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Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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nicht aus den Augen lassen wollte– und Finnlaith und Ospak gingen mit ihren Schilden voran, falls die Sache unangenehm werden sollte. Bei jedem Schritt, mit dem wir uns ihren Pfeilen näherten, zog sich mir der Magen zusammen. Als ich glaubte, dass wir nahe genug seien, dass sie uns hören könnten, ohne dass wir zu laut brüllen mussten, blieben wir stehen, und ich rief sie an.
    Ein Kopf tauchte auf, er trug einen blauen Hut mit einem Pelzrand, was hierzulande vielleicht Reichtum andeuten sollte, denn alle, die ich bisher gesehen hatte, waren barhäuptig gewesen. In dem eisengrauen Bart unter dem blauen Hut war sein Mund nicht zu sehen, aber ich wusste genau, er würde ein dünner Strich sein.
    Er war ein rauer Bursche, dieser Stammesführer, ein müder, abgekämpfter Mann, auch wenn er sich zu einem Blauhut mit Pelzrand hochgearbeitet hatte. Denn selbst aus dieser Entfernung sah ich die Furchen, die Wetter und Sorgen in sein Gesicht gegraben hatten.
    » Wir kommen, um zu handeln!«, rief ich und merkte sofort, wie dumm das klingen musste, denn wir hatten gerade ein halbes Dutzend seiner Leute umgebracht, ein großer Verlust für ein Dorf dieser Größe. Er verlor auch keine Zeit, uns darauf aufmerksam zu machen, und ich war überrascht, dass er Nordisch sprach.
    » Sieht aus, als bräuchten wir dich doch nicht mehr, Christenratte«, knurrte Styrbjörn und versetzte Pall einen Tritt, dass der aufschrie.
    » Verzieht euch, Sklavenhändler«, rief Blauhut, dessen Worte der Wind klar zu uns herübertrug. » Hier gibt es nichts für euch.«
    » Ich suche einen Mönch«, rief ich zurück. » Einen schwarz gekleideten Griechen. Er hat einen Jungen bei sich.«
    Einen Moment war es still, während wir schwitzten und die Mücken uns belästigten.
    » Ist er euch entwischt?«, fragte Blauhut. » Gut!«
    Ich seufzte. Es würde ein langer, schwerer Tag werden.
    » Wir könnten handeln«, fing ich an und versuchte, mir meine Müdigkeit und Verzweiflung nicht anmerken zu lassen– aber plötzlich trat Hlenni vor und hob den kleinen blonden Jungen hoch in die Luft, sodass man ihn ganz deutlich sehen konnte. Dem Jungen gefiel das, er lachte und quietschte vor Vergnügen.
    » Siehst du?«, rief er. » Wir kommen nicht in böser Absicht.«
    Eine Frau schrie auf– vielleicht die Mutter, und ich fragte mich, wie ihr Mann ihr erklären würde, dass er ohne das Kind fortgelaufen war.
    Hlenni trat vor und jemand– später dachte ich, es sei der rote Njal gewesen– rief seinen Namen, aber Hlenni ging mit dem Kind im Arm bis ans Tor, wo er es absetzte.
    » Murre nicht mit deinen Gästen, und jage sie nicht vom Tor«, sagte Hlenni grinsend zum roten Njal. » Wie deine Großmutter wahrscheinlich immer gesagt hat.«
    Der kleine Junge tappte ein paar Schritte, dann fiel er hin und krabbelte ein Stück, dann stand er unsicher wieder auf. Offenbar fühlte er sich verlassen und fing an zu heulen.
    » Lass ihn ruhig und vorsichtig eintreten«, murmelte der rote Njal. » Dem Achtsamen geschieht selten etwas.«
    Oben war ein Streit ausgebrochen, die Frau sprach laut und mit schriller Stimme, sodass es nicht schwer zu erraten war, was dort vor sich ging.
    » Deine Großmutter war…«, sagte Hlenni und wandte sich grinsend an den roten Njal– da traf ihn ein Stein vom Turm.
    Es war ein großer Stein, so groß wie Hlennis dummer Kopf, und es krachte laut, als er seinen Hinterkopf und den Nacken traf; aber noch lauter war unser ungläubiges, zorniges Gebrüll. Hlenni brach zusammen und fiel vornüber, und der rote Njal stürzte laut aufheulend auf ihn zu.
    Pfeile pfiffen und prallten auf unsere Schilde, einige schlitterten durchs nasse Gras. Finnlaith hielt den roten Njal fest, aber der tobte und kämpfte und Ospak stellte sich vor die beiden und hielt schützend seinen Schild hoch.
    Schließlich gelang es uns, den roten Njal fortzuziehen, und langsam beruhigte er sich. Er biss sich auf die Knöchel und zitterte vor Wut, sobald er zu Hlenni hinübersah.
    Das Tor wurde geöffnet, und die Männer kamen herausgestürmt, sie ergriffen das Kind und zerrten Hlenni an den Füßen mit sich, was alle unsere Leute so in Zorn versetzte, dass Finn und ich einige von ihnen mit den Köpfen zusammenstoßen mussten, bis Blut floss.
    Schwitzend hockten wir da, wie Wölfe nach einer missglückten Jagd, keuchend und fassungslos über unseren Verlust.
    » Vielleicht lebt er noch«, wagte Styrbjörn einzuwenden, gedankenlos wie nur jemand sein konnte, den es nicht

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