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Rache der Königin

Rache der Königin

Titel: Rache der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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viele Zuschauer auch zugegen sein mochten. Und saugte
     der kleine Schreihals dann gestillt in vollen Zügen, streichelte sie ihre Brust zärtlich mit ganzer Hand und lobte sie für
     ihre Ergiebigkeit.
    »Mein Freund«, sagte Madame de Brézolles, als wir auf der |11| Freitreppe anlangten, »erlaubt, daß ich Euch gleich wieder verlasse, um mich auf meinem Zimmer ein wenig frisch zu machen.
     Kommt Ihr in einem halben Stündchen in mein Kabinett, daß wir miteinander frühstücken?«
    Ach, was für einen Blick sie mir vor dem Gehen schenkte, ich kann es nicht beschreiben, zumal es ein ganz kurzer Blick war,
     denn schon kamen Kammerfrauen und Diener munter aus den anderen Kutschen gesprungen und erklommen quasi im Laufschritt die
     Stufen des Perrons, wo sie nur innehielten, um mich, den sie bereits als ihren Herrn ansahen, bodentief zu grüßen. Doch Madame
     de Bazimont, die Intendantin, die neben mir auftauchte, brachte Ordnung in den Schwarm, indem sie jedem und jeder die Aufgaben
     für die nächste Stunde zuteilte. Nachdem sie ihrer Pflicht genügt hatte, erwies sie mir eine halbe Reverenz – einen tieferen
     Knicks verbot ihr das Alter – und hob ihre freudefeuchten Augen.
    »Monseigneur, ist dies für Euch und uns alle nicht ein Segenstag?«
    »Ganz gewiß, Madame«, erwiderte ich, wohl wissend, wie dieses »Madame« ihr schmeichelte, denn trotz dem »de« vor ihrem Namen
     war sie nicht adlig, Bazimont hieß nur ein Stückchen Land, das ihr seliger Mann einst gekauft hatte.
    »Monseigneur«, bat sie, »darf ich von Euch Urlaub nehmen? Mit dem Aufgabenerteilen ist es ja nicht getan«, fuhr sie weise
     fort, »man muß achtgeben, daß sie auch erfüllt werden.«
    Kaum hatte ich zugestimmt, erschien Hauptmann Hörner, meine Befehle einzuholen.
    »Was sind das dort für Leute?« fragte ich ihn, auf die Eskorte weisend, die Madame de Brézolles herbegleitet hatten.
    »Schweizer, Monseigneur, genauso wie jene, die Euch zu dienen die Ehre haben.«
    »Wie steht es mit ihren Pferden?«
    »Müde sind sie, und mehrere haben ein Eisen verloren.«
    »Dann sollen die Männer, bevor Madame de Brézolles sie bezahlt und entläßt, einen Tag und eine Nacht hier rasten, damit sie
     ihre Pferde versorgen und beschlagen können. Wie findest du sie, Hörner?«
    »Es sind Schweizer!« wiederholte er in einem Ton, als bürgte das Wort Schweizer allein für alle Tugenden der Welt.
    »Gut«, sagte ich, »dann bewirte sie, wie sie es verdienen. |12| Geiz nicht mit Fleisch noch Wein, gib letzteren aber dennoch mit Maßen.«
    »Seid unbesorgt, Monseigneur.«
    Vor Glück spürte ich den Boden nicht, als ich auf mein Zimmer eilte. Flugs warf ich mein Wams ab, um mich zu rasieren, da
     klopfte es an der Tür, die ich nicht verriegelt hatte, und Nicolas de Clérac trat ein.
    »Monseigneur, braucht Ihr Euren Junker?« fragte er.
    »Aber nein, Chevalier! Geh nur. Deine schöne Frau langweilt sich ohne dich zu Tode.«
    »Ach, Monseigneur«, sagte er, froh, daß er von ihr sprechen durfte, »Henriette ist ganz aufgeregt, weil Madame de Brézolles
     zurückgekehrt ist, und sie bangt, daß sie ihr nicht gefallen könnte.«
    »Unsinn, Chevalier. Sie wird ihr sogar sehr gefallen, das versichere ich dir, und nun geh ihr das sagen.«
    »Noch etwas, Monseigneur.«
    »Ich höre.«
    »Madame de Bazimont läßt Euch ausrichten, das Kindchen schlafe jetzt am Busen der Amme. Ihr könnt es erst nach dem Frühstück
     sehen.«
    Und mit erneuter Verbeugung entschwand Nicolas, ich aber seifte meine Wangen, um selbst das Messer anzulegen, denn nie überließ
     ich mich dazu einem Barbier, in der Jugend hatte mich ein Pfuscher einmal geschnitten. Hierauf bürstete und legte ich mir
     sorgsam die Haare, um mir durch weitere Verschönerungsversuche die endlose Zeit zu vertreiben, die mich von meiner Schönsten
     trennte. Aber was half es! Offenbar wandte Madame de Brézolles noch weit ausführlichere Sorgfalt auf als ich. Minute um Minute
     verrann noch eine volle Stunde, bis Monsieur de Vignevieille melden kam, seine Herrin erwarte mich.
    Im Kabinett von Madame de Brézolles war der Tisch reizend gedeckt, sicherlich nach ihren besonderen Anweisungen, dekorierte
     sie doch gern auch die kleinsten Dinge und machte sie zu Kunstwerken. Nach einem bewundernden Blick für diese ihr eigene Eleganz
     hingen meine Augen allerdings nur mehr an ihrer Zimmertür, so sehnlich wartete ich, daß diese sich öffne. Sehnlich, sage ich,
     und nicht ungeduldig, denn ich wußte,

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