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Rache - die Handschrift des kleinen Mannes - Erlebnisse eines Leipziger Antiquitaetenhaendlers

Rache - die Handschrift des kleinen Mannes - Erlebnisse eines Leipziger Antiquitaetenhaendlers

Titel: Rache - die Handschrift des kleinen Mannes - Erlebnisse eines Leipziger Antiquitaetenhaendlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Schmidt
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regungslos vor uns und war sichtlich froh, so glimpflich davon gekommen zu sein. Wir gaben ihm seinen Gürtel zurück, den wir ihm provokatorisch aus dem Mantel zogen, sowie Brieftasche, Pass und Kollegmappe. Anschließend quetschten wir ihn nach Strich und Faden aus. Gerlach schien wirklich nur Bubach’s Lakai zu sein, gegen den wir nichts in der Hand hatten. Dass wir diesen Gerlach auf den Kopf stellten, war eigentlich nur die Genugtuung kleiner Leute, die sich ungerecht behandelt fühlten, mehr nicht. All das geschah unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Bubach dingfest zu machen, wäre mit einem Zeugen wie Gerlach nie gelungen. Überhaupt, es schien aussichtslos, denn wir hatten keinerlei Beweismaterial. Ich war mir nun sicher, dass dieser Bubach gar nicht existierte! Wir eskortierten Gerlach zu seinem Wagen und warteten, bis er davonfuhr. Nach wenigen Metern stoppte er sein Fahrzeug, fuhr im Schritttempo weiter, kurbelte das Fenster herunter und schwor uns bittere Rache. Dabei krachte er mit dem rechten Vorderrad gegen eine Bordkante und knallte mit der Stirn von innen gegen die Windschutzscheibe. Nach einigen Sekunden setzte er seine Fahrt fort. »Das kann ja heiter werden«, dachte ich mir, »diese Scheinfirma ist im Besitz meiner Adresse!«.

Heiße Kaffeelorke als Waffe

    »Mit dem Hut in der Hand kommt man durchs ganze Land!« – ein alter, aber toller Spruch, welcher oft durch meine liebe Großmutter geprägt wurde. »Anstand ist das halbe Leben!« Auch diese Redewendung sollte für mich Richtschnur sein! »Trotzdem – Holzauge sei wachsam!«, sagte ich mir seit dem Desaster mit der Detektei Bubach.
    Ich ging die Stellenangebote in der Süddeutschen, Mitteldeutschen und der Leipziger Volkszeitung und des Leipziger Stadtanzeigers durch. Da suchte z.B. ein expandierendes Unternehmen Textilverkäufer mit unbegrenzten Verdienstmöglichkeiten. »Das wärs! Vielleicht habe ich die erste Million bald im Kasten!« sagte ich mir. Dann blätterte ich zur nächsten Seite, weil ich an die Pleite hinsichtlich des versuchten Teppichverkaufes von neulich nicht erinnert werden wollte. Auf Grund meiner Deprimiertheit war ich bereit, nahezu jeden Job anzunehmen und biss bei einer Fensterbaufirma aus Sindelfingen an. Diese Firma benötigte dringend einen Außendienstmitarbeiter zu besten Konditionen. In Aussicht stand ein »Bombengehalt«, vertraglich gebunden und fest, mit betriebseigenem PKW. Ich hatte, nach dem ich die Anzeige intus hatte, fast an einen Jumbojet mit eigenem Piloten geglaubt. Nach dem Anzeigentext zu urteilen, wurde sogar ein fünfstelliges Gehalt in Aussicht gestellt. Allerdings blieb offen, für welchen Zeitraum. Ich sagte mir, Angriff ist die beste Verteidigung und begab mich in die Höhle des Löwen, ohne Netz und doppelten Boden, ohne Voranmeldung, nur mit dem Vorsatz, den Gebietsleiter von mir selbst zu suggerieren. Da prasselten plötzlich Vorurteile über Vorurteile auf mich ein, denn die Firma befand sich in einem Hinterhof nahe der Gießerstraße 17 in Leipzig-Plagwitz. Das Gebäude, in welchem sich die Firma Robert Felgentreu-GmbH eingenistet hatte, ragte wie ein hohler Zahn in den Himmel – der Rest eines Abbruchobjektes. Ich lief über eine knarrende Holztreppe an einem stinkenden Halbtreppenklo vorbei und stand zwischen zwei tollen Balustraden, die sich wie architektonische Wunder in dieser Halbruine platzierten. Als ich näher hinsah, stellte ich fest, dass es Imitate aus Presspappe waren. Dann passierte ich einen langen Flur, welcher an einer grauen Stahltür endete. Dahinter befand sich ein zu einem Vorzimmer umfunktioniertes Großraumbüro, das von einer langbeinigen Blondine überwacht wurde. Jetzt verbaute sie mir erst einmal den Weg ins Büroinnere. Ich redete wie eine Dreckschleuder auf sie ein um darzulegen, dass ich ein ungeahntes Leistungsvermögen in petto hätte. Ich hoffte natürlich, dass sie mich richtig verstanden hatte. Dann nahm ich das Stellenangebot der Firma Felgentreu zur Hand und hielt es dem weiblichen Bodyguard dicht unter die gepuderte Nase. Die Dame schaute durch mich hindurch und plapperte in ein riesiges Handy hinein, um den drei Meter entfernten Boss über meine Anwesenheit zu informieren. Am Ende des Vorzimmers befand sich eine provisorisch gepolsterte Tür, die sich öffnete. Vor mir stand der Boss der Leipziger Filiale, Herbert Felgentreu. Er trug eine Stirnglatze und schaute mürrisch drein. In seinen Mundwinkeln befand sich heller Schaum. Vermutlich

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