Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition)
Freut mich.« Maggie atmete flach, um sich nicht wieder zu übergeben.
»Derek ist ein interessanter Bursche«, fügte Camilla hinzu.
»Ja«, murmelte Maggie und presste sich ein Handtuch auf die Lippen. »O Gott.«
Hastig drehte sie sich um und erbrach sich erneut in die Kloschüssel.
»Du bist schwanger, richtig?«, fragte Camilla weder mitfühlend noch anklagend – es war eine einfache Frage.
»Keine Ahnung.« Maggie richtete sich auf und nickte unglücklich. Es war besser, die Wahrheit zu sagen – es war sogar erleichternd. »Ja. Ich denke schon. Ich bin drei Wochen überfällig und fühle mich schrecklich.« Sie schauderte, als eine neue Woge Übelkeit sie überrollte. »Was soll ich bloß machen?«
»Dich beim nächsten Mal schützen«, erwiderte Camilla.
Maggie konnte nicht verhindern, dass sie trotzig klang. »Habe ich ja. Nur beim ersten Mal nicht. Aber ich dachte, beim ersten Mal … ich meine, wenn eine Frau … jedenfalls dachte ich, da könnte nichts passieren.«
»Kleine, naive Maggie.« Camillas sanfte Stimme klang beinahe freundlich. »Du bist wirklich die unschuldige Schönheit vom Land, was? Beim ersten Mal kann man nicht schwanger werden? Tja, spätestens jetzt weißt du wohl, dass das ein Haufen Mist ist. Hast du es schon Derek gesagt?«
»N-nein.« Maggie wischte sich die Augen und versuchte, nicht einzuatmen. Der Gestank nach Schimmel, Erbrochenem und Zigarettenrauch war fast unerträglich. »Ich weiß nicht, wie.«
Für ein Hippie-Mädchen war Camilla erstaunlich pragmatisch. »Mach es weg«, sagte sie und wandte sich wieder zu ihrem Bett im Wohnzimmer um. »Und sag ihm nichts, falls du Wert auf meinen Rat legst, Herzchen.«
»Aber ich will doch eine Familie mit ihm gründen«, stammelte Maggie.
»Falls du ihn wiedersehen willst, solltest du dir das aus dem Kopf schlagen«, sagte Camilla. »Denn glaub mir, Liebes. Wenn Derek Stone erfährt, dass du schwanger bist, dann war’s das.« Sie lächelte fast mitfühlend und drückte ihre Zigarette aus. »Ich bin jetzt weg, treffe mich mit jemandem. Ich räume später auf. Tut mir leid, Schätzchen.«
Sie sollte recht behalten.
Tatsächlich kam Maggie gar nicht mehr dazu, es ihm zu sagen.
Denn als sie am nächsten Tag an seine Wohnungstür klopfte, ließ sein Vermieter sie herein. Derek war weg, seine Sachen auch, und er war seinem Vermieter, der unter ihm wohnte, für drei Monate die Miete schuldig.
Derek Stone war geflüchtet.
7
N achdem Maggie eine Woche lang nichts von Derek gehört hatte, wurde die panische Angst zu einer Art dumpfer Verzweiflung. Was, zum Teufel, sollte sie jetzt bloß tun? Es hatte keinen Sinn, immer wieder in der Beak Street anzuklopfen; dort würde er nicht mehr auftauchen, und er würde wohl auch kaum noch ins Black Horse kommen, falls er sich vor seinen Gläubigern versteckt hielt. Die einzige Chance, die sie hatte, war das Amours du Derek. An einem verregneten Maiabend nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und machte sich auf den Weg. Vielleicht konnte ihr dort jemand sagen, wie sie Derek finden könnte.
Der Laden war offen und der Vorhang, durch den sie vor zwei Monaten einen Blick auf Strapse und Strümpfe geworfen hatte, ebenfalls, daher trat sie ein, froh, dass sie in ihrem farblosen Top und den Jeans relativ unsichtbar war.
Sie blieb einen Moment lang stehen, um ihren Augen Zeit zu geben, sich an das dämmrige Licht zu gewöhnen. Sie wusste, dass Soho heruntergekommen und schäbig wirkte; das machte ihr nichts aus, denn das war die andere Seite des Glamours und der hellen Lichter, das wusste sie. Doch das hier … Während sie unbemerkt am Rand stand und immer mehr Einzelheiten in sich aufnahm, klappte ihr Unterkiefer vor Entsetzen herab, und eine einzelne Träne rann ihr über die Wange.
Im Hintergrund lief uninspirierte Cabaretmusik aus den sechziger Jahren, während auf der Bühne ein abgemagertes, müde wirkendes Mädchen mit gebleichtem, strohigem Haar lustlos dazu tanzte. Sie hielt ihre Brüste mit beiden Händen und wackelte damit abwechselnd im Takt der Musik. Vor ihr saßen drei Männer. Der, der Maggie am nächsten war, trug einen glänzenden grauen Anzug, hatte den Hosenschlitz offen und rieb sich hektisch seinen schlaffen Penis. Seine Augen wirkten glasig, der Mund war halb geöffnet. Der Mann neben ihm rieb sich ebenfalls, wenn auch weniger heftig.
Maggie hob die Füße, die am Boden festklebten – weshalb, wollte sie lieber nicht genau wissen. Das hier war also Dereks Traum,
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