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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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da bin.«
    »Gern«, sagte sie. »Auf Wiederhören, Wolf.«
    »Bye«, sagte ich. »Ich liebe dich.«
    Aber sie hatte schon aufgelegt.
    Ich ließ den Hörer sinken. Die Tatsache, dass Imogen es nicht für nötig gehalten hatte, die ungeheuerlichen Vorwürfe gegen mich zu erwähnen, hätte mich eigentlich beruhigen müssen. Aber irgendwie fühlte ich mich nicht beruhigt.
    Einen Moment später kam Medler herein, was meinen Verdacht bestätigte, dass er wahrscheinlich gelauscht hatte.
    Ich sagte: »Hören Sie, ich möchte, dass Mr Estover wieder herkommt, damit er das ganze Brimborium beschleunigt, das Sie mit mir hier durchziehen, bevor ich entlassen werden kann.«
    Er sagte: »Wir haben Mr Estover auf dem Laufenden gehalten. Er wartet im Gericht auf Sie.«
    Ich sagte: »Gericht? Welches Gericht?«
    Er sagte: »Das Amtsgericht. Die Anhörung ist in einer halben Stunde.«
    Und wieder war ich erleichtert!
    Amtsgericht, Anklage wegen tätlichen Angriffs, Verwarnung, deftige Geldstrafe, in ein paar Stunden könnte ich draußen sein und meine eigene Superermittlung organisieren, um rauszufinden, was zum Teufel hier eigentlich los war.
    »Worauf warten wir dann noch?«, fragte ich. »Gehen wir!«
5
    Als wir am Amtsgericht von West End ankamen, waren die Medien schon in voller Stärke angetreten.
    Ich sah Medler an und sagte: »Die sind wahrscheinlich rein zufällig hier vorbeigekommen, was?«
    Er sagte müde: »Sie sollten sich dran gewöhnen. Sie sind jetzt im System, und das System ist einsehbar. Ganz gleich, wie es nun für Sie weitergeht, es wird immer jemanden geben, der sich schnell was verdienen will, indem er der Meute einen Tipp gibt.«
    Seltsamerweise glaubte ich ihm diesmal.
    Drinnen wurde ich in einen kleinen fensterlosen Raum geführt, der nur mit einem Tisch und zwei Stühlen möbliert war. Dort wartete Toby. Er trieb mir rasch die Illusion aus, dass ich so schnell, wie ich einen Scheck unterschreiben konnte, hier wieder raus wäre.
    Er sagte: »Dir wird zur Last gelegt, einen Polizisten im Dienst tätlich angegriffen und verletzt zu haben. Der Amtsrichter kann selbst ein Urteil fällen oder die Tat als schwer genug einstufen, um vor ein Geschworenengericht gebracht zu werden.«
    Ich fragte: »Was ist denn besser für mich? Ich meine, bei welcher Variante komme ich am schnellsten nach Hause?«
    Er betrachtete mich ernst und sagte: »So oder so gibt es Probleme. Das Amtsgericht kann dich für bis zu sechs Monate ins Gefängnis stecken …«
    »Sechs Monate? Weil ich einen Polizisten geschlagen habe?«, unterbrach ich ihn. »Da kommen ja manche Muttermörder besser weg, vor allem wenn sie dich als Anwalt haben.«
    Er überging die Schmeichelei und sagte: »Falls der Richter jedoch das Geschworenengericht für zuständig hält, dann stellt sich die Frage nach der Kaution. Medler wird sich ganz bestimmt dagegen aussprechen.«
    »Mit welcher Begründung?«, fragte ich.
    »Mit der Begründung, dass wegen einer schwerwiegenderen Straftat gegen dich ermittelt wird und dass aufgrund deines Wohlstands und deiner internationalen Kontakte ernsthafte Fluchtgefahr besteht.«
    Das brachte mich fast noch mehr auf die Palme als alles andere, was ich an diesem zunehmend absurden Tag gehört hatte.
    »Fluchtgefahr? Wieso sollte ich fliehen? Und vor was in Dreiteufelsnamen? Wegen dieser lächerlichen Kinderporno-Anschuldigungen? Gib mir vierundzwanzig Stunden, um der Sache gründlich nachzugehen, und ich verspreche dir, der ganze Verdacht löst sich in Luft auf. Und überhaupt, wieso kann Medler behaupten, die Sache wäre schwerwiegender? Du hast gesagt, ich könnte sechs Monate dafür kriegen, dass ich ihm die dumme Visage poliert habe. Aber dieser Popsänger, bei dem sie Kinderpornobilder auf dem Computer gefunden haben, hat doch nur drei Monate gekriegt, oder?«
    Toby sagte: »Inzwischen hat sich einiges getan. Ich weiß beim besten Willen nicht, was genau eigentlich los ist, aber deine Büros sind durchsucht worden. Außerdem, so heißt es, durchsuchen sie gerade deine anderen Niederlassungen und Häuser im Ausland.«
    Ich glaube, das war der Moment, in dem ich zum ersten Mal den kalten Hauch der Angst unter dem Vulkan aus Wut und Empörung spürte, der in mir brodelte, seit mir Medler in meinem Haus auf der Treppe entgegengekommen war.
    Ich ließ mich auf einen Stuhl sinken.
    »Toby«, sagte ich. »Was zum Teufel geht hier ab?«
    Ehe er antworten konnte, öffnete sich die Tür, und Medlers Gesicht lugte herein.
    »Sind Sie

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