir wohl schnell nachholen.“ Diese Erkenntnis richtete Tommy eher an Nora als an Jasmin.
    Seine Kollegin nickte und fragte die 16-Jährige: „Könntest du uns wohl auch noch kurz darüber aufklären, wer dieser Herr Weller ist?“
    „Ja, leider kann ich das. Der Typ ist unser dämlicher Klassen- und Vertrauenslehrer.“
    „Jassi, achte auf deine Wortwahl!“, verlangte Anna und bedachte ihre Tochter mit einem strengen Blick. „Ein Lehrer ist eine Respektsperson!“
    „Ja, klar“, nuschelte Jasmin spöttisch.
    „Der Mann ist euer Klassenlehrer?“, hakte Thomas nach.
    „Ja. Wenn Sie mich fragen, dann hatten ihn seine bescheuerten Zicken zu der Feier eingeladen.“
    Entrüstet stieß Anna ihr in die Seite. „Reiß dich zusammen, Jasmin. Welche Worte nimmst du denn heute in den Mund? So wurdest du nicht erzogen. Was sollen die Kommissare von uns denken?“
    Ist mir doch egal , dachte die 16-Jährige. Warum macht ihr euch immer so viele Gedanken darüber, was andere Menschen von uns denken? Das regt mich voll auf!
    „Jetzt mal langsam“, versuchte Tommy seine Gedanken zu ordnen, um mit den konfusen Aussagen der Schülerin mitzukommen. „Herr Weller ist also euer Lehrer. Welche Fächer unterrichtet er, und von welchen Zicken redest du?“
    Die Jugendliche stöhnte erneut auf, woraufhin Anna ihr einen zweiten Stoß verpasste. „Was ist nur los mit dir? Du bist doch sonst nicht so abweisend und aggressiv.“
    „Wenn’s um Weller geht, schon.“
    „Wenn es um Herrn Weller geht“, verbesserte Anna sie.
    Jassi richtete sich wieder an Thomas, wobei sie die Verbesserung ihrer Mutter geflissentlich missachtete: „Weller lehrt Deutsch und Geschichte. Mit seinen Zicken meine ich die dummen Hühner, die sich von ihm helfen lassen.“
    „Helfen? Er erteilt einigen deiner Mitschülerinnen Nachhilfe, meinst du das?“
    Jassi lachte. „Nein, ganz bestimmt nicht. ZuAlbert Weller gehen die Mädels, die angeblich Probleme haben.“ Bei dem Wort ‚ Probleme’ malte sie Gänsefüßchen in die Luft.
    „Du meinst anscheinend keine ernsthaften, psychisch bedingten Probleme?“
    „Nein, ganz sicher nicht. Weller bequatscht die Mädels so lange, bis sie glauben , Probleme zu haben. Sobald ein Junge ein Mädchen auch nur falsch ansieht, versucht er ihr einzubleuen, dass sie von ihm belästigt würde. Dann bietet er ihr an, sich mit ihm ausführlich darüber in seiner Sprechstunde zu unterhalten. Merkwürdig, oder nicht?“
    „Ja, sehr merkwürdig. Ein