Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition)
prüfend. Margaret, die nicht wusste, was sie tun sollte, schob ihre Tochter vor sich. »Das ist Amber.«
Simon lächelte sie an. »Bist du so weit, Amber?«
»Na klar.« Sie schüttelte Simon – sehr professionell und erwachsen – die Hand, und gemeinsam gingen sie auf den Raum zu, in dem das Vorsprechen stattfinden würde.
Hinter ihnen rührte sich Chelsea. »Hey!«, rief sie. »Du schaffst das, Amber!« Grinsend hielt sie den Daumen hoch. Margaret machte peinlich berührt »Scht«, aber Amber wandte sich um, lächelte ihrer Schwester dankbar zu und winkte leicht.
Simon Moore wandte sich ebenfalls um und lächelte das Mädchen auf dem Plastiksitz an, als bemerke er es zum ersten Mal. Margaret zog innerlich den Kopf ein.
»Das ist meine andere Tochter. Chelsea. Tut mir leid.«
Amber sah immer frisch und wie aus dem Ei gepellt aus. Chelsea dagegen … Chelsea war ein einziges Chaos. Das Haar wirr und struppig, die Jeans zerrissen, und der dunkellila Lippenstift ließ ihren ohnehin hellen Teint bleich und fahl wirken. Doch als sie nun ihr breites Katzengrinsen lächelte, musste Margaret sich einmal mehr eingestehen, wie wunderschön sie war. Wenn sie sich doch nur wie eine junge Dame verhalten, sich kämmen, leiser sprechen würde … Margaret seufzte, als Simon dem Mädchen amüsiert zunickte.
»Wir sehen uns später«, sagte er und schloss die Tür. Margaret und Chelsea lehnten sich zurück und stellten sich auf eine längere Wartezeit ein.
Margaret war wild entschlossen, keine von diesen schrecklichen Filmmüttern zu sein. Aber sie wusste, dass Amber Talent hatte. Bei Schulaufführungen wurde sie immer für die Hauptrolle ausgesucht, und so still und ruhig sie war, so gerne und ausgiebig sang sie. Ihre Freunde aus dem Showbusiness, die nach Bay Tree kamen, sagten immer, dass George und Margaret ihre Tochter unbedingt fördern sollten, denn Ambers Talent brachliegen zu lassen, das sei in jedem Fall eine Schande.
Für dieses Vorsprechen hatte Margaret sich tagelang Gedanken um Ambers Kleidung gemacht, aber Chelsea hatte sich natürlich geweigert, auf ihre schreckliche zerschlissene Jeans und das Sweatshirt zu verzichten. Margaret konnte nur beten, dass Chelsea ihrer Schwester nicht die Chancen verdarb, denn alles musste perfekt sein. Wenn Chelsea ins Spiel kam, war das aber meist nicht der Fall.
Margaret konnte sich noch allzu gut daran erinnern, wie es war, abgelehnt zu werden. Wie oft hatte sie sich nach einem Vorsprechen anhören müssen, dass sie es fast geschafft hätte … fast. Aber eben nicht ganz. Und natürlich war das auch vollkommen irrelevant. Entweder man bekam die Rolle, oder man bekam sie nicht. Und in Ambers Fall würde sie alles in ihrer Macht Stehende tun, um dafür zu sorgen, dass sie sich nicht mit »fast« auseinandersetzen musste. Sie würde auf ihre Tochter aufpassen, damit nicht auch sie eine Niederlage nach der anderen würde einstecken müssen. Aber das konnte nicht passieren. Amber besaß zu viel Talent. Und vor allem das »gewisse Etwas«.
Nach zehn Minuten kehrte Amber zurück, und Simon begleitete sie erneut. Das war ungewöhnlich; bei den anderen Mädchen, die bisher vorgesprochen hatten, war das nicht so gewesen. War das ein gutes Zeichen?
Mit hämmerndem Herzen legte Margaret die Zeitschrift auf den Tisch und erhob sich.
»Wie ist es gelaufen?«, fragte sie, als Amber sich zu ihr gesellte. Sie hatte die Frage an ihre Tochter gerichtet, doch sie war für Simon gemeint gewesen, und er wusste es.
»Sehr gut«, antwortete er. »Aber um es Ihnen zu erklären, Mrs. Stone – wir treffen erst eine Entscheidung, wenn wir alle Mädchen gesehen haben. Wir rufen heute Abend an, wenn sie die Rolle bekommt.« Er öffnete den Mund, um noch etwas hinzuzufügen, änderte aber seine Meinung.
»Also gut«, sagte Margaret, »aber was heißt das jetzt genau? Hat sie den Part?«
Sie verabscheute den hohen Tonfall ihrer Stimme, die Sheffield-Vokale, die immer dann durchkamen, wenn sie nervös wurde, wie sehr sie sich auch anstrengte, sie zu unterdrücken.
»Mum«, zischte Amber neben ihr peinlich berührt. Chelsea zupfte liebevoll am Zopf ihrer Schwester.
Und Simon rieb sich das Ohrläppchen. »Ähm … ich bin mir nicht sicher.«
»Also nein«, sagte Margaret.
»Also eher nicht«, sagte Simon freundlich. »Tut mir leid, Mrs. Stone.« Er machte eine Pause. »Schauen Sie, Amber ist sehr talentiert.«
»Das weiß ich.« Margaret war sich bewusst, dass sie sich unmöglich
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