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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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mir herüber und registrierten … etwas. Vielleicht hatte er nur gerade daran gedacht, wie viel er für das Pils bezahlt hatte. Er trank einen Schluck, senkte den Kopf, und ich sah, wie seine Lippen sich bewegten. Heutzutage weiß ja wohl jeder, was Männer machen, die in ihr Revers sprechen.
    Ich ging nicht zurück zum Eingang. Falls ich recht hatte, würden die Männer, mit denen er sprach, jeden Moment dort auftauchen. Stattdessen folgte ich dem Hinweisschild für die Toiletten und landete in einem Korridor ohne Hinterausgang. Ich warf einen Blick in die Herrentoilette. Fensterlos. Ich stieß die Tür zur Damentoilette auf. Schon besser. Eine etwa 45 Quadratzentimeter große Milchglasscheibe. Ich stellte mich auf den Abfalleimer für die Papierhandtücher und inspizierte den Fensterriegel. Er sah aus, als wäre er seit Jahren nicht mehr geöffnet worden, und der Rahmen war unter einer dicken Schicht Farbe verschwunden. Ich stieg nach unten, packte den Abfalleimer und schlug ihn mit voller Wucht gegen die Scheibe. Das Billigglas zersplitterte sofort. Hinter mir hörte ich eine Tür aufgehen. Ich wirbelte herum, aber es war bloß eine Frau, die aus einer der Kabinen kam. Eines muss man den Schickimickis ja lassen, sie verlieren nicht gleich die Fassung.
    Sie sagte: »Wird auch Zeit, dass hier mal einer lüftet.«
    Ich zog den Mülleimer einmal innen am Rahmen entlang, um die restlichen Scherben zu entfernen, stellte ihn hin, stieg darauf, und hechtete durchs Fenster. Im selben Moment hörte ich eine Tür aufgehen und laute Männerstimmen.
    Ich spürte, wie meine Hose einriss, dann einen Schnitt ins Bein, also hatte ich wohl nicht alle Scherben erwischt. Ich landete ungeschickt auf der Erde und schlug mit der Schulter irgendwo gegen. Trotz meiner Benommenheit konnte ich erkennen, dass ich mich in einer engen Gasse befand. Auf der einen Seite endete sie an einer hohen Mauer, auf der anderen an einer stark befahrenen Straße. Ich taumelte Richtung Straße.
    Hinter mir Stimmen. Vor mir ein belebter Bürgersteig. Ich könnte in der Menge untertauchen, sagte ich mir. Ich schaute über die Schulter. Zwei Männer kamen hinter mir hergerannt. Ich befahl meinen Beinen, sich schneller zu bewegen, und diese gute alte schonungslose Technik funktionierte.
    Ich stürmte mit einem ordentlichen Tempo auf den Bürgersteig, merkte, dass ich hätte langsamer werden müssen, um nach rechts oder links abzubiegen, und lief daher einfach weiter geradeaus.
    Mit Londoner Bussen ist das so eine Sache. Wenn du dringend auf einen wartest, kommt eine Ewigkeit keiner, aber wenn du wirklich keinen gebrauchen kannst …
    Ich sah ihn kommen, sah sogar das erschrockene Gesicht des Fahrers, konnte fast die Nummer erkennen.
    Dann sah ich nichts mehr.

Elfe
1
    »Das ist … interessant«, sagte Alva Ozigbo vorsichtig.
    Wolf Hadda lächelte. Es war wie ein blasser Wintersonnenstrahl, der kurz auf einen dunklen Berg fällt. Sie behandelte ihn nun schon seit Monaten und sah sein Lächeln doch erst zum zweiten Mal, aber selbst diese wenigen Gelegenheiten hatten erkennen lassen, dass es die Macht hatte, von der dunklen Sonnenbrille und den wulstigen Narben abzulenken und dich dazu zu bringen, den nach wie vor charmanten Mann darunter wahrzunehmen.
    Charme war vielleicht die wirksamste Waffe, die ein Päderast besitzen konnte.
    Aber es war eine Waffe, von der Hadda wohl kaum wusste, dass er sie besaß, denn sonst hätte er sie doch bestimmt schon früher eingesetzt, um seine Lügen zu untermauern.
    Er sagte: »Interessant … ich erinnere mich an das Wort. Das benutzen die da draußen, um Dinge zu beschreiben, die sie nicht verstehen, nicht gutheißen oder nicht mögen, ohne dumm, kleingeistig oder stillos zu wirken.«
    Ihr fiel auf, mit welcher Heftigkeit er da draußen sagte.
    Sie sagte: »Hier drin benutze ich es, um Dinge zu beschreiben, die ich interessant finde.«
    Sie saßen da und sahen einander eine Weile über den schmalen Tisch hinweg an. Zumindest vermutete sie, dass er sie ansah. Sicher konnte sie sich nicht sein, wegen seiner Sportbrille. Sie sah sich selbst in den verspiegelten Gläsern, ein schmales dunkles Gesicht, dessen Farbe sie von ihrem nigerianischen Vater geerbt hatte, während sie den Knochenbau ihrer schwedischen Mutter verdankte. Auch ihr Haar, glatt und hell wie Elfenbein. Viele Leute hielten es für eine Perücke, die sie um der Wirkung willen trug. Sie hatte eine schwarze Jeans und einen weißen kurzärmeligen Pullover an, der

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