Rache ist lavendelblau
Freund?“
Romana richtete sich auf und brüllte ihre Mutter zornig an. „Du rufst niemanden an, verstehst du? Ich mache mir das mit ihm aus, klar?“
„Also doch, Hannes“, murmelte Heidrun. „Grauslich schaut sie aus, wirklich furchtbar und auch noch diese Tatoos, ich verstehe sie nicht.“
„Ich brauche Geld, nur ganz wenig“, flehte Romana und sah dabei ihre Mutter hilfesuchend an.
„Geld wofür? Für Stoff?“, zeterte Heidrun.
„Scheiße“, brüllte Romana, fasste blitzschnell nach ihrer halbleeren Tasse, die sie vor sich stehen hatte, holte aus und schleuderte diese mit voller Wucht gegen die Wand. Das Porzellan zerschellte mit lautem Knall, die Scherben klatschten auf das Parkett. Eine braune Spur zog sich über das zarte Gelb der Wand, nur der ochsenblutfarbene Kelim verschluckte nachsichtig die dunklen Flecken. Heidrun war sprachlos. Romana sprang auf, hechtete zur Seite und riss wutentbrannt an ihrem Sessel, der donnernd umkippte.
„Claus, bitte, komm schnell zu mir, Romana ist da und rastet aus! Ich habe Angst, sonst muss ich noch die Polizei holen“, flehte sie ihnen Sohn durchs Telefon an.
Es dauerte eine Ewigkeit bis es klingelte. Romana hatte sich in der Zwischenzeit auf der Terrasse verschanzt und kauerte mit angezogenen Beinen, die sie mit ihren Händen umklammert hielt, auf der breiten Teakbank.
„Hoffentlich beruhigt sie sich“, dachte Heidrun und lief, die Tür zu öffnen. Katrin stand davor. Heidrun blickte suchend ins Treppenhaus, die Tür zum Lift war geschlossen. „Wo ist Claus?“, fragte sie hektisch. Katrin trat sofort und ungebeten ein.
„Der musste dringend weg, er hat einen Anruf bekommen.“ Heidrun wusste sofort, dass sie log. Katrin stelzte ins Wohnzimmer, bemerkte ihre Schwägerin auf der Terrasse und zog die Glastür auf.
„Romana, Schätzchen, was machst du da? Geht´s dir nicht gut?“, säuselte Katrin und Heidrun packte eine unendliche Wut. Noch vor ein paar Stunden hätte sie eine Wette darauf abgeschlossen, dass sich die beiden abgrundtief hassten und jetzt das? Mit steinerner Miene beobachtete Heidrun das erbärmliche Schmierentheater der beiden Frauen. Katrin fasste Romana unter dem Arm und zog sie - sanft auf sie einsprechend - ins Wohnzimmer zurück.
„Willst zu uns kommen? Ich kann dich mitnehmen, wäre kein Problem, Claus würde sich freuen“, flötete das blonde Gift.
Heidrun war erleichtert, als die beiden den Lift betraten. Sie verschloss die Eingangstür und schwor sich, diese heute nicht mehr zu öffnen. Erschöpft plumpste sie aufs Sofa.
„Diese Biester, auf einmal ein Herz und eine Seele“, fauchte sie, „na wartet, ihr werdet mich noch kennenlernen!“
Heidrun wollte soeben zu Bett gehen, als es an der Tür läutete. „Heute nicht mehr, ich hab´ genug.“ Die Klingel meldete immer ungeduldiger, aber Heidrun blieb stur. Bald verstummte das Signal. Nach einigen Minuten vernahm sie das Handy, das auf ihrem Nachtkästchen lag. Heidrun zögerte einen Moment, sie dachte an Desider und hob ab. Claus war am Apparat.
„Mama, bitte, mach auf, ich stehe vor deiner Tür, nur kurz, bitte“, flehte er. Claus stand aufgelöst davor. „Ich weiß mir nicht mehr zu helfen, gerade wollte Romana bei uns einziehen. Katrin hat sie angeschleppt. Sie hat dauernd von Selbstmord gesprochen, ich habe die Rettung verständigt und die haben sie mitgenommen.“
Heidrun war entsetzt, sie war unfähig, etwas zu sagen.
„Mama, kannst du ihr nicht auch etwas zukommen lassen? Sie hängt Katrin und mir stets wegen ihrer Geldprobleme in den Ohren“. Dass er nur an Bargeld dachte, war Heidrun klar. „Sie täte sich dann leichter“, fügte er flehend hinzu.
„Leichter mit was? Mit dem Beschaffen von Koks oder Hasch? Ist dir noch immer nicht klar, wofür deine Schwester ihr Geld ausgibt?“, fauchte sie ihren Sohn an.
„Sie hat Probleme mit ihrem Freund, hat sie uns erzählt.“
„Und was glaubst du, was für Probleme ich habe? Ich habe Krebs im Endstadium, ich hab´ nur mehr kurze Zeit zu leben, glaubst du, dass ich das so leicht wegstecke?“ Claus wurde mit einem Schlag aschfahl im Gesicht, seine Mimik erstarrte.
„Warum hast du nicht früher was gesagt?“, stotterte er.
„Weil es uns allen nicht geholfen hätte!“, brüllte ihn Heidrun an.
„Mama, was machst du dann noch mit dem vielen Geld?“ Kaum war der Satz gefallen, war für Heidrun die Grenze des Ertragbaren überschritten. Sie schaute ihren Sohn fassungslos an.
„Entschuldige, ich habe das nicht so
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