Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
durchlebe ich die Hölle.
    Besten Dank auch.
    Und auf Nimmerwiedersehen.

Elfe
1
    Sobald Alva Ozigbo Haddas Brief gelesen hatte, bat sie um ein Gespräch mit dem Direktor.
    Während ihrer Zeit in Parkleigh hatte sie für Simon Homewood eine gewisse Bewunderung entwickelt. Er war keineswegs der weichgespülte Gutmensch, als den konservative Zeitungen ihn gern spöttisch darstellten. Er hatte eine Stärke an sich, die selbst George Proctor Respekt abverlangte, obwohl der Chief Officer keinen Hehl daraus machte, dass er diesen ganzen süßlichen Therapiequatsch, wie er sich ausdrückte, für reine Zeitverschwendung hielt und er es sinnvoller gefunden hätte, die Häftlinge Tüten kleben zu lassen. Doch nach einigen Anfangsscharmützeln hatte Proctor eingesehen, dass er den Direktor lieber schalten und walten ließ, wenn er sich nicht irgendwann nach einer neuen Stelle umsehen wollte.
    Nach Homewoods Auffassung war es seine oberste Pflicht, für die ihm anvertrauten Häftlinge zu sorgen. Nur unter der Voraussetzung ließen sich alle anderen Aufgaben des Strafvollzugs wie Haft, Resozialisierung und öffentliche Sicherheit erfolgreich bewältigen. Als Alva nun mit ihm über Hadda sprach, erklärte sie daher lediglich, dass der Häftling im Prozess der Selbstwahrnehmung eine Stufe erreicht habe, in der die Last der Erkenntnis so erdrückend werden könne, dass er sich möglicherweise selbst Schaden zufügen würde.
    Der Direktor hatte nie versucht, ihr Einzelheiten der Gespräche zwischen ihr und Hadda oder anderen Häftlingen zu entlocken, und er tat es auch jetzt nicht.
    Er fragte: »Denken Sie, er sollte hospitalisiert werden?
    »Nein«, sagte Alva mit Nachdruck. »Es wäre besser, wenn das, was in ihm vorgeht, aus ihm herausbrechen kann. Wenn er mitbekommt, dass er Anlass zur Sorge bietet, ermöglicht ihm das, seine Ängste und Zweifel erneut zu externalisieren. Derzeit bin ich das einzige äußere Ziel für seine nach außen projizierten Schuldgefühle. Im Augenblick beteuert er vehement, dass er mich nie wiedersehen will. Letztendlich wird sein innerer Aufruhr zu einem Höhepunkt führen, den er nur auflösen kann, indem er darum bittet, mit mir zu sprechen. Aber das wird er nicht bereitwillig zulassen, und es könnte sein, dass er nach Wegen sucht, dieses Ergebnis zu umgehen.«
    »Meinen Sie Suizid?«
    »Ich denke, er könnte das als den Versuch sehen, in den komatösen Zustand zurückzukehren, in dem er neun Monate lang existiert hat«, sagte Alva bedächtig. »Als er daraus erwachte, konzentrierten sich die behandelnden Ärzte verständlicherweise auf seinen körperlichen Zustand. Ich wünschte, es wäre etwas mehr darauf geachtet worden, was in seinem Kopf vor sich ging, sowohl vor als auch nach der Genesung. Soweit ich das aus den Unterlagen entnehmen kann, war das Schädeltrauma an sich nicht schwer genug, um eine so lang andauernde Bewusstlosigkeit zu erklären.«
    »Sie meinen, er hat sie irgendwie selbst herbeigeführt?«
    »Möglich. Auf jeden Fall hat er davon gesprochen, dass er sich in den Monaten nach dem Erwachen in gewisser Weise ins Koma zurückgesehnt hat.«
    »Aber warum ist er überhaupt wieder aufgewacht, wenn das so ein wünschenswerter Zustand war?«, wollte Homewood wissen.
    »Wahrscheinlich kam irgendwann der Punkt, an dem irgendetwas in ihm zwischen Leben und Tod wählen musste«, sagte Alva.
    »Und jetzt fürchten Sie, diese Entscheidung könnte rückgängig gemacht werden«, sagte Homewood stirnrunzelnd. »Okay. Ich lasse Hadda wegen Suizidgefahr unter Beobachtung stellen.«
    »So unauffällig wie nur eben möglich«, sagte Alva. »Er sollte nicht merken, dass er außer mir noch anderen Grund zur Sorge bietet.«
    Als der Direktor zum Telefon griff und George Proctor kommen ließ, um die erforderlichen Vorkehrungen zu treffen, überflog sie ihre Notizen. Als sie wieder aufschaute, sah sie, dass Homewood sie betrachtete. Ihre Blicke trafen sich, er lächelte sie leicht verlegen an und sah weg.
    Das war die einzige Schwachstelle in ihrer ansonsten ausgezeichneten Arbeitsbeziehung. Zuerst war sie leicht amüsiert gewesen, als sie bemerkte, dass sie ihn sexuell erregte. Ihrer Erfahrung nach konnte ein Schuss offen eingestandene unerwiderte sexuelle Attraktion zu einer fruchtbaren Beziehung führen, wie zum Beispiel zwischen ihr und Giles Nevinson. Natürlich versuchte Giles dann und wann, bei ihr zu landen, und wenn er sich eine Abfuhr einhandelte, warf er ihr vor, sie würde sich einen Spaß

Weitere Kostenlose Bücher