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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Feuchtigkeitsfleck.«
    Für einen großen hinkenden Mann bewegt er sich sehr leise, dachte Hollins und sah mit einiger Erleichterung, dass sein Gastgeber jetzt einen dicken Pullover mit Poloausschnitt, eine alte Cordhose und Stiefel trug. Außerdem hatte er seine leere Augenhöhle mit einer schwarzen Klappe bedeckt und einen schwarzen Lederhandschuh über die rechte Hand gezogen.
    »Haben Sie aus Angst vor Feuchtigkeit eine Arche hier stehen?«, fragte Hollins und schaute zu dem Schlauchboot hinüber.
    »Was? Ach so, das. Als Junge hab ich in den umliegenden Bergseen mit dem Netz gefischt. Ich hab das Boot unter einem Haufen anderem Kram aus meiner Kindheit gefunden und dachte, es würde sich vielleicht lohnen, es wieder seetüchtig zu machen, falls ich mir mein Futter selbst beschaffen muss. Apropos, möchten Sie einen Kaffee?«
    »Ja, bitte.«
    Hadda ließ etwas Wasser in den Kocher laufen, schaltete ihn ein und gab etliche Löffel Kaffee in eine Kanne. Dann setzte er sich und studierte seinen Gast.
    Luke Hollins hatte sich daran gewöhnt, studiert zu werden, meistens mit einer gewissen Skepsis.
    Er hatte einen geschorenen Schädel und ein unrasiertes Kinn. Er trug eine knallrote Fleecejacke, eine lange Khakihose, die sich durch Abnehmen der unteren Beinhälften in Shorts verwandeln ließ, und Nike-Turnschuhe. Was seine Kleidung betraf, war die einzige Konzession an seinen Beruf der römische Kragen, der unter der Jacke hervorlugte, und selbst der war leicht grünlich verfärbt.
    »Lady Kira ist bestimmt ganz begeistert von Ihnen«, sagte Hadda.
    »Verzeihung?«
    »Das Schloss liegt doch in Ihrem Pfarrbezirk, oder? Sir Leon zieht bestimmt noch immer seine Gutsherrennummer ab und lädt den Pfarrer gelegentlich nach dem Sonntagsgottesdienst zum Lunch ein, richtig?«
    »Ein einziges Mal bisher«, sagte Hollins. »Ich rechne nicht mit einer zweiten Einladung.«
    »Die kommt schon noch. Die alte Garde wird mit Traditionsbrechern fertig, indem sie sie in die Tradition einbindet«, sagte Hadda. »Seit wann sind Sie hier?«
    »Seit sechs Monaten«, sagte Hollins und dachte: Wieso stelle nicht ich hier die Fragen?
    »Schon so lange? Die müssen verzweifelt sein.«
    »Außer mir hatte sich nur noch eine Frau beworben«, erklärte Hollins zu seinem eigenen Erstaunen.
    »Muss ein Kopf-an-Kopf-Rennen gewesen sein. Schön, was können Sie für mich tun, Padre ?«
    »Verzeihung?«
    »Wissen Sie, wenn Sie genau hinhören würden, wenn man Sie anspricht, und den Worten ihre übliche Bedeutung zuweisen würden, dann müssten Sie vielleicht nicht dauernd ›Verzeihung?‹ sagen. Sie haben an meine Tür geklopft. Ich vermute, Sie möchten sich kein Pfund Zucker ausborgen oder um eine Spende für die Missionsgesellschaft bitten. Also sind Sie wahrscheinlich hergekommen, um Ihre Dienste anzubieten. Nicht im engeren Sinne des Wortes, hoffe ich. Mit Gebeten hab ich nichts am Hut. Also, was können Sie für mich tun?«
    »Ich könnte Ihnen ein verständnisvoller Zuhörer sein …«, begann Hollins.
    »Ach ja? Dann sind Sie also pervers?«
    »Verzeihung … ich meine … Verzeihung?«
    Das Wasser kochte. Hadda schaltete den Kocher ab, wartete einen Moment, bis das Wasser aufhörte zu sprudeln, und goss es dann unter kräftigem Rühren in die Kanne.
    »Das bin ich ja wohl, oder? Wenn Sie also ein verständnisvoller Zuhörer sind, impliziert das … Verständnis. Aber das ist Ihr Problem. Hören Sie, ich möchte nicht, dass Sie sich hinterrücks an meine Seele ranschleichen, also lassen Sie uns zur Sache kommen und die wirklich wichtige Frage klären. Kaufen Sie selbst bei Tesco ein oder lassen Sie sich von denen beliefern?«
    Er goss den Kaffee in zwei schwere Porzellanbecher und reichte einen rüber. Ohne Milch oder Zucker.
    Hollins verkniff sich ein weiteres »Verzeihung?« und sagte: »Ja, ich meine … ja, wir lassen uns beliefern.«
    »Gut. Die weigern sich, mich hier zu beliefern, angeblich weil die Zufahrt zu holprig ist. Und selbst wenn ich ein bisschen fische und so weiter, brauche ich trotzdem noch andere Sachen. Wenn ich Ihnen also von Zeit zu Zeit eine Einkaufsliste gebe, könnten Sie die doch mit auf ihre Bestellung setzen, oder? Und die Sachen dann raus nach Birkstane bringen.«
    »Tja, also, ich denke schon …«, sagte Hollins und musste an die zu erwartende Reaktion seiner Frau denken.
    »Nun, kommen Sie! Keine Bange, ich bezahle für mein Zeug. Außerdem dachte ich, die Speisung der Armen gehört zu Ihrem

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