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Rache ist lavendelblau

Rache ist lavendelblau

Titel: Rache ist lavendelblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fannie Ennser
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„aha“ entgegenzusetzen. Schließlich erhob sich Claus, ging um den Schreibtisch herum, zog umständlich einen Stuhl heran und setzte sich zu seiner Mutter.
„Ich denke, es läuft bei uns alles aus dem Ruder.“ Claus senkte seinen Blick, Heidrun bemerkte seine schiere Verzweiflung.
„Wie das, geht die Galerie nicht?“, fragte Heidrun, sie spielte die Unwissende, wohl ahnend, dass ihre Schwiegertochter der Grund für die baldige Bruchlandung sei.
„Wir haben bisher noch nichts verkauft. Und Katrin kauft wie verrückt ein, sie sieht sich als Kunstmäzenin für junge Talente. Alle Bilder hier sind unser Eigentum, keine Leihgaben, kannst du das verstehen?“, sprudelte es aus ihm hervor. „Mama, wir haben Schulden, ziemliche sogar“, sagte er und konnte dabei seiner Mutter nicht in die Augen blicken. Ein herber Zug lag auf seinen Lippen, die nervös zuckten.
„Claus, ich rate dir, lass dich von dieser Frau scheiden, sie bringt dir nur Unglück“, warf Heidrun ein. „Ich wollte mich eigentlich nicht einmischen, aber ich glaube, es wäre besser für euch beide.“ Zum wiederholten Male diskutierten sie über die horrenden Ausgaben, die das junge Paar hatte. Claus versprach, über eine baldige Lösung nachzudenken.
„Wie ähnlich er mir sieht“, dachte sie, jetzt, wo er wie ein Häufchen Elend vor seiner Mutter saß. „Die dunklen Augen, das blonde Haar und auch die Figur. Conradin hatte schon Recht, als er einmal scherzhaft meinte, dass der Bub nichts von ihm mitbekommen habe.“
Heidrun trat einen Schritt zurück und griff nach ihrer Handtasche. „Gucci habe ich keine“, sagte sie zu ihrem Sohn, der betreten neben seiner Mutter stand und auf deren Tasche blickte.
„Da“, sagte sie zu ihm, „nimm, aber bitte nicht weitersagen!“ Ein dickes Kuvert wanderte von einer Hand in die andere, Claus schaute seine Mutter verdutzt an. Dann huschte ein dankbares Lächeln über sein Gesicht.
„Mama, danke“, stotterte er und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
„Sie hat doch kein eigenes Geld, warum sponsert er seine Frau dermaßen? Ich verstehe ihn nicht. Das hat er nicht von mir, soviel Realitätsverlust“, dachte Heidrun, getraute sich aber doch nicht, ihrem Sohn das vorzuwerfen. „Ist sie so sexy? Ist er ihr verfallen? Muss wohl so sein. So raffiniert war ich nie, das Bett habe ich nie für Erpressungen benützt. Armer Bub, armer Narr eigentlich.“
Am Heimweg war es kühl geworden, Heidrun wollte zuerst ein Taxi nehmen, doch es war keines aufzutreiben. So beschloss sie, die frische, feuchte Luft zu genießen. Hat Katrin einen Liebhaber? Sicher! Ich rufe Solveigh an, die soll sich um Claus … hat Solveigh einen Freund? Nein, da hätte sie einmal etwas erwähnt. Warum frage ich sie eigentlich nicht? Ob die Hasiba mit dem Putzen fertig ist, wenn ich heimkomme? Desider rufe ich an, ich möchte mit ihm sprechen, nur sprechen. Warum fällt uns das so schwer?
*
An der Haustür angekommen, empfing sie Frau Hasiba. Die Reinigungsfrau schien schon auf Heidrun gewartet zu haben.
„Oben, vor Ihrer Tür erwartet Sie Ihre Tochter, erschrecken Sie nicht, die schaut nicht gut aus.“ Heidrun betrat eilig den Lift und konnte es kaum erwarten, im fünften Stock anzukommen. Nervös trat sie von einem Bein auf das andere. „Was hat sie denn wieder, was ist nur mit ihr los?“
Romana hockte vor Heidruns Tür. Ihr Haar war strähnig und ungepflegt, ihr sonst so perfektes Augenmakeup verschmiert, das Lippenrot bis zum Kinn verlaufen. Sie hatte einen ihrer goldenen Mokassins neben der Lifttür verloren. Romana war betrunken.
„Steh auf und komm rein!“, befahl sie ihrer Tochter barsch und half ihr beim Aufstehen. Während sie Romana unterfasste, bemerkte Heidrun das blaue Auge und eine blutunterlaufene Stelle an der Wange, über einer Augenbraue klaffte eine Wunde, die sie hinter einem Pflaster notdürftig zu verstecken suchte.
„Sag, wie schaust du denn aus? Hat dich jemand geschlagen?“
„Aber nein, ich bin gestürzt“, lallte Romana und ließ sich hörbar in den alten Fauteuil plumpsen, der einmal ihrem Vater gehört hatte.
Heidrun eilte in die Küche und kam mit einer Tasse Kaffee zurück, in die sie schnell einige Stück Zucker hineingleiten ließ. Sie hielt ihrer Tochter das heiße Getränk hin, die gierig danach griff.
„Sag jetzt nichts Mutter, ich bin nicht besoffen, mir geht´s nur nicht so gut“, stammelte Romana.
„Das sehe ich, und ich bin schon dabei, die Polizei zu rufen. Sag mir nur vorher, war es dein

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