Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition)
angefreundet, als sie nach L. A. kam. Im Grunde genommen waren sie ihre einzigen Freunde hier, nachdem Leo diesen Tänzer, diesen Choreograph, losgeworden war.«
»Ich weiß nicht«, murmelte Chelsea. »Wir haben damals nicht besonders oft miteinander gesprochen.«
Vage erinnerte sie sich an Ambers erste Zeit in den USA, als sie mit fast kindlichem Enthusiasmus von Leo, seinem Haus, von all den Leuten erzählt hatte, und, ja, jetzt erinnerte sie sich, dass Amber auch von einem Mädchen gesprochen hatte, mit dem sie schwimmen und wandern war … »Aber diese Tochter … war die nicht noch ein Kind?«
»Ja. Sie war fünfzehn.« Sally klang grimmig. »Hören Sie zu. Hören Sie einfach zu, was er getan hat.«
Und dann begann Sally zu erzählen.
Ja, Leo hatte ein Geheimnis. Ein dunkles Geheimnis.
Vor sieben Jahren hatte es eine Phase gegeben, in der er sehr frustriert gewesen war. Amber war soeben nach L. A. gekommen und mit ihrer Mutter vorübergehend bei ihm eingezogen, während sie ein Haus zur Miete suchten. Er begehrte Amber – er begehrte immer das, was er nicht haben konnte. Sie war jung, sah noch jünger aus, sie war knackig und in jeder Hinsicht heiß.
Nur Sally wusste, wie schlimm es wurde, wenn Leo sich etwas verkneifen musste.
Leo war es klar, dass er Amber nicht haben konnte – noch nicht jedenfalls. Sie war außerhalb seiner Reichweite; Margaret ließ sich zwar von ihm bezaubern, war aber nicht dumm. Sie hatte schon einiges erlebt und kannte sich mit Männern wie Leo aus. Aber wie auch immer – Amber war für Leos Karriere zu wertvoll, als dass er sich diese Chance auf den Hauptgewinn zerstört hätte.
Aber Personal … das Personal war eine ganz andere Sache.
Eines Abends, als Amber und Margaret unterwegs waren, geschah es. Leo war sexuell frustriert, einsam und schlecht gelaunt. Marias Mutter, Tina, war im Kino, und Maria ließ sich leicht überreden, sich am Pool zu ihm zu setzen und etwas zu trinken. Maria fühlte sich enorm geschmeichelt. Leo war immerhin eine wichtige Persönlichkeit, dazu sehr attraktiv und witzig. Maria träumte davon, ein Star zu sein wie ihre neue Freundin Amber. Und Leo riss sich zusammen, beobachtete und machte sich an die Arbeit.
Erst ein Drink, dann ein weiterer. Und noch einer.
Und dann gerieten die Dinge außer Kontrolle.
Als Tina in der Nacht zurückkehrte, fand sie Maria bewusstlos am Pool, wo sie gestürzt war. Sie blutete aus einer Kopfwunde, Blut auch unter den Fingernägeln, und ihre Kleider waren zerrissen.
Leo rief seinen privaten Arzt. Man brachte sie ins Krankenhaus, und Leo zahlte stattliche Summen an die Leute in den richtigen Positionen. Ein Aneurysma, lautete die Diagnose anschließend. Maria war fünfzehn Jahre alt und würde nie wieder aufwachen. Sie hing an Maschinen, die sie am Leben hielten und jeden Monat Tausende von Dollar kosten würden.
Tina war nicht dumm. Bei allem Kummer ahnte sie, was wirklich geschehen war. Sie kannte Leo und wusste, dass er ein Auge auf Maria geworfen hatte. Und nun würde ihre Tochter nie wieder erwachen, und dafür musste Leo bezahlen!
Aber was konnte sie tun? Sie war illegal in den Staaten, und wenn sie zur Polizei ginge, würde man sie ausweisen. Tina hatte also keine Wahl, als sich auf Leos Bedingungen einzulassen.
Leo zahlte alle Krankenhausrechnungen und richtete einen Treuhandfonds für die Familie ein. Dazu musste er Sally einweihen.
Allerdings erzählte Leo ihr nicht alles, und Sally hätte nicht sagen können, warum sie die Bänder der Sicherheitskameras an sich nahm, als sie an jenem Morgen ins Büro kam, und neue einlegte. Leo hatte keine Ahnung, dass sie noch existierten. Und Sally hatte keine Ahnung, warum sie sie die vielen Jahre über behalten hatte …
»Eine Art Versicherung, nehme ich an«, erklärte sie Chelsea und verzog das Gesicht. »Vielleicht habe ich immer geahnt, dass es so kommen würde.«
Chelsea lächelte. »Und ich denke, damit kriegen wir ihn.«
»Aber nur, wenn wir die Bänder bekommen«, sagte Sally nüchtern. »Die sind nämlich noch im Büro.«
»Dann holen Sie sie doch.«
Sally presste die Lippen zusammen. »Ist nicht so einfach. Er hat nämlich die Schlösser ausgetauscht. Und niemand lässt mich mehr hinein.«
»Ernsthaft?«
»Ja, leider. Ich war heute Morgen da und habe behauptet, ich hätte eine seiner dämlichen Broschen vergessen, aber die Security lässt mich nicht einmal durchs Tor.«
Chelsea ballte die Faust. »Mist«, sagte sie. »Mist. Gibt
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