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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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harten Glasgower Akzent und das dazu passende Auftreten.
    Du sagst: »Ich wollte wissen, ob irgendwelche Nachrichten für mich gekommen sind. Oder vielleicht Besucher. Aber mir ist nicht klar, wieso Sie für diese Informationen zuständig sein sollen.«
    Er sagt: »Vielleicht hat das damit zu tun, dass Sie sich in Polizeigewahrsam befinden, weil Ihnen schwere Straftaten zur Last gelegt werden.«
    Es ist ein Schock, den Verdacht bestätigt zu hören, den Medlers Besuch in dir geweckt hat, dass sich nämlich in der Zeit, die du bewusstlos warst, nichts geändert hat.
    Da liegst du falsch, natürlich. Es hat sich verdammt viel geändert.
    Du bist wütend, aber in deiner Lage solltest du nicht aus der Haut fahren, also sagst du: »Nachrichten?«
    Er zuckt die Achseln und sagt: »Tut mir leid, keine.«
    Das ist genug Aufregung für einen Tag. Oder eine Woche. Oder wie viel Zeit auch immer vergeht, bis du dich stark genug fühlst, eine Entscheidung zu treffen.
    Du bittest Schwester Jane, erneut DC McLucky zu holen.
    Du sagst: »Ich möchte ein Telefonat führen. Mehrere Telefonate.«
    Er spitzt skeptisch die Lippen, ein Gesichtsausdruck, den seine Freunde bestimmt höchst irritierend finden. Du möchtest mit irgendeiner Art von juristischer Drohung reagieren, aber ein Mann, der sich noch nicht mal selbst den Hintern abwischen kann, ist einfach nicht besonders bedrohlich. Das Beste, was du zustande bringst, ist: »Fragen Sie DI Medler, wenn’s sein muss. Dann hat er Zeit, dafür zu sorgen, dass alle seine Wanzen ordnungsgemäß funktionieren.«
    Er sagt lakonisch: »Medler? Den zu fragen wäre sinnlos. Ist im Januar in den Vorruhestand gegangen. Aus gesundheitlichen Gründen.«
    Das bestätigt deinen Verdacht. Du hast halluziniert. Seltsam, das Unterbewusstsein. Hätte ihm doch keine große Mühe bereiten müssen, Imo in all ihrer nackten Herrlichkeit heraufzubeschwören, aber nein, stattdessen sucht es sich diesen kleinen Scheißer aus.
    Du blinzelst zu McLucky hoch, so schwierig das auch mit nur einem Auge ist. Er sieht noch immer real aus.
    Du sagst: »Bitte«, wobei es dir unangenehm ist, so kindlich zu klingen. Aber es erfüllt seinen Zweck.
    McLucky geht aus dem Zimmer. Du hörst seine Stimme von draußen. Du vermutest, dass er telefoniert, um Instruktionen einzuholen.
    Dann eine so lange Stille, dass du wieder ins Niemandsland abgleitest. Als du wieder daraus auftauchst, sitzt DC McLucky neben deinem Bett. Ist er seit einer Minute da oder seit einer Stunde? Als er sieht, dass dein Auge aufgeht, hebt er ein Telefon vom Boden auf und legt es aufs Bett.
    »Schaffen Sie das?«, fragt er.
    »Ja«, sagst du. Es könnte gelogen sein.
    Er geht.
    Du nimmst mit Mühe das Telefon in die Hand, dann wird dir klar, dass du dich an keine einzige Nummer erinnern kannst. Außer, Gott sei Dank, an die der Auskunft.
    Nach deiner eigenen Telefonnummer zu fragen kommt dir wie ein jämmerliches Eingeständnis der Unfähigkeit vor, also sagst du: »Estover, Mast und Turbery. Anwaltskanzlei in Holborn.«
    Sie suchen die Nummer raus und verbinden dich. Du nennst deinen Namen und fragst nach Toby. Du musst warten, dann sagt eine Frauenstimme. »Hallo, Sir Wilfred. Leila am Apparat. Was kann ich für Sie tun?«
    Leila. Der Name beschwört das Bild einer üppigen Blondine mit einem hübschen Hintern herauf. Man munkelt, wenn Toby morgens ins Büro kommt, warten sowohl seine Post als auch Leila auf seinem Schreibtisch. Du hast dich immer gut mit ihr verstanden.
    »Hi, Leila«, sagst du. »Verbinden Sie mich bitte mit Toby.«
    »Tut mir leid, Sir Wilfred, aber das kann ich nicht machen«, sagt sie.
    »Wieso nicht, Herrgott noch mal? Ist er nicht da?«, sagst du.
    »Ich meine, ich habe Mr Estover gefragt, und er hält es nicht für angebracht, mit Ihnen zu sprechen«, sagt sie mit sehr förmlicher Stimme, als würde sie jemanden zitieren.
    »Nicht angebracht?« Du kannst noch nicht brüllen, aber du bringst ein drohendes Krächzen zustande. »Seit wann bilden sich denn irgendwelche Scheißanwälte ein, es wäre nicht angebracht, mit ihren Mandanten zu sprechen?«
    Sie sagt, noch immer förmlich: »Es tut mir leid, Sir Wilfred, ich hatte angenommen, Ihnen wäre mitgeteilt worden, dass Sie nicht mehr Mr Estovers Mandant sind.«
    Dann verändert sich ihre Stimme, und sie verfällt wieder in ihren üblichen Plauderton, diesmal durchsetzt mit einer Prise besorgten Mitgefühls.
    »Unter den gegebenen Umständen wäre es wirklich nicht angebracht, das

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