Rache kann so sinnlich sein...
sie, wie weh es ihr noch tat, obwohl sie als unschuldiges Opfer und er als Bösewicht dargestellt wurde.
Von Zeit zu Zeit las sie, wie hart und kalt er inzwischen war. Niemals würde sie vergessen, wie gnadenlos er sich an seiner Stiefmutter gerächt hatte.
Und nun gab es eine neue Verbindung zwischen Zach und Summers Familie. Das konnte nur in einer Katastrophe enden.
„Du bist nicht die Einzige aus Bonne Terre, die berühmt ist, weißt du.“
Summer hielt den Atem an.
„Zach ist inzwischen Milliardär.“
Das wusste Summer längst. Jeder wusste es.
„Trotzdem kommt er vorbei, wenn er in der Stadt ist, und spielt mit einer alten Lady Coeur … Oder er erzählt, wie Tuck sich in seinem neuen Job macht.“
Zach hatte sich die Zeit genommen, mit ihrer Großmutter Karten zu spielen? Und ihr persönlich zu berichten, ob Tuck seinen Swimmingpool ordentlich reinigte? Das klang nicht gut.
„Gram, es geht ihm nur um mich.“
„Vielleicht nicht. Zwischen euch beiden ist es doch seit fünfzehn Jahren aus.“
Ja, seit fünfzehn Jahren. Trotzdem ging es ihm allein um sie, davon war sie überzeugt.
Summer versuchte, ihrer Großmutter begreiflich zu machen, warum Tuck seinen Job kündigen musste. Aber die hatte längst die Geduld mit ihrem Enkel verloren, weil er seit der Highschool immer wieder Ärger gemacht hatte. Deshalb wollte sie auch keine Kritik an Zach hören, der für sie jetzt ein Held war. Stattdessen drehte sie den Spieß um und machte Summer ein schlechtes Gewissen.
„Du kommst nie nach Hause, und ich freue mich über Zachs Besuche. Er versteht sich richtig gut mit Tuck. Vorgestern sind Nick und er sogar mit ihm zum Fischen rausgefahren!“
„Ein Milliardär auf einem Krabbenkutter?“
„Ja, warum nicht? Er hat Nick ein nagelneues Boot gekauft, und seine Leute renovieren Nicks Hütte. Und du solltest Zach mal sehen. Er ist schlank und fit und sieht sogar noch besser aus als früher.“
Schlank und fit. Reich und gut aussehend. Sie hatte ihn auf Fotos in der Presse gesehen und wusste, wie attraktiv er war. Verdammt, warum war er kein nichtsnutziger Herumtreiber geworden, wie ihr Stiefvater es vorhergesagt hatte?
„Da fragt sich eine alte Lady wie ich, warum der Mann noch Single ist.“
„Gram! Zach und ich haben eine gemeinsame Geschichte. Eine unappetitliche, skandalöse Geschichte, die er bestimmt ebenso gern vergessen würde wie ich! Nicht, dass wir das könnten, solange dauernd Reporter auftauchen, die davon leben, dass sie den alten Schmutz prominenter Menschen aufwühlen. Warum kapierst du nicht, dass ich es mir nicht leisten kann, mit ihm in Verbindung gebracht zu werden?“
„Unsinn! Ihr beide seid nicht mehr die, die ihr mal wart. Ihr habt sagenhaften Erfolg gehabt. Deine Karriere würde die meisten Männer abschrecken, aber nicht Zach. Warum kannst du die Vergangenheit nicht endlich ruhen lassen?“
„Weil er mich hasst!“ Und das aus gutem Grund.
„Na ja, zu mir hat er jedenfalls kein Wort über den Skandal oder gegen dich gesagt. Du solltest ihn sehen, dann wärst du auch nicht mehr gegen ihn. Die Leute in der Stadt haben ihre Meinung alle geändert. Das heißt, alle bis auf Thurman …“
Thurman war Summers unmöglicher Stiefvater.
Ihre Großmutter hatte sich nicht umstimmen lassen. Deshalb war Summer in Bonne Terre. Um Tuck von Zach wegzuholen und dadurch Zach aus ihrer aller Leben zu entfernen. Sie wollte Zach nicht zur Rede stellen und wenn sie Tuck und ihre Großmutter zur Vernunft brachte, musste sie das auch nicht.
In Bonne Terre hatte sich nichts verändert. Das tat es nie. Summer brauchte nur hierher zu kommen, um sich an die Geheimnisse ihrer Jugend zu erinnern. Und daran, wer ihr damals das Herz gebrochen hatte.
Wenn sie unter den uralten Zypressen am Ufer des Bayou dem spätsommerlichen Konzert der Zikaden lauschte und die drückende Hitze ertrug, fühlten sich die Wunden ihrer Seele so frisch und schmerzhaft an wie vor fünfzehn Jahren.
Im Unterschied zu Tuck war Summer ein ehrgeiziger Teenager gewesen. Ein Mädchen, das Zach Torr nicht haben konnte und ihn deshalb vergessen wollte, um ihre Träume zu verwirklichen. Das war für alle das Beste gewesen.
Als Schauspielerin hatte sie hart gearbeitet, um es an den Broadway zu schaffen. Sie war unabhängig. Sogar berühmt. Und sie war glücklich. Sehr glücklich. So glücklich, dass sie es zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder wagte, nach Bonne Terre zurückzukehren.
Summer stieß das Fliegengitter auf
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