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Rache - die Handschrift des kleinen Mannes - Erlebnisse eines Leipziger Antiquitaetenhaendlers

Rache - die Handschrift des kleinen Mannes - Erlebnisse eines Leipziger Antiquitaetenhaendlers

Titel: Rache - die Handschrift des kleinen Mannes - Erlebnisse eines Leipziger Antiquitaetenhaendlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Schmidt
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neuntausend DM versteigert. All das interessierte mich nicht im Geringsten. Ich redete wie ein Buch auf Mackenrodt ein und konnte schließlich den äußeren, harten Kern dieses Geschäftemachers sprengen. Er zog in Erwägung, diese Scheusale des Leipziger Nordens vom Diebesgut zu befreien. Ich schlug natürlich vor, die gestohlene Ware, falls wir sie in die Hände bekämen, der ehemaligen Besitzerin auszuhändigen. Mackenrodt sah mich an, als redete ich irre und tippte sich an die Stirn. »Wat soll’n dette?«, fragte er, »vielleicht holt die Olle de Pollezei, wat’n dann?! Kannste beweisen, det de ‘ne saubere Weste hast? Nee! Also, wenn ick mir einsetze, denn will ick det Zeuch ooch hamm! Vor allem – wat is’n mit die Bilder, die dort jehang’ haben? Wenn wa rauskriejen, wo der Dieb wohnt, schickich ‘n Paar Leute ins Renn’! Mach’n wa allet ohne Pollezei logo!« Mackenrodt war also mit allen Wassern gewaschen. Ich vermutete sogar, dass er sich irgendwann in der Schutzgelderpresserscene bewegt hat, natürlich nicht als Opfer! Ich sah Mackenrodt so ungläubig an, dass er mir den Hörer seines Funktelefones vor die Nase hielt. Er forderte mich auf, das Polizeirevier am Eutritzscher Markt anzurufen. Nach langem Hin und Her tat ich’s. Eine schnarrende, weibliche Dienststimme war zu vernehmen. Sie fragte nach dem Teilnehmer. Weil ich nicht sofort reagierte, meinte die Teilnehmerin, ich könne gern Fraktur reden, denn auch anonyme Anrufer fänden Gehör! Ich wollte nicht Fraktur reden, denn ich fragte mich, warum und mit wem?! Mir war unklar, wie ich den Fall kurz und trotzdem prägnant schildern sollte, zumal die Dame am anderen Ende der Leitung auf Grund ihrer Zeitknappheit ungehalten wurde. Ich begann also damit, dass ich das Haus, die Wohnung und die hilfebedürftige Person durch reinen Zufall entdeckt hätte. »So etwas gibt’s nicht!«, fiel mir die Polizistin ins Wort. Wut stieg in mir hoch, doch ich fuhr unbeirrt fort und begann den Tatbestand nach meiner Version darzulegen. Nach wenigen Minuten wollte mich die Dame vom Polizeirevier beinahe als den eigentlichen Täter entlarvt haben. Da war die Rede von Alibis, von Nachweisen meiner Identität, von Fingerabdrücken in der Wohnung der Geschädigten und davon, dass es womöglich zwei oder mehr Täter geben könnte. Zum Schluss sollte ich mich unverzüglich zum Revier begeben. Mackenrodt hielt seine rechte Ohrmuschel so an den Telefonhörer, dass er den polizeilichen Wortlaut mitbekam. Er grinste hämisch und nickte mir zu. Dann drückte er die Gabel herunter und das Gespräch war beendet. »Det is nu der Dank von die Bull’n an dir braven Staatsbürja, hmm?«, triumphierte Mackenrodt. Mit der Polizei hatte er nie etwas am Hut. »Keene Angst von wejen die Fangschaltung«, sagte er, »mein wasserjekühltet Funktelefon kann keena orten un außadem isset nich registriert!« Zugegeben – ich war froh, dass mich Mackenrodt über diese Tatsache unterrichtete! Er ging tatsächlich mit einem mobilen Telefon der ersten Generation um und das war gut so! Mein Anruf bei der Polente konnte höchstens mitgeschnitten werden. Mein Bericht war überhaupt Nonsens. Mit einer offiziellen Anzeige gegen Unbekannt hätte ich mein eigenes Grab geschaufelt. Es gab, wie ich später erfuhr, so etwas wie eine Antiquitätenmafia und betreffender Mafiosi, der zurzeit im Leipziger Norden umging, verstand sein Handwerk, sogar in fachlicher Hinsicht!
    Am nächsten Morgen fuhren wir wieder in die Georg-Schumann-Straße. Die Korridortür stand offen, wie am Vortag. »Freilich, ich hab die Tür offen gelassen, wissen Sie, falls ich mal schreien muss!«, gab die Wohnungsinhaberin bekannt. Das Haus war sonst unbewohnt. Wen wollte die Frau bei Gefahr also zusammenschreien? Mackenrodt bewegte sich durch die Wohnung wie ein Elefant im Porzellanladen. Dabei pilgerte er durch alle Zimmer, gaffte in alle Schränke und Schubläden und hob sogar einige Sofadecken in die Höhe. »Dich hamm se ausjenomm’ wie ‘ne Weihnachtsjans, Oma, wahh?!«, so der Flegel Mackenrodt. Dabei sah er der Frau Wachsmuth lachend ins Gesicht, als hätte es sich um einen Dummenjungenstreich gehandelt. Jetzt strich die zum Erbarmen abgehungerte Katze auch um seine Beine. Er erwiderte diese Liebkosung, indem er dem Tier mit der Hand über den Rücken strich, dann verschwand er ohne Worte. Ich nahm an, dass er das Grundstück nach Brauchbarem inspizieren wollte. Nach wenigen Minuten stand Mackenrodt wieder im Flur und

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