Rache zum Dessert (German Edition)
zurückgegelten Haare gaben ihm den schmierigen Touch eines Aals. Glatt und uncharismatisch. Ganz und gar nicht mein Geschmack, dachte sich Theresa und musste sich unwillkürlich schütteln.
Sicherlich war er von seinem eigenen Spiegelbild so sehr überzeugt, dass er gar nicht auf die Idee kam, dass es Frauen geben konnte, die sich ihm nicht auf der Stelle hingaben. Ob bei ihm eine narzisstische Störung vorlag? Wie man diesem Mann nur seine Geldangelegenheiten anvertrauen konnte, war ihr ein Rätsel.
Stopp Theresa , schalt sie sich selbst. Das zu analysieren ist nun wirklich nicht ihre Aufgabe. Dennoch glaubte sie Herrn Kopnick ganz gut einschätzen zu können und sie glaubte auch zu wissen, wie man diesen Schlag von Mann ködern musste.
Dann lass uns mal zur Sache kommen Schätzchen, begann Theresa gedanklich die Show. Verführerisch schlug sie ihre Beine übereinander. Versehentlich rutschte dabei ihr Rock etwas nach oben und gab den Blick auf ihre schwarzen spitzenbesetzten Strümpfe frei.
Ungeniert starrte Herr Kopnick auf ihre Beine und ließ keinen Zweifel daran, dass sie eine Kundin ganz nach seinem Geschmack war.
Theresa hatte sich ihre blonden Haare locker nach oben gesteckt und trug die riesige Brille, die sie sich von Luisa geborgt hatte. Dieses Gestell gab Theresa ein Aussehen, als hätte man ein verängstigtes Häschen vor sich, das naiv auf jeden bösen Wolf hereinfallen würde. Ein Roséfarbener Lipgloss betonte den Schwung ihrer Lippen. Der Trauer um ihren verstorbenen Mann wurde sie mit einem knappen schwarzem Kostüm und einer dekolletierten cremefarbenen Seidenbluse gerecht.
Mit einem hilflosen Augenaufschlag sah sie ihn an. „Ich bin dir wirklich dankbar für deine Hilfe. Wie du ja weißt, hat sich früher mein Mann um diese ganzen Angelegenheiten gekümmert, aber nun …“, in gespielter Trauer senkte Theresa die Lider. Dann blickte sie ihm mit einem tiefen Seufzer wieder direkt an. Wieder und wieder hatte sie das Spiel mit den Augen vor dem Spiegel geübt. So lange, bis sie fast selbst darauf hereinfiel.
Leicht beugte sich Theresa nun über den Schreibtisch und gab ihm einen kurzen Einblick in ihr Dekolletee. Natürlich nahm er auch diesen überaus dankbar an, was ihr ein Schmunzeln auf die Lippen lockte. Sie ahnte ja bereits, dass es leicht werden würde, aber so leicht? Das ging eindeutig zu schnell, deshalb lehnte sie sich wieder entspannt in ihrem Stuhl zurück und zog ihren Rock wieder auf sittsame Höhe. Sollte er ruhig noch etwas zappeln. In seinen Augen flackerte Enttäuschung auf.
„Du wurdest mir im Übrigen wärmstens empfohlen. Von Frau Meier! Du erinnerst dich doch an Frau Meier?“ Ganz bewusst hatte sich Theresa für diesen Namen entschieden, denn es gab wohl kaum einen Finanz-, Versicherungs- oder auch sonstigen Makler, der nicht schon einmal mit diesem Namen in Berührung gekommen war. Natürlich konnte sie auch daneben liegen, aber das würde sie ja gleich erfahren. Für diesen Fall hatte sie sich noch die Namen Huber und Schmidt zurechtgelegt. Als reiches Dummchen konnte sie sich dann schon herausreden. Eine Verwechslung der Namen ist relativ schnell erklärt.
„Meier? Das ist doch ...“, verwirrt blickt er sie an. Meinte sie wirklich die Schrulle, die ihren Mann schon vor Jahren mit ihren Launen unter die Erde gebracht hatte und nun sein hart erarbeitetes Vermögen mit Reisen verprasste?
„Ja genau“ lächelte Theresa ihn freundlich an. „Die meine ich. Und sie hat ja so recht. Auch auf mich wirkst du so kompetent. Das habe ich sofort gespürt, als ich dein Büro betrat.“ Vertraulich beugte sich Theresa wieder über den Tisch. „Frau Steiner hat sie zu mir gesagt, wenn sie ihr Geld anlegen wollen, dann nur beim Kopnick. Und da mir mein Geld ja doch einiges Wert ist, bin ich hier. Es ist mir wirklich wichtig, es von einem Fachmann, wie sie es sind, vermehren zu lassen. Schließlich kann man ja nicht genug davon haben, oder? Mein Mann, Gott hab ihn selig, hat ja sein Vermögen selbst erarbeitet und sein Geld nie jemanden anderem anvertraut, als sich selbst. Aber ich hab mir gedacht, Mensch Katrin, ein bisschen Spekulation kann nicht schaden – vermehr das Geld deines Mannes einfach. Und wie ich dir am Telefon ja schon erzählt habe, vertrau ich diesen Bankern nicht wirklich - und jetzt bin ich hier …“, unbedarft blickte sie ihn an. „Zu was kannst du mir also raten?“
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