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Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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und auf die Christenkirche, wo ein Priester in einem Gemüsegarten arbeitete und uns nur einen kurzen Blick schenkte. Er hatte seine braune Kutte zwischen den Beinen hochgesteckt, sodass sie wie eine weite Hose aussah. Die meisten Bewohner hier, einschließlich der Torwächter in ihren Lederpanzern, waren Wenden.
    Pallig wartete an der Tür seiner Halle, umgeben von drei Frauen. Die jüngste, die eher noch ein Mädchen war, stellte er uns als seine Frau vor, und der kleine Junge mit dem Daumen im Mund war Toke, sein Sohn.
    » Und angeblich lassen sie hier nie Frauen rein«, flüsterte Finn verächtlich und lachte über die Lügen der Skalden.
    Ich hatte mir Pallig anders vorgestellt, denn sein Bruder war groß und schlank und einigermaßen gutaussehend, was er durch sein herausgeputztes Äußeres noch unterstrich. Pallig dagegen glich eher einem Schwein. Er war kahlköpfig bis auf ein paar Fransen, die wie schmutziger Flachs um seinen Kopf hingen, und sein dicker Bauch zitterte und bebte wie ein rohes Eigelb.
    Man brachte Bier, Brot und Käse. Krähenbein saß in einiger Entfernung von uns und unterhielt sich angeregt mit Palligs Frau, und nach einigen misstrauischen Blicken in seine Richtung entschied Pallig offenbar, Krähenbein sei zu jung, um sich seinetwegen Sorgen machen zu müssen. Wir saßen auf den Bänken, und Pallig ließ unbekümmert ein Bein über die Armlehne seines Hochsitzes baumeln und breitete leutselig die Arme aus. Doch wir ließen uns nicht täuschen; er und der misstrauische Ljot waren ziemlich beunruhigt über den Besuch der Eingeschworenen, und bei allem Imponiergehabe war sich Pallig keineswegs sicher, ob er im Ernstfall einen Kampf bestehen würde.
    So spielte er eine Runde Tafl und mimte den Unbesorgten.
    » Willkommen in meiner Halle, Orm von Hestreng«, begrüßte er mich. » Der Ruhm der Eingeschworenen reicht weit und ist fast so groß wie der meine. Es ist mir eine Ehre, dich zu Gast zu haben.«
    Doch dann konnte er sich nicht beherrschen, er sah mich näher an und lachte leise. » Du siehst ein wenig mitgenommen aus– war die Überfahrt so rau?«
    Ich antwortete nicht, denn sein Hochsitz, auf dem er aussah wie ein Schwein, das man zum Spaß dort hingesetzt hatte und das jeden Moment herunterzufallen drohte, trug auf dem Rücken die bekannte Schnitzerei: Thor, der vermessen nach der Weltenschlange greift. Er sah meinen Blick und lachte.
    » Gefällt dir mein Thron? Er ist schön, nicht wahr?«
    » Ich kenne ihn gut«, erwiderte ich. » Er hat bis vor Kurzem Ivar Wetterhut gehört. Dann habe ich ihn unterm Arsch gehabt, bis Ljot nach Hestreng kam.«
    Pallig tat überrascht.
    » Dann musst du ihn zurückhaben«, erklärte er mit großzügiger Geste.
    Ich schüttelte den Kopf, und sein Lächeln erstarb, denn mit Ablehnung hatte er nicht gerechnet. Aber ich wusste, welches Spiel er spielte und hatte schon mit besseren Gegnern als ihm Worte auf dem Spielfeld hin und her geschoben.
    » Behalte ihn«, sagte ich. » Denn Ivar hatte ihn, und sein Besitz brannte ab mit allem, was ihm gehörte. Dann besaß ich ihn, und mir passierte das Gleiche. Und wie man sagt, weben die Nornen gern dreifach. Ich kann mir leicht einen anderen Sitz besorgen.«
    » Erst brauchst du mal eine neue Halle«, warf Ljot mit so spöttischem Grinsen ein, dass Pallig ihn wütend ansah. Ich merkte, wie Finn neben mir eine leichte Bewegung machte, um seine Hand möglichst unauffällig näher an seinen Schwertgriff zu bringen.
    » Ach, die wird schon gebaut«, sagte ich unbekümmert. » Sie wird fertig sein, bis wir mit meinem Fostri zu Jarl Brand zurückkehren – ich meine den kleinen Koll, den dein Freund Leo mitgenommen hat.«
    Die Brüder tauschten einen Blick und erinnerten sich zweifellos an die Geschichten von dem unermesslichen Silberschatz der Eingeschworenen.
    Pallig versuchte, diesen unerwarteten Vorstoß zu parieren. Mit listigem Lächeln machte er eine Handbewegung und zwei Männer traten vor– Bärenhäuter, die ich zuletzt gesehen hatte, als sie sich aufmachten, um Hestreng niederzubrennen. Zwischen ihnen stand Styrbjörn. Er war blass, lächelte aber und war gut gekleidet. Seine Hände waren nicht gefesselt, aber er hatte nichts weiter als ein Tischmesser bei sich.
    » Orm Bärentöter«, begrüßte er mich mit einem Nicken. Pallig beobachtete mich, bis ich mich endlich seinem fetten Mondgesicht zuwandte.
    » König Eirik möchte, dass Styrbjörn zu ihm zurückkommt«, sagte ich. » Er ist überzeugt, dass

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