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Rache ist lavendelblau

Rache ist lavendelblau

Titel: Rache ist lavendelblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fannie Ennser
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„Was ist, hast du was?“, fragte Desider irritiert und setzte sich auf. Heidrun griff sich an ihre Brust. „Heidrun, sag endlich, was los ist“, flehte er sie an.
„Ich habe Schmerzen, ich habe Krebs, Brustkrebs, mit Metastasen“, antwortete sie ganz sachlich und ohne Gefühlsregung, während sie sich langsam aufrichtete und sich mit den Fingern durchs Haar strich.
Desider saß wie versteinert; er blickte zur Seite, so als hätte man den kleinen Jungen bei einem verbotenen Spiel überrascht. Er griff umständlich nach seiner Brille und blickte auf diese herab, während er den silbernen Steg zwischen seinen Fingern rieb. Desider sagte nichts. Heidrun fasste ihn am Kinn, wollte dieses hochheben, als sie bemerkte, dass er weinte. Es gab keine Diskussionen, als sie ihm erklärte, sich nicht behandeln zu lassen.
„Wenn du mich liebst, dann respektiere, bitte, meine Entscheidung“, sagte sie ganz ruhig und strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht; Desider nickte.
„Wie soll es nun weitergehen, mit dir, mit uns?“, fragte er verzweifelt und mit belegter Stimme.
„Wie bisher, es gibt nichts, was sich ändern sollte“, antwortete Heidrun knapp und küsste zärtlich seine tränenfeuchten Lippen.
*

Solveigh
 
     

    Im Café „Bodensatz“ war es heute besonders ruhig. Heidrun kannte das Lokal seit vielen Jahren, mit Conradin hatte sie darin schon ihren Kaffee getrunken und manches Mal auch ein Gläschen Wein. Bis heute wusste sie nicht, ob das „Bodensatz“ seinen Namen nach einem früheren Besitzer hatte, oder ob damit das Kaffeemehl, das sich am Boden der Kännchen absetzte - in denen in früheren Zeiten das heiße Gebräu zu Tisch gebracht wurde,- gemeint war.
Heidrun hatte einen Tisch bestellt. Als sie eintrat, erblickte sie schon von Weitem Solveigh. Die Begrüßung der beiden Frauen fiel wie immer besonders herzlich aus, sie standen sich nahe wie zwei alte Freundinnen. Solveigh war unkonventionell wie immer, sie trug wie immer eine ihrer weiten Hosen, eine lange, dicke Wollweste mit großen Hornknöpfen dran und um ihren Hals hing - wie zufällig dort gelandet - ein dünner Schal aus bunter Seide.
„Dass die vom Aussehen her nicht zu Claus passt, sieht man. Das reine Gegenteil von Katrin, nur sonst? Waren Claus und Solveigh tatsächlich so gegensätzlich?“, dachte sie, während sie auf einer kleinen Bank beim Fenster Platz nahm. Solveigh war impulsiv, aber auch überlegt, sie war streng - was ihre Kunst betraf, - sonst aber überaus großzügig und warmherzig. Äußerlichkeiten bedeuteten ihr nicht viel, dafür legte sie auf ihre Wohnung, die ihr auch als Atelier diente, größten Wert. Schöne Wandbehänge, viele bunte Stoffmuster aus aller Welt, Designerstücke vom Flohmarkt und moderne Gemälde aus ihrem Freundeskreis waren ihr wichtig, wichtiger als Designerklamotten oder ein Auto, wovon sie noch nie eines besessen hatte. „Gibt es einen Widerspruch an der jungen Frau?“, dachte Heidrun, „nein, nicht an Solveigh, die ist auf ihre Art perfekt.“
„Schön, dass wir uns wieder einmal sehen, wie geht es dir?“ Solveigh berichtete von einem großen Auftrag, den sie angenommen habe und der mit ein Grund sei, warum ihr im Augenblick so wenig Zeit für andere Dinge bliebe. „Ein großer Wandteppich für eine Konzerthalle soll es werden, eine Terminarbeit. Oh Graus“, fügte sie hinzu und lachte. „Das erfordert jetzt fleißiges Arbeiten nach Plan, aber es bringt wieder einmal Geld in meine Börse.“
Heidrun nickte, sie freute sich mit Solveigh. „Mein Gott, welch ein Unterschied zu meiner Schwiegertochter“, sagte sie sich.
Solveigh war Claus´ erste, echte Freundin gewesen und wäre bald Heidruns Wunschschwiegertochter geworden, wenn nicht Katrin dazwischengefunkt hätte. Katrin, die Traumfrau, Katrin, die Schönste von allen, Katrin, das edle Rennpferd. Heidrun und Solveigh hatten sich trotzdem nie aus den Augen verloren, sie fühlten wie Mutter und Tochter, und Heidrun musste sich sogar eingestehen, dass ihr Solveigh näher stand, als Romana - ihre leibliche Tochter - es je gewesen war. XXX
„Warum bringst du nie deine Kleine mit, Solveigh?“, fragte Heidrun, die deren Tochter schon seit einigen Jahren nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte.
„Die ist oft bei ihrem Vater, der hat inzwischen zwei Buben mit seiner Frau, und die Kinder verstehen sich prima. Übrigens, meine Kleine ist inzwischen fast zehn.“ Heidrun konnte nicht glauben, dass die Zeit so schnell vergangen war.
„Ich hätte

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