Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rache ist lavendelblau

Rache ist lavendelblau

Titel: Rache ist lavendelblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fannie Ennser
Vom Netzwerk:
Notar.“
„Ist halt alt geworden, der Herr Anwalt“, gluckste Annette.
„Trotzdem wird morgen unterschrieben! Zuerst beim „Hausmarkt“ und anschließend das Testament bei Desider, und dann ist endgültig Schluss!“, jubelte Heidrun euphorisch, hob ihr Glas und prostete sich selbst zu: „Auf mich!“
Annette prustete lauthals los: „Auf dich Heidrun! Auf wen sonst!“
Der Kellner guckte verwundert zu den beiden aufgekratzten Damen hinüber, „Gibt´s was zu feiern?“, fragte er und entblößte lachend ein unverschämt weißes Gebiss.
*
Die Sonne blendete Heidrun, als sie durch den großen Torbogen trat, einem marmornen Eingang, Zutritt zu einem repräsentativen Gründerzeithaus. Der Türschließer schnappte laut hinter ihr zu, und Heidrun hielt sich kurz eine Hand vor die Augen, während sie in ihrer Handtasche nach der Sonnenbrille nestelte.
„Mama, was machst du denn hier?“
Heidrun erschrak. Vor ihr stand Claus. Mit allem hätte sie gerechnet, nur dass sie hier - am helllichten Vormittag, zur allerbesten Arbeitszeit - ihrem Sohn begegnete, damit nicht.
„Ich, ich hab´ hier kurz einen Bekannten besucht“, schwindelte sie, sich dessen bewusst, dass es wohl schwer werden würde zu erklären, um welche Art von Bekanntschaft es sich in einem – gerade in diesem - Bürohaus handelte. „Hausmarkt GmbH.“ stand unübersehbar in großen Lettern auf einer riesigen Messingtafel, auf der Claus´ Blicke für einen kurzen Augenblick verweilten.
Claus war am Weg zu einer Baustelle, seinen Wagen hatte er direkt vor dem Haus abgestellt. Ein neuer Wagen, teuer, elegant und riesengroß, strahlte in der Sonne. „Der alte ging nicht mehr so richtig, und für die Baustellen brauchte ich auch einen größeren“, begründete Claus, dem Heidruns kritischer Blick nicht entgangen war, seine kostspielige Neuanschaffung.
„Wie geht´s Katrin?“, fragte sie nebenbei, wohl wissend, dass sie von ihrem Sohn keine wahrheitsgemäße Antwort - seine Frau betreffend - erhalten würde.
„Geht schon, sie ist viel unterwegs, in Sachen Kunst, du weißt ja“, haspelte Claus. Heidrun verstand. Katrin war also nie, oder fast nie, zuhause. Ob die noch eine Ehe führen? Ob ich wieder einmal Solveigh bei ihm vorbeischicken soll? Ob er dienstags noch in der Galerie ist? Solveigh, Massimiliano, wie schön könnte alles sein.
*
„Ich wollte schnell einmal bei dir vorbeischauen!“ Solveigh umarmte Heidrun stürmisch und hielt ihr einem kleinen Blumenstrauß vor die Nase.
„Schneeglöckchen, wie schön!“, rief Heidrun und griff begeistert nach den zarten Frühlingsboten. „Die riechen ja schon nach Frühling!“
Wie lange habe ich keine mehr gesehen? Früher waren wir in der Au, der letzte Schnee schmolz dann. War das immer ein Ereignis. Der Duft von Frühling. Heute bringt sie mir eine Freundin, und morgen stehen sie auf meinem Grab. Sentimentalitäten. Ich rieche den Tod, ja, ich rieche ihn. Ob Solveigh ihn auch riecht, meinen verfaulenden Körper? Solveigh, wie alt ist die jetzt? Ein Jahr älter als Claus, also vierunddreißig. Wie hübsch sie ist, so ganz anders als Katrin. Heidrun beobachtete die junge Frau, die ihr gegenüber Platz genommen hatte. „Küchenstuhl“, dachte Heidrun, ‚auf einem Küchenstuhl habe ich meine Schwiegertochter noch nie sitzen gesehen.“ Solveigh hielt ihren Kopf zur Seite geneigt und blinzelte Heidrun über den Rand ihrer Teetasse hinweg an.
„Ist was Heidrun, träumst du?“
Sie hat abgenommen, kess sieht sie aus, die dicken, bunten Wollstrümpfe. Heute Rock und keine Schlabberhosen, ganz neues Outfit . „Du siehst gut aus“, antwortete sie rasch.
„Papperlapapp, halt wie immer.“ Solveigh winkte ab; Heidrun wusste, Äußerlichkeiten waren ihr nicht so wichtig, und darauf angesprochen wollte sie schon gar nicht werden.
„Ich hab´ da etwas für dich.“ Heidrun griff nach einer kleinen, schwarzen Lederkassette, die sie aus ihrem Schlafzimmer geholt hatte, öffnete sie bedächtig, holte ein Samttäschchen daraus hervor und reichte es Solveigh, die sichtlich überrascht, erst nach einer weiteren Aufforderung, zögerlich danach griff und es öffnete.
„Das kann ich nicht annehmen“, stammelte sie, nachdem sie einen Blick auf eine funkelnde Brosche geworfen hatte, die sie vorsichtig aus dem Samt herausgeschält hatte, „das geht doch nicht!“ Heidrun legte ihre Hand auf Solveighhs Arm und schaute ihr in die Augen.
„Solveigh, du bist mir so lieb wie eine Tochter. Nur, dass meine leibliche

Weitere Kostenlose Bücher