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'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

Titel: 'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Linnemann
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sich nicht erinnern, aber nach wie vor lag sie gefesselt auf der steinharten Matratze und trug noch immer ihr weißes T-Shirt sowie ihre blaue Schlafanzughose. An der rechten Wand leuchtete weiterhin die Neonröhre. Inzwischen konnte sie deren grellen Schein allerdings einigermaßen ertragen. Ihre Augen schienen nicht mehr überempfindlich zu reagieren.
    Als die Schülerin sich umsah, registrierte sie, dass sie in einem nahezu quadratischen Raum lag, umgeben von vier kahlen Wänden und einer weißen Decke. Lediglich das Bettgestell und die Neonröhre befanden sich in dem Zimmer. In die Nordwand, fünf Meter von Julia entfernt, war eine Holztür eingelassen, die derzeit geschlossen war.
    Gerade wollte die 16-Jährige sich den Schweiß von ihrer Stirn wischen, da hinderten die Handfesseln sie daran.
    Aber was ist das? Kann das wirklich wahr sein?! Unverhofft hatte Julia das Gefühl, ihre rechte Hand mit viel Glück und noch mehr Kraft aus der Schlinge ziehen zu können. Die linke Fessel war eindeutig zu stramm. Sie schnitt ihr tief ins Fleisch und hinterließ einen roten Striemen auf der Haut. Doch ihre rechte Handfessel wirkte weitaus lockerer. Sofort zog Julia den gesamten Arm unter größter Anstrengung herunter. Ihr Gesicht verzog sich zu einer Miene des Grams, als die Fessel über ihre Haut rutschte und diese so stark abschürfte, dass Julia die Empfindung bekam, sich wie eine Schlange zu häuten. Sie schrie laut auf, verstummte aber sogleich wieder. Aus Angst. Hatte sie sich durch den Schrei verraten? Hielt sich jemand in der Nähe auf, der sie hören konnte und nun genau wusste, dass sie aufgewacht war? Stocksteif blieb sie liegen und rührte sich nicht.
    Zu ihrer Beruhigung erschien jedoch niemand. Es zeigte sich keine Menschenseele. Ihr Entführer tauchte nicht auf.
    Mit dieser Gewissheit zog Julia prompt wieder an der Fessel. Und tatsächlich konnte sie diese noch weiter lösen, konnte sich immer weiter befreien.
    Doch kurz bevor sie ihre Hand endgültig aus der Schlinge ziehen konnte, sträubte sich die Fessel äußerst widerspenstig gegen den Fluchtversuch.
    Das kann nicht alles sein! Streng dich mehr an!
    Julia witterte, dass sich ihr gerade die einmalige Chance zur Flucht bot. Wenn sie diese nicht nützte, würde sie womöglich nie wieder Tageslicht sehen. Dann läge sie bis in alle Ewigkeit in diesem schäbigen Raum und würde schrittweise vor sich hin vegetieren.
    Soweit darf es nicht kommen. Niemals! Komm schon, Mädel, komm schon!
    Langsam schob sich die Fessel über ihr Handgelenk. Die Haut brannte wie Feuer und begann leicht zu bluten, aber gerade dieser Umstand kam Julia sehr gelegen. Vielleicht könnte sie die Fessel mithilfe des Blutes leichter über die Hand schieben. Möglicherweise wirkte das Blut wie Schmierseife. Julia wagte es kaum zu hoffen, doch in der Tat sollte es ihr nach und nach gelingen, die Hand vollständig aus der Schlinge zu ziehen.
    Das gibt es nicht! Ich habe es geschafft! Ich habe es wirklich geschafft!
    Sogleich bearbeitete sie die zweite Handfessel. Jedoch dauerte es sehr lange, die Knoten zu lösen.
    Wie viele Scheißknoten sind das denn, zum Teufel?
    Mindestens zwei weitere lagen noch vor ihr.
    Dann zuckte sie Hals über Kopf zusammen.
    Nein! Nein! Nicht doch!
    Hinter der Wand zu ihrer Rechten ertönten Schritte. Männliche, feste Schritte näherten sich dem Raum im schnellen Tempo. Julia erstarrte. Sie hielt den Atem an.
    Der Mörder kam zurück.

    Am späten Nachmittag saß Nora in Tommys Büro und erwartete seinen kritischen Lagebericht. Ihr Kollege stand vor einer Magnetwand, an der die Fundortfotos der vierten Leiche befestigt waren. Er schnippte mit dem Zeigefinger gegen das erste Foto und erklärte: „In dieser Haltung haben die Kollegen ihn vor wenigen Stunden in einem geschaufelten Grab gefunden. Sein Ausweis steckte in der rechten Hosentasche.“
    Auf dem Bild lag Stefan Peters’ Leichnam der Länge nach in einem Leichensack. Der Student trug ein rotes T-Shirt, eine Bluejeans sowie Tennissocken. Die Gläser seiner Brille waren zerbrochen, deren Bügel sichtbar verbogen. In seinen Haaren hatte sich Erde festgesetzt. Seine Arme hatte er auf dem Bauch gekreuzt. An der linken Schläfe prangte eine Platzwunde, deren Kruste über die Wange bis zum Hals hinabreichte.
    „Dabei sprachen einige Fakten dafür, dass Stefan der Täter war. Er war der Letzte, der mit Gabriella zusammen gesehen wurde und seit dem Fund ihrer Leiche unauffindbar“, rekapitulierte

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