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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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geben, das führt nur zu Problemen, nicht? Wie ist Ihr Tee, Miss? Möchten Sie noch ein Tässchen?«
    »Nein danke, George. Ich muss jetzt los«, sagte Alva, die erkannte, dass der bedeutsame Teil des Gesprächs vorüber war.
    Aber was hatte das zu bedeuten? , fragte sie sich auf dem Weg nach draußen.
    Es kam ihr so vor, als hätte Proctor sie vor irgendwas gewarnt, obwohl ihr schleierhaft war, warum. Vielleicht aus Nettigkeit, damit ihr das Gefühl, mit Homewood auf einer Wellenlänge zu liegen, nicht zu Kopf stieg und sie sich in gefährliches Fahrwasser begab. Oder aber nur aus dem boshaften Bedürfnis heraus, einen kleinen Keil in ein Bündnis von zwei, wie er fand, allzu liberal Denkenden zu treiben.
    Wahrscheinlich würde die Zeit es zeigen. Das war meistens so. Alva konzentrierte ihre Aufmerksamkeit erneut auf die heikle Phase, die sie in ihrer Behandlung von Wolf Hadda erreicht hatte. Sie hatte das Gefühl, dass in den kommenden zwei Wochen etwas passieren würde. Zumindest würde der seit neuestem so freundliche George Proctor ganz sicher sein Versprechen halten und sie anpiepsen, sobald es passierte.
2
    Das geschah schneller, als sie erwartet hatte.
    Drei Tage später um halb fünf Uhr morgens, um genau zu sein. Sie griff nach dem Telefon neben ihrem Bett und wählte Proctors Nummer. Er meldete sich sofort.
    »Hat versucht, sich die Handgelenke aufzuschneiden, Miss«, sagte er. »Und als er auf die Krankenstation gebracht wurde, hat er immer wieder Ihren Namen gesagt.«
    »Bin schon unterwegs.«
    Sie sprang rasch unter die Dusche, um wach zu werden. Als sie sich abtrocknete, fiel ihr Blick in den großen Spiegel an der Wand. Sie hatte, dachte sie, sehr viel mehr zu bieten, als ihr Gefängnisoutfit versprach. Wenn Homewood sie so sehen könnte, würde dem armen Kerl vermutlich die Hose platzen!
    Sie vertrieb diese narzisstischen Gedanken, steckte sich die Haare hoch und zog sich an.
    Sie traf gleichzeitig mit Homewood im Gefängnis ein. Natürlich war er als Erster von dem Selbstmordversuch unterrichtet worden, aber er hatte einen etwas längeren Weg. Wie sie gehört hatte, wäre er gern in die unmittelbare Nähe seines Arbeitsplatzes gezogen, wenn seine Frau nicht verlangt hätte, bei der Auswahl eines Hauses für sie und ihre drei Kinder anderen Kriterien den Vorrang zu geben. Alva konnte das verstehen. Homewood engagierte sich so stark in seiner Arbeit, dass er sie vermutlich auch mit nach Hause nahm. Das an sich war schon schlimm genug, auch ohne dass die schaurige Realität des Gefängnisses gleich nebenan bedrohlich aufragte.
    Er sagte: »Sie hatten recht.«
    Es klang ebenso sehr nach Vorwurf wie nach einem Kompliment.
    Proctor erwartete sie beide.
    Als sie mit ihm zusammen zur Krankenstation gingen, schilderte er ihnen, was geschehen war.
    »Er hat sich ins Bett gelegt, als das Licht ausging, und schien eingeschlafen zu sein, aber irgendwann in der Nacht hat er sich das rechte Handgelenk mit einer Rasierklinge aufgeschnitten. Normalerweise schläft er ziemlich unruhig, und in letzter Zeit war es noch viel schlimmer, da hat er sich die ganze Nacht hin und her gewälzt. Manchmal hat er einfach nur dagelegen, die Augen weit auf, als wollte er nicht wieder einschlafen. Zum Glück hatte Lindale Dienst. Der hat ein Gespür dafür, wenn irgendwas nicht stimmt, und ihm ist aufgefallen, dass Hadda ungewöhnlich still dalag, also ist er rein und hat nachgesehen.«
    »Wie zum Teufel hat er es geschafft, eine Rasierklinge mit ins Bett zu nehmen?«, wollte Homewood wissen.
    Proctor sagte hölzern: »Das wird untersucht, Sir.«
    Alva vermutete, dass er dachte: Wenn dieses Gefängnis nach meinen Regeln geführt würde und nicht nach Ihren, wäre das nicht passiert.
    Als sie die Krankenstation betraten, wartete der Arzt schon auf sie. Sein Name war Martens. Seiner eigenen Darstellung nach war er ein Spitzenstudent gewesen, und er konnte nicht verhehlen, dass er das Gefühl hatte, vom Schicksal betrogen worden zu sein, weil er es im frühen mittleren Alter noch nicht weiter als bis zum Gefängnisarzt gebracht hatte. Er war zweifellos kein großer Anhänger der forensischen Psychiatrie, aber als Alva ihn an diesem Morgen erblickte, war sie ein wenig beruhigt. Er hatte das müde, gereizte Aussehen eines Mannes, der möglichst schnell zurück ins Bett wollte, und nicht die traurige, resignierte Miene eines Mediziners, der gerade einen Patienten verloren hatte.
    »Oh, gut. Da sind Sie ja endlich, Dr. Ozigbo«, sagte er

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