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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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passen wollte. Und es hatte ihm geholfen, als er schließlich zur Londoner Polizei ging. Sein neuer Bekanntenkreis in London, Kollegen und Ganoven gleichermaßen, hatte aus dem Fernsehen gelernt, dass mit einem hart auftretenden Glasgower nicht zu spaßen war. Doch in dieser erbarmungslosen Atmosphäre, in der du jeden Tag neu beweisen musstest, wer du wirklich warst, blieb sein im Grunde weicher Kern nicht lange unbemerkt, und letztendlich wurde ihm klar, dass der Rang eines Detective Constable für ihn das Ende der Fahnenstange war. Mit Mitte dreißig, geschieden und desillusioniert, hatte er von der Polizei und der Hauptstadt genug und reichte seine Kündigung ein. Wieder zurück in Glasgow, wohnte er bei seiner Mutter und suchte sich einen Job bei einem privaten Wachdienst. Dann starb seine Mutter plötzlich und unerwartet, und er erbte sein kleines Elternhaus am Rande von Bishopsbriggs. Als er überrascht feststellte, wie viel es wert war, verkaufte er das Haus und gründete mit dem Geld seine eigene Privatdetektei.
    McLUCKY HILFT! Nicht originell, aber griffig, dachte er zufrieden. Nach einem holprigen Start hatte sein Ruf, verlässlich und preisgünstig zu arbeiten, ihm eine solide Auftragslage beschert, so solide, dass er sich, wenn alles normal lief, die Freiheit herausnehmen konnte, wählerisch zu sein und Jobs abzulehnen, die ihm nicht gefielen, allen voran das Eintreiben von Schulden.
    Warum also fuhr er jetzt runter nach Carlisle, um sich mit einem berüchtigten Exhäftling zu treffen?
    Das war die Frage, die ihn veranlasste, den Blick von den Kleinanzeigen im Herald zu heben und nach draußen auf die frostige Grenzlandschaft zu starren, während er zum ersten Mal, seit er der Polizei den Rücken gekehrt hatte, wieder zurück nach England reiste.
    Haddas Anruf hatte ihn völlig überrascht.
    »Sind Sie der McLucky, der früher bei der Kripo in London war?«
    »Der bin ich.«
    »Hier spricht Wolf Hadda. Erinnern Sie sich an mich?«
    »Ja.«
    »Ich möchte Sie engagieren.«
    »Und was soll ich für Sie tun?«
    »Darüber reden wir, wenn wir uns sehen. Nächsten Donnerstag, zwei Uhr, im Old Station Hotel in Carlisle. Ich bezahle Ihnen die Anfahrtszeit und die Fahrkarte, noch bevor wir anfangen, uns zu unterhalten, okay?«
    »Moment mal, ich würde gern ein bisschen genauer …«
    »Wenn wir uns sehen. Auf Wiedersehen, Mr McLucky.«
    Mehr nicht. Er hatte lange darüber nachgedacht, ehe er sich entschloss, hinzufahren. Und er dachte noch immer darüber nach, während er mit seiner ungelesenen Zeitung auf dem Schoß dasaß und in die vorbeiziehende Landschaft starrte, ohne ihre mondartige Schönheit unter der Wintersonne wahrzunehmen.
    Er hatte noch fast zwei Stunden Zeit, als er in Carlisle ankam. Nachdem er das Old Station Hotel gefunden hatte, bummelte er durch die Stadt und schaute sich die Sehenswürdigkeiten an.
    Eine Minikathedrale und eine gedrungene Burg, beide aus rotem Sandstein, waren offenbar schon alles, doch er hatte keine große Lust auf eine Besichtigung und machte sich in dem schneidenden Wind, der ihm durch die stillen Straßen folgte, auf den Rückweg zum Hotel, wo er sich in der Bar einen Scotch genehmigte, als Hadda langsam hereingehinkt kam. Er hatte eine lange, warm aussehende Feldjacke an und stützte sich schwer auf seinen Gehstock.
    Er steuerte geradewegs auf den Tisch zu, schuf ein wenig Platz, um das linke Bein auszustrecken, und setzte sich.
    »Sie sind zu früh«, sagte er.
    »Sie auch.«
    »Ja. Mein Bewährungshelfer ist zu dem Schluss gekommen, dass ich ein braver Junge war, und hat mich nicht lange aufgehalten. Das Wichtigste zuerst. Was schulde ich Ihnen für die Zugfahrkarte und sonstige Auslagen?«
    Er zückte ein Portemonnaie, als er das sagte. McLucky fiel auf, dass es prall gefüllt aussah.
    Er sagte: »Das kann warten. Falls ich Ihren Auftrag nicht annehme, nehme ich auch Ihr Geld nicht an.«
    »Warum nicht?«
    »Weil es sich in dem Fall wahrscheinlich um etwas handelt, mit dem ich nichts zu tun haben will, und dann will ich auch kein Geld von Ihnen genommen haben.«
    »Ihre Art zu denken gefällt mir«, sagte Hadda. »Wieso sind Sie aus dem Polizeidienst ausgeschieden?«
    »Weil er mir nichts mehr gegeben hat. Und vielleicht konnte ich ihm auch nichts mehr geben. Wie sind Sie auf mich gekommen?«
    »Ich hab Erkundigungen eingezogen. Mir wurde gesagt, Sie hätten gekündigt und wären zurück nach Glasgow gegangen. Da hab ich mich gefragt, was ehemalige Polizisten wohl

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