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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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schlechten Neuigkeiten zu wecken.«
    »Vielleicht«, sagte sie, als hielte sie das für unwahrscheinlich.
    Er aß in Ruhe, trank noch mehr Kaffee und sah die Zeitungen durch.
    Imogen knabberte an einer Scheibe Toast und plauderte mit Mrs Roper.
    Schließlich stand er auf, sagte: »Das war köstlich wie immer, Mrs Roper«, und ging aus der Küche.
    Während er sich anzog, klingelte erneut das Telefon. Es hörte fast augenblicklich wieder auf.
    Er zog sich fertig an. Es war Viertel nach acht, und der Himmel war jetzt hell. Der Februar galt gemeinhin als der tristeste Monat von allen, aber manchmal barg er schon die Verheißung des Frühlings, dachte Estover.
    Er ging wieder in die Küche, wo Imogen dabei war, im Guardian das Kreuzworträtsel zu lösen.
    Er sagte: »Pasha oder wieder Pippa?«
    »Pippa.«
    »Und?«
    »Sie sind festgenommen worden. Man bringt sie jetzt nach Cambridge.«
    »Großer Gott!«, sagte er. »Weswegen denn?«
    »Drogen.«
    Sie sagte das so beiläufig, dass er einen Moment brauchte, um es zu begreifen.
    » Drogen? Klar, Johnny hat meistens einen kleinen Vorrat Koks im Haus, nur für den seltenen Fall, dass ihm die Wirklichkeit zu aufdringlich wird, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die wegen so was in aller Herrgottsfrühe eine Hausdurchsuchung machen.«
    »Nein, ich denke, die haben sie wegen des halben Zentners von dem Zeug gemacht, den sie, wie Pippa sagt, unter dem Wassertank auf dem Speicher gefunden haben.«
    »Das gibt’s nicht! Soll das ein Witz sein? Vermutlich nicht. Was hast du ihr gesagt?«
    »Ich hab gesagt, dass du unterwegs bist.«
    »Was? Menschenskind, ich kann nicht. Ich muss mich erst um die Geschichte mit Nikitin kümmern.«
    »Er hat dich doch bislang noch nicht gebeten, irgendwas zu unternehmen, oder?
    »Nein, noch nicht, aber dafür gibt es wahrscheinlich irgendeine einfache Erklärung …«
    »Wahrscheinlich«, sagte Imogen. »Aber bis du die erfährst, warten zwei deiner ältesten Freunde auf dich. Fahr nach Cambridge, Toby. Bleib da, falls nötig. Vielleicht solltest du auch dableiben, falls es nicht nötig ist.«
    Er blickte seine Frau verwundert an. In letzter Zeit hatte er mehr und mehr das Gefühl, sie ebenso wenig zu verstehen, wie ihr Vater ihre Mutter verstand. Aber meistens stellte sich raus, dass sie richtiglag.
    Er sagte: »Aber zuerst muss ich noch kurz ins Büro und denen Instruktionen geben, damit sie Bescheid wissen, wenn Pasha anruft.«
    Imogen zuckte die Achseln.
    »Wenn’s sein muss«, sagte sie gleichgültig. »Übrigens, falls du dann doch nach Cambridge fährst, mach dich auf ein Medienaufgebot gefasst. Pippa hat gesagt, irgendwie haben Presse und Fernsehen Wind von der Hausdurchsuchung bekommen und belagern sie jetzt. Das schien sie mehr zu beunruhigen als alles andere.«
    »Dreckspack«, sagte er. »Man sollte meinen, es gäbe wichtigere Dinge in der Welt, mit denen sie sich beschäftigen sollten.«
    Das brachte ihm ein schwaches spöttisches Lächeln ein, dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Kreuzworträtsel.
    »Dann fahr ich jetzt«, sagte er und beugte sich vor, wie um sie zu küssen, begnügte sich dann aber damit, ihr kurz die Schulter zu drücken.
    Sie blickte nicht auf, sondern sagte fast wie zu sich selbst: »Ich denke, mit der Eberesche hast du recht. Es wird lange dauern, bis sie wieder groß genug ist, um uns zu schützen.«
    Er sagte: »Mach dir keine Sorgen, Liebste. Solange wir uns hinter dem Gesetz verstecken können, haben wir nichts zu befürchten.«
    Jetzt sah sie auf.
    »Aber wenn du das Gesetz fällst«, sagte sie, »wie lange braucht das, um wieder zu wachsen?«

3
    Auch Alva Ozigbo erwachte an diesem Februarmorgen früher als sonst. Einen Moment lang blieb sie in der Dunkelheit liegen und erlebte diesen Geburtsmoment, in dem wir nicht wissen, wer oder was oder wo wir sind.
    Dann setzte die Erinnerung ein, und Freude überflutete ihren Verstand und Körper wie die Mittagssonne.
    An diesem Morgen musste sie nicht aufstehen und sich für die Fahrt nach Osten zum Dunklen Turm zurechtmachen.
    Gestern hatte sie Parkleigh zum letzten Mal verlassen!
    Wider Erwarten hatte sie keinen Funken Scham wegen ihrer kampflosen Kapitulation empfunden. Das würde vielleicht später kommen. Wenn sie gewollt hätte, hätte sie sich die offensichtlichen Gründe für ihre Entscheidung, in aller Stille zu gehen, aufsagen können – vor allem die Gefahr für Haddas Freiheit und die Tatsache, dass sie keinerlei konkreten Beweis

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