Rache der Königin
Adelsrang mitteilte, |15| wollte ich nicht zu sehr vorpreschen, damit Ihr nicht denkt, ich fühlte mich, weil nun Herzog, Eures Jaworts bereits sicher.«
»Mein Freund, dieser Skrupel ehrt Euch ungemein.«
»Nein, nein, Liebste! Begreift ihn lediglich als einen Ausdruck meiner ›funkelnden Demut‹.«
Worauf sie lachte und ihr schönes Gesicht eine entzückende Weichheit annahm.
»Also«, fragte sie halb lächelnd, halb bebend, »liebt Ihr mich?«
»Ja, Madame.«
»Und wollt um meine Hand bitten?«
»Gewiß.«
»Dann bittet!«
»Aber, Madame«, sagte ich etwas verdattert, »habe ich das nicht soeben getan?«
»Durchaus nicht. Bisher habt Ihr nur meine Fragen beantwortet. Jetzt müßt Ihr von Euch aus die Frage stellen.«
»Madame«, sagte ich, »ist das nicht ein bißchen sehr zeremoniell?«
»Monsieur«, sagte sie mit einem hinreißenden Lächeln, »auch wenn Ihr langjährige Erfahrungen mit Frauen habt, kennt Ihr sie
doch noch immer nicht. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, mein Freund, welch tiefe Freude es einer Frau bereitet, wenn der Edelmann,
den sie seit Ewigkeiten liebt, rundweg sagt: ›Meine Freundin, ich liebe Euch und möchte Euch heiraten.‹«
»Mit Verlaub, Madame, käme diese Frage nicht ein bißchen spät, da wir miteinander schon ein Kind gemacht haben?«
»Und wenn schon, trotzdem könnte ich immer noch nein sagen.«
»Was soll das heißen, Madame?«
»Ach, Monsieur, streiten wir nicht. Macht bitte nur, was ich will.«
»Ich bin ja bereit, Euch zu willfahren, Madame. Dennoch kann ich nicht verhehlen, daß ich mir dabei ein bißchen lächerlich
vorkomme.«
»Das ist es doch aber, Monsieur! Gerade das Lächerliche wird mir ins Herz gehen.«
»Teufelin! Ihr wollt mich zum besten haben! Gut denn! Der Wein ist gezogen, er muß getrunken sein. Soll ich zu meiner Erklärung
aufstehen?«
|16| »Das reicht nicht. Am schönsten wäre es, Ihr fielt vor mir auf die Knie.«
»Madame, Ihr wißt doch, daß ein Herzog das Knie nur vor König und Königin beugt.«
»Bin ich nicht Eure Königin?«
»Gewiß seid Ihr das, aus tiefstem Herzen sage ich es. Aber soll das heißen, daß Ihr in meinem Haus das erste Wort haben wollt?
Wißt Ihr nicht, wie man einen Mann verlacht, dessen Frau die Hosen anhat?«
»Pfui, Monsieur! Verkennt mich nicht! Sowie Ihr mir die Frage gestellt habt, die ich so gern von Euch hören möchte, bin ich
auf immer Eure ergebene, gehorsame und untertänige Dienerin.«
»Madame, das Versprechen gilt.«
Womit ich mich von meinem Lehnstuhl erhob, vor Madame de Brézolles hintrat und mich tief verneigte, doch ohne daß mein Knie
den Boden berührte.
»Madame«, sprach ich mit allem Ernst, »ich liebe Euch von Herzen, und Ihr würdet mich zum glücklichsten Menschen machen, wenn
Ihr mir Eure Hand reichen wolltet.«
»Hier ist sie!« sagte sie.
Doch damit nicht genug, stand sie auf, fiel mir in die Arme, und indem sie sich eng an mich schmiegte, küßte sie mein ganzes
Gesicht, ohne ein Fleckchen auszulassen, wie im Sturm, der mich zugleich mit Glück erfüllte und mir den Atem benahm.
***
Der König, der vom Kardinal gehört hatte, daß Madame de Brézolles nach Saint-Jean-des-Sables zurückgekehrt war, ließ mir durch
Monsieur de Guron ausrichten, es wäre ihm lieb, wenn unsere Trauung spätestens am elften November stattfände, weil er am Dreizehnten
nach Paris reisen müsse. Da er, fügte er hinzu, meiner Hochzeit beiwohnen und mein Trauzeuge sein wolle, wünsche er, die Messe
wäre kurz, weil er beim Drunter und Drüber vor seiner Abreise wenig Zeit habe. Trotzdem wolle er sich am Zwölften Muße lassen,
damit ich ihm die Herzogin von Orbieu in größerer Ruhe als in der Kirche vorstellen und er sie an seinem Hof empfangen könne.
Ich möge also mit ihr an jenem Tag um Schlag elf Uhr bei ihm sein.
|17| Als meine Schöne das hörte, war sie gleichzeitig höchst geschmeichelt und aufgeregt.
»Jesus!« rief sie, »wo nehme ich in der kurzen Zeit nur meine Sachen her, wenn wir schon am Elften heiraten?«
»Liebste«, sagte ich, »eine Witwe, die sich wiedervermählt, muß keinen Brautstaat anlegen: Wählt einfach Euer schönstes Kleid.«
»Und wenn es noch hergerichtet werden muß?« rief sie. »Können wir die Hochzeit nicht wenigstens um einen Tag verschieben?«
»Liebste«, sagte ich, »soll ich den König fragen, ob er seine Reise Euretwegen aufschieben kann?«
»Warum nicht?« sagte sie und fiel mir, übermütig lachend, um den
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