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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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grimmiger Notwendigkeit bestimmt. In meinem Berufsfeld ist sie leider ein beinahe ständiger Begleiter. Kommen wir auf Wolf zu sprechen.
    »Ja, bitte«, sagte sie.
    »Ich darf davon ausgehen, dass Ihnen die Umstände, die zu seiner Gefängnisstrafe geführt haben, größtenteils bekannt sind?«
    Sie nickte.
    »Gut. Das Geschehene war natürlich bedauerlich, aber aufgrund der Entwicklung der Ereignisse leider auch unvermeidlich. Hätte ich früher gewusst, was vor sich ging, wäre ich vielleicht in der Lage gewesen, etwas zu unternehmen, doch zu dem Zeitpunkt, als ich informiert wurde, lag das schon nicht mehr in meiner Hand.«
    »Nicht mehr in Ihrer Hand!«, rief Alva. »Er war unschuldig, dieser Mann, für den Sie eine gewisse Zuneigung empfinden – zumindest schließe ich das aus der Tatsache, dass Sie sein Foto in Ihrer Bildergalerie haben …«
    Er nickte und sagte: »Ja, in der Tat. Ich habe Wolf stets sehr gemocht.«
    »Und dann haben Sie zugelassen, dass er der widerlichsten Straftat überhaupt angeklagt und für schuldig befunden wurde! Mein Gott, Childs, was machen Sie eigentlich mit Ihren Feinden?«
    Er lächelte sie milde an und sagte: »Das ist nicht der richtige Moment, um darüber zu sprechen. Aber was die Menschen betrifft, die ich mag, so, fürchte ich, hat die grimmige Notwendigkeit von Zeit zu Zeit und in viel zu vielen Fällen verlangt, dass ich daran beteiligt war, sie weit schlimmere Schicksale erleiden zu lassen als das des armen Wolf.«
    Sie sah ihm an, dass er das todernst meinte. Ihr drehte sich der Kopf, aber sie wollte die Gelegenheit, möglichst viel über Hadda zu erfahren, nicht ungenutzt verstreichen lassen.
    Sie sagte: »Als Doll Trapp ihn zu Ihnen brachte, was haben Sie da mit ihm gemacht?«
    »Ich habe ihm ein Zuhause und Bildung geboten. Überdies hat er eine Spezialausbildung bekommen, obgleich er die eigentlich nicht brauchte, da sein besonderes Talent, unüberwindbare Hindernisse zu überwinden, bereits sehr weit entwickelt war. Er konnte fast überall rein- und wieder rauskommen.«
    »Sie meinen, Sie haben ihn als Einbrecher eingesetzt?«, fragte sie fassungslos.
    »Gelegentlich. Aber meistens ging es eher darum, etwas zurückzulassen als etwas mitzunehmen.«
    »Zurückzulassen? Was denn?«, hakte sie nach. Sie wollte es eigentlich nicht, aber sie musste fragen.
    »Abhörvorrichtungen«, sagte er. »Und manchmal auch andere Vorrichtungen.«
    »Meinen Sie etwa Bomben? Sie haben ihn zu einem Mörder gemacht?«
    »Ich fürchte ja. Bei nur zwei Gelegenheiten. Ich habe ihn nicht ahnungslos in den Einsatz geschickt. Jedes Mal konnten wir ihm aus den Akten über die jeweilige Zielperson schlagkräftige Informationen vorlegen, die ihn zu der Überzeugung brachten, die Tötung wäre zum Wohle der Allgemeinheit, eine notwendige Exekution und kein wahlloser Mord.«
    Höhnisches Schnauben ist keine Reaktion, die Psychiater häufig einstudieren können, aber Alva gelang es auf Anhieb.
    »Sie haben ihn angestiftet! Einen Jungen, bestenfalls einen naiven jungen Mann, dessen Arbeitgeber Sie waren, der Ihnen anvertraut war und vermutlich emotional und finanziell von Ihnen abhängig! Und Sie haben ihn zu einem Killer gemacht. Ich wette, das hat Ihren suggestiven Fähigkeiten einiges abverlangt!«
    Er sagte: »Ich denke, wenn ich Ihnen Details nennen würde, kämen vielleicht auch Sie zu der Überzeugung, dass der Tod dieser Männer die Welt besser und unser Land sicherer gemacht hat. Aber Ihr Vorwurf ist nicht unberechtigt. Ich hatte während der Zeit unserer Bekanntschaft große Zuneigung zu dem jungen Wolf gefasst. Keine Sorge, Miss Ozigbo. Das hatte nichts Sexuelles an sich, jedenfalls nicht offenkundig. Es wird Sie vielleicht freuen zu hören, dass Wolfs Vorlieben entschieden heterosexueller Natur sind.«
    Er verstummte kurz, als erwartete er eine Reaktion, und Alva hätte am liebsten empört gefragt: »Wie kommen Sie darauf, dass mich das sonderlich freuen sollte?« Aber sie tat es nicht. Allmählich wurde ihr klar, dass Childs seine Worte in den allermeisten Fällen mit Bedacht wählte.
    Er sprach weiter: »Und daher kamen mir selbst Bedenken, den Jungen weiter auf diesen Weg zu schicken. Ich beruhigte mich mit dem Gedanken, dass es noch nicht zu spät für Alternativen war. Dann bot sich eine dritte Gelegenheit, die seines besonderen Talents bedurfte. Definitiv das letzte Mal, sagte ich mir. Und ich hatte recht, aber aus anderen Gründen. Die Sache lief nicht wie geplant.«
    »Nicht wie

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