Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition)
zusammenzustellen. Überleg dir, was du auf dem Album machen willst, ja? Ich denke, wir sollten im neuen Jahr anfangen.«
»Aber das sind doch nur noch zwei Wochen bis dahin«, sagte Amber entsetzt.
Er ignorierte sie. »Ich wäre für neue Songs, aber mit Blues-Einschlag. Vielleicht ein, zwei Coverversionen. Dusty, zum Beispiel.«
Amber verzog das Gesicht. »Dazu ist meine Ehrfurcht zu groß«, sagte sie. Ihre Mum liebte Dusty Springfield. Was mochte ihre Mutter jetzt wohl machen? Und Onkel Derek? Was würde ihre Mutter zu ihrer Entscheidung sagen, dass sie die Filmerei ein für alle Mal aufgab und sich wieder ganz der Musik widmen wollte? Und dass es ihr eigentlich vollkommen egal war, was andere darüber dachten?
Matt holte sie wieder in die Realität zurück. »Du hast jede Menge Talent, wir müssen nichts klauen. Du bist nicht Amy Winehouse und auch nicht Dusty. Du bist Amber. Du hast etwas ganz Eigenes. Und das wird durchkommen, das verspreche ich dir. Ich will den Leuten deine schwermütige Seite zeigen.« Sie lachte, und er legte ihr die Hand in den Nacken und zog sie sanft zu sich. »Oh ja. Und wir machen die Nummer gemeinsam, okay?«
Als Schauspielerin hatte Amber sich seit Jahren gewünscht, eine andere Seite von sich zeigen zu dürfen, aber nun erkannte sie, dass sie dazu in der falschen Branche gewesen war. Den größten Teil ihres Lebens hatte sie damit verbracht, so zu tun, als sei sie jemand anderes. Doch jetzt durfte sie ganz sie selbst sein.
»Das hört sich wunderbar an«, sagte sie. Sie küsste ihn wieder, und er schob ihr eine Hand ins Haar. Die andere Hand glitt über ihren Oberschenkel, und seine Zunge drängte sich vorsichtig in ihren Mund. Amber war seit vielen Jahren entweder von ihren Filmpartnern geküsst worden oder von Leo, und beides war stets ein eher mechanisches Erlebnis gewesen. War sie denn jemals richtig geküsst worden? Von jemandem, der es wirklich wollte, der seine Hände in ihr Haar wühlen wollte, der sie näher an sich zog, so dass sie sein Herz klopfen spürte, seine Wärme, seine Haut …?
Er machte sich als Erster los. »Ich will dich«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Ich will dich so sehr, wunderschöne Frau …«
Er schob ihr eine Locke hinters Ohr, und sie lächelte.
»Ich kann gar nicht glauben, dass das hier wirklich geschieht«, sagte sie. »Ich will dich auch. Oh, und wie.«
Plötzlich jedoch verlegen, weil ein fremder Mann sie anstarrte und sie nicht erkannt werden wollte, senkte sie den Kopf und trank einen weiteren Schluck Kaffee.
»Und würdest du auch nach New York ziehen? Hierbleiben?«, fragte Matt und schob sich eine Gabel mit Rührei in den Mund. Er sagte es, als sei es keine große Sache.
Amber sah sich um in dem Lokal mit den rotkarierten Tischdecken, den weißen Fliesen, den tief zu Boden reichenden Fenstern und dem Blick auf die Straße mit den vermummten New Yorkern, die zur Arbeit hasteten, und fühlte sich zu Hause. Sie konnte hierbleiben und die Vergangenheit einfach hinter sich lassen.
»Ja, ich bleibe«, sagte sie. »Aber da ist noch eine Sache, die ich tun muss. Macht es dir etwas aus, wenn ich mal eben telefoniere?«
»Natürlich nicht«, sagte Matt.
»Ich gehe hinaus.« Sie zog sich den Mantel an.
»Bist du verrückt? Es ist eiskalt draußen. Ich hör nicht zu.«
»Schon gut«, sagte Amber. »Ich muss raus. Es ist besser, wenn du das hier nicht mitbekommst.«
Matt sah zu ihr auf. Er hätte beleidigt sein oder misstrauisch werden können. Vertraute sie ihm nicht? Musste sie mit jemand anderem Schluss machen? Aber offenbar war die Sache für ihn in Ordnung, und das war einer der Gründe, weswegen sie ihn zu lieben begann. Er griff neben sich auf die Bank und warf ihr ihren Schal zu. »Bleib nicht so lang.«
Amber wählte und trat hinaus auf die Straße. Die kalte Luft war wie ein Messer in ihrer Brust.
»Hi«, sagte sie, als der Anruf angenommen wurde, »hi, Oksana. Amber Stone hier.«
»Ha.« Oksanas Stimme klang vollkommen tonlos. »Kommen Sie endlich zur Vernunft? Ihre Schwester, ich habe sie wieder angerufen. Sie sagt, ich soll sie in Ruhe lassen. Ich gehe zur Polizei, Amber, verstehen Sie? Es ist zu spät. Danach gehe ich nach Hause nach Russland. Ich will nicht mehr.«
»Schon gut, schon gut«, sagte Amber beschwichtigend. »Hören Sie, Oksana, ich bin mit dem, was Sie vorhaben, nicht einverstanden. Das muss Ihnen klar sein. Ich weiß, dass Sie wütend auf Chelsea sind, aber ich weiß auch, dass Chelsea diese Sache
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