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Rache ist lavendelblau

Rache ist lavendelblau

Titel: Rache ist lavendelblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fannie Ennser
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Hasiba hatte ihr das Essen ans Bett gebracht, nachdem Dr. Westheimer ihr eine Infusion verabreicht hatte. Sie fühlte sich wieder besser und fragte ganz unvermittelt nach Claus, von dem sie sich Besuch erhoffte, den ihr die Betreuerin schon angekündigt hatte.
„Ihr Sohn hat einen Strauß Blumen vorbeigeschickt, da sehen Sie, das ist er“; Frau Hasiba deutete auf eine Vase mit Gladiolen, die sie auf die Kommode gestellt hatte. „Nur, er kann heute nicht kommen, er hat irgendwas mit seiner Frau“, antwortete sie verlegen und sichtlich peinlich berührt. „Entschuldigen Sie, ich habe das nicht so richtig verstanden, um was es genau ging.“
„Macht nichts, Hasilein, ist sicher nicht wichtig. Aber eines sag ich dir“, Heidrun gebrauchte zum ersten Mal das „du“ ihrer Haushälterin gegenüber, lächelte verschwörerisch und fügte schnell an, „ab heute wird alles anders! Ab sofort erhältst du den dreifachen Lohn! Das bleibt unter uns, verstanden?“
Frau Hasiba stutzte, zog ungläubig ihre dichten Augenbrauen kurz zusammen, und antwortete fast ein wenig belustigt: „Ich glaube, das liegt an der Medizin, Frau Estermann!“
*

Wichtige Termine
 
     

    Heidrun stieg langsam die Treppe hoch, den Lift hatte sie ignoriert, sie wollte etwas Zeit gewinnen, ihre Gedanken ordnen, noch einmal ihren Plan überdenken. „War es klug, Desider mit dieser Aufgabe zu betrauen? Wie wird er reagieren? Blamiere ich mich etwa?“
„Ich möchte meinen Nachlass regeln“, begann sie, bemüht, ihr ehemals so inniges, privates Verhältnis zu ignorieren. Heidrun sah in ihrem dunkelroten Kostüm sehr elegant aus. Sie fühlte sich heute besonders wohl, der perfekte Tag, einem ehemaligen Liebhaber unter die Augen zu treten, fand sie.
„Wie geht es dir gesundheitlich?“
„Wie geht es deiner Frau?“, entgegnete Heidrun ohne auf seine Frage einzugehen.
„Danke, es geht ihr besser nach dem Klinikaufenthalt. Solltest du auch probieren. Willst du die Adresse?“
„Danke, ich war gerade, mir geht es prima“, war Heidruns knappe, etwas spitze, aber nur teilweise ehrliche Antwort.
Desider legte umständlich die Dokumente, die ihm Heidrun gereicht hatte, auf seinen Schreibtisch und ordnete sie immer wieder aufs Neue. Sein scharfer Blick über die Nickelbrille hinweg traf Heidrun, die ihn herausfordernd anschaute.
„Willst du das wirklich so? Hast du dir das auch gut überlegt?“, vergewisserte sich der Notar noch einmal, bevor er die Papiere zusammenfasste und in einer schwarzen Lederkassette verstaute.
„Schaut wie ein Sarg aus, der Situation halt angemessen“, murmelte Heidrun sarkastisch und Desider blickte irritiert auf.
„Ich rufe dich an, wenn das Testament unterschriftsreif ist, und Heidrun, danke für dein Vertrauen.“ Desider begleitete sie noch bis zum Lift und wartete, bis sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte.
„Danke, für dein Vertrauen!“, zischte sie und verzog dabei ihr Gesicht zu einer Grimasse. Der schmutzige Spiegel in der Liftkabine bestätigte Heidruns Mienenspiel.
*
Annette saß da und strahlte über das ganze Gesicht. Der Cognac, ein teurer französischer, den Desider einmal mitgebracht hatte, musste heute vernichtet werden. „Vernichtet“, hatte Heidrun gesagt und mit der Zunge geschnalzt, als sie mit der Flasche in der Hand angetanzt kam.
„Und du machst das wirklich so? So hundsgemein?“
„Genau so, richtig hundsgemein, kein bisschen humaner. Du hättest das Gesicht Desiders sehen sollen, der war baff.“
„Der wird froh darüber sein, dass du mit ihm nicht so kaltblütig umgegangen bist. Eifersüchtige Liebhaberinnen sollen ja recht gefährlich sein.“ Annette kicherte und schwenkte ihr Glas, bevor sie es in einem Zug leerte.
Heidrun ging es gut heute, sie saß da und betrachtete Annette, die es sich im tiefen, schwarzen Lederfauteuil gemütlich gemacht, die Beine angezogen und die Schuhe abgestreift hatte. „Irgendwie schaut sie ein wenig Chiara ähnlich, das dunkle Haar, der Teint, sogar die Bewegungen …“ Annette nahm ihre Molligkeit gelassen hin. Ihrer Vorliebe für Punschkrapferl tat das keinen Abbruch.
„Mir fällt da was ein. Annette, du musst etwas für mich erledigen.“ Die Angesprochene schaute erst verdutzt, dann überrascht, schlussendlich stimmte sie, wohl etwas zögerlich, Heidruns Vorhaben zu. Annette hatte noch gute Verbindungen zu ihrem ehemaligen Arbeitgeber, das wusste Heidrun. „Eine Kontonummer zu eruieren, das kann doch kein Vergehen sein, da schaut sogar der

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