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Rache ist lavendelblau

Rache ist lavendelblau

Titel: Rache ist lavendelblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fannie Ennser
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Tochter an diesen Dingen kein Interesse zeigt. Nimm sie nur, es war Conradins Verlobungsgeschenk. Ich habe die Brosche immer wie einen Schatz gehütet, trag´ du sie, wenn sie dir gefällt.“
Solveighhs Hände zitterten und nur mit Hilfe Heidruns konnte sie das kostbare Stück anlegen. Eine Diamantbrosche in Ringform mit Smaragden, in Weißgold gefasst, funkelte vom dunklen Wollpullover; es edelte das einfache Kleidungsstück und streute seine Strahlen über Solveigh, deren Augen mit den Smaragden um die Wette glänzten.
„Jetzt weiß ich es, ihre Augen haben mich immer an Smaragde erinnert“, dachte Heidrun, als sie Solveigh beobachtete, die aufgestanden war, um sich im großen Vorzimmerspiegel zu betrachten, und deren Finger jetzt zärtlich über das edle Geschmeide glitten.
„Die Brosche hat Conradin von seiner Mutter bekommen, um sie mir zur Verlobung zu schenken. Es war einmal auch ihr Verlobungsgeschenk gewesen. Ursprünglich war es ein Ensemble, es gehörte auch ein Ring dazu. Den habe ich leichtsinnigerweise einmal Romana geschenkt, und seither ist er verschwunden. Wahrscheinlich hat sie ihn versetzt, wie leider so Vieles.“
„Heidrun, das ist viel zu kostbar, ich hätte ständig Angst beim Tragen, so etwas Edles trag ich nie.“
Heidrun war hinter Solveigh getreten und flüsterte ihr zu: „Du sagst zu allen, dass es eine Replik ist und freust dich, wenn die Leute dann erleichtert aufatmen; daran erkennst du dann die Neider.“ Beide mussten laut lachen. Heidrun spürte im Moment des Heiterkeitsausbruches ein Stechen in ihrer Brust, sie griff sich an den Busen, ein heftiger Schmerz durchdrang sie. Die letzten Tage nässte ihre linke Brustwarze, sie war steinhart geworden und von unnatürlich dunkler Farbe.
Soll ich Annette anrufen? Den Westheimer nicht, der will mich nur ins Spital locken. Die Lymphknoten unter der Achsel sind so dick, so hart, so schmerzhaft. Solveigh soll nichts merken, nicht heute. Ich hab´ noch was zu erledigen. Ob ich´s schaffe? Mein Gott, es tut so weh .“
Heidrun ging in den Salon hinüber, wo sie hinter der großen Bücherwand, deren eine Seite sich ein klein wenig nach vorne ziehen ließ, einen Schatz verborgen hielt, ein Krokoköfferchen, nach dem sie griff. Solveigh beobachtete sie durch die Tür und wunderte sich. Dass sich hinter Büchern ein Koffer, und war es auch ein kleiner, verstecken lässt, wäre ihr nie in den Sinn gekommen. „Ich bin halt auch kein Einbrecher“, dachte sie belustigt und war sich über Heidruns Vorhaben noch immer nicht im Klaren.
„Für dich, ich möchte dass du das erhältst, bitte Solveigh, sag jetzt nichts, nimm es einfach, nimm es auch für deine Tochter.“ Heidrun hielt der jungen Freundin ihren Beauty-Case hin. Dem braunen Kroko sah man das Alter an, ein in Würde gealtertes Köfferchen mit Metallgriff und Verriegelungsmechanismus, wie man es heutzutage nur noch in hippen Läden oder Antiquitätengeschäften zu Gesicht bekam.
„Ist der schön“, jauchzte Solveigh. Heidrun drücke ihr den eleganten Schminkkoffer auf den Schoß, während Solveigh die Hände auf ihrer Brust verschränkte. „Ist da gar noch was drinnen?“, fragte sie ungläubig und mit großen Augen, als sie das Gewicht auf ihren Schenkeln spürte.
„Mein Tresorschatz, bring ihn gut nachhause, Kind. Und bitte, geh´ jetzt, ich bin hundemüde.“
*

Letzte Stunden
 
     

    Die Schmerzen waren fast unerträglich, Heidrun schwankte. Sie entdeckte Blutflecken in ihrem Büstenhalter und rief schweren Herzens Dr. Westheimer an, der in wenigen Minuten zur Stelle war.
„Du sollst nicht mehr zuhause bleiben bei deinen Schwindelanfällen, willst nicht doch …?“
Heidrun unterbrach ihn. „Walter, ich gehe nirgendwo hin, ich bleibe in meiner Wohnung, ich hab´ die Hasiba, die bleibt bei mir, bis es so weit ist.“ Dr. Westheimer seufzte und blickte sie mit unendlich traurigen Augen an.
„Heidrun, ich schaue täglich bei dir vorbei. Du bekommst ab sofort wieder Infusionen und noch etwas Stärkeres dazu. Das macht dich zwar müde, aber dafür spürst du nichts.“ Der alte Freund tätschelte zärtlich ihre Hand. „Wie alt sie mit einem Schlag geworden ist, die vielen Falten, die eingefallenen Wangen und die Augen in tiefen Höhlen“, dachte er und erhob sich zum Gehen.
Heidrun drehte sich zur Seite. „Morphine“, murmelte sie, so leise, dass es der Arzt nicht mehr hören konnte, und blickte zur Terrassentür hinaus, wo sich zwei Rabenkrähen im Lavendelbusch, der schon

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