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Rache ist lavendelblau

Rache ist lavendelblau

Titel: Rache ist lavendelblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fannie Ennser
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vor Glückseligkeit und es schien ihr, als ginge auch Massimiliano das Herz in diesen Sekunden der fernen Zweisamkeit über.
„Warum bist du nicht zu mir nach Florenz gekommen, hier ist es schön, auch wenn bei uns kein Schnee liegt, aber ich könnte dich in meinen Armen wiegen“, antwortete er Heidrun, die ihm von den Schneeflocken, die soeben vom Himmel taumelten, vorschwärmte.
„Ich wünschte, ich wäre bei dir!“ Ob er ahnt, dass ich krank bin? Wirklich krank? Nicht nur an Gelenkschmerzen leide? Ich bin feige, nein, ich will ihn nicht mit meiner Krankheit verstören. Ich möchte in seinen Armen liegen und nicht nur das, auch mehr, Massimiliano.
„Heidrun, ich möchte dich besuchen kommen. Gleich nach Weihnachten, wenn du wieder zuhause bist.“ Heidrun sah Massimilianos Gesicht vor sich, sie sah, wie er lächelte, glücklich lächelte.
„In vier, fünf Tagen sage ich dem Kneippen ade“, jauchzte sie „dann komm, aber bitte bald, ich liebe dich!“
Heidrun war ans Balkonfenster getreten und hatte die Jalousien hochgezogen. Der Wind trieb die Schneeflocken sanft vor sich her; im austretenden Lichtschein woben sie einen weißen, dichten Vorhang. Massimiliano, ob Conradin ihn mir geschickt hat? Meine italienischen Lieben, was werden die Kinder sagen, wenn ich ihnen meinen Neuen vorstelle? Kinder! Dass ich nicht lache! Haben alle genug Dreck am Stecken. Ob Katrin einen Liebhaber hat? Wenn ja, wen? Der Hausmeister hat doch vor Wochen einen Wagen repariert, oder nur gereinigt? Der gehörte doch einem Bekannten von Katrin, hat die Hasiba erzählt. Claus ist ein Idiot, wenn er das nicht kapiert. Der junge Doktor vom Marienheim ist wirklich ein fescher Kerl, so athletisch, ob der mit den weltlichen Schwestern was hat? Nur mit den weltlichen? Mein Gott, ich bin so blöd.
*
Annette hatte Heidrun vom Bahnhof abgeholt. Wie immer hatte der Schnellzug Verspätung gehabt. Dieses Mal etwas mehr, die Schneemassen, derer sich der Himmel in den letzten zwei Tagen entledigt hatte, setzten auch dem öffentlichen Verkehr zu.
„Ich freue mich, dass ich wieder da bin, vor allem freue ich mich auf meine italienische Naturgewalt.“
„Was?“, rief Annette aufgeregt. „Sag bloß, dein Italiener kommt!“
„Und wie der kommt, ich denke, der ist morgen schon da.“
„Liebst du ihn? Egal, Hauptsache, du hast wieder einmal einen richtigen Mann.“ Annette zwinkerte mit den Augen und stieß Heidrun dabei in die Rippen. „Sag nicht, es ginge dir nur um den geistigen Austausch.“ Heidrun wiegte ihren Kopf hin und her. Die Verkehrsampel sprang auf Rot und brachte Annettes Auto abrupt zum Stehen. Hinter ihnen hupte einer nervös. Heidrun drehte sich kurz um und sah einen Wagen jener Marke und Farbe, wie ihn auch Desider fuhr. Annette fuhr an, und der Hintermann drehte nach links ab. Es war Desider gewesen, da war sie sich ganz sicher.
Annette lachte. „Sag bloß nicht, dass der Austausch der Körpersäfte nicht auch dazu gehört.“
„Annette, das sagst gerade du.“ Heidrun deutete damit Annettes derzeitige Abstinenz in Männerangelegenheiten an. Ob ich mich vielleicht irre? Hat sie einen und sagt sie nur nichts? Ist auch scheißegal.
„Übrigens, der Huper hinter uns war mein Ex, mein Exliebhaber.“
„Desider? Bist du sicher?“
Der häusliche Alltag meldete sich schneller zurück, als Heidrun lieb war. Frau Hasiba hatte, wie immer wenn Heidrun abwesend war, ein Auge auf die Wohnung geworfen. Weihnachtskekse und Lebkuchen dufteten aus einer Schale aufreizend vor sich hin und Tannenreisig verströmte sein unverkennbares Aroma, untrennbar vereint mit der Erinnerung an Weihnachtsfeste, an glückliche Tage vor allzu langer Zeit. An Conradin und die Kinder, als sie noch klein waren und Geschenke unterm Christbaum. Der Duft hatte Szenarien in Heidrun heraufbeschworen, die sie längt begraben glaubte. Sie versuchte, die Gedanken zu verdrängen, sie schmerzten.
Die Terrasse war vom Schnee befreit, dafür hatte der Hausmeister, Herr Hasiba, gesorgt.
Warm einwickeln und mit einer heißen Tasse Tee den sonnigen Wintertag auf der Terrasse beenden, nahm Heidrun sich vor. Wo „Er“ wohl gerade ist? Bei seiner Tochter oder in Florenz? Ich sollte gleich morgen früh zur Friseurin. Rote oder schwarze Unterwäsche? Besser Schwarze, die rote gehörte zu Desider. Ein wenig Solarium täte mir gut. Das Bett muss ich frisch überziehen, diesmal Seide statt Damast. Sekt einkühlen. Ich bin irre vor Sehnsucht, Massimiliano.
Das Schrillen des

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