Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition)
sie an seiner Seite ebenfalls – so hart für den Erfolg gearbeitet! Warum also fühlte sich ihr Dasein so falsch und inszeniert an?
An diesem Samstag war Margaret allein und putzte, um sich zu beruhigen. Das Casting am Morgen hatte sie aufgewühlt und sehr verärgert. Natürlich würde die Produktionsfirma aus Höflichkeit anrufen, um es sich nicht mit George zu verscherzen, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass Amber die Rolle nicht bekommen würde, wie Margaret sehr gut wusste. Und dann das Benehmen ihrer Ältesten!
Margaret hielt, den Staubwedel in der Hand, schwer atmend inne und sah sich in ihrem makellosen Wohnzimmer um. Manchmal ging ihr alles auf die Nerven. Manchmal schien alles zu viel.
Sie schloss die Augen und atmete den Geruch der Möbelpolitur und der Lilien ein, die in der Glasvase auf dem Piano standen, hinter dem sich die französischen Türen zum Wintergarten öffneten. Dieses Wohnzimmer repräsentierte alles, was sie erreicht hatten, und hielt ihr immer wieder vor Augen, warum es sich lohnte weiterzumachen. Sie strich über den fleckenlosen Glascouchtisch und fächerte die Zeitschriften auf, die sie darauf arrangiert hatte: Homes & Gardens, Country Life, die Radio Times und Harpers & Queen. An den Wänden hing eine zartblaue Lilientapete von Laura Ashley, abgetrennt durch eine umlaufende Holzleiste. Die Couchen waren cremefarben und mit blau-beige gemusterten Kissen dekoriert, die bodenlangen Vorhänge aus schwerem dunkelblauem Brokat. Auf dem Kaminsims standen silbergerahmte Fotos der Mädchen und von familiären Anlässen: die Überraschungsparty zu Georges Vierzigstem, Ambers erster Tag im Gymnasium – alles sehr geschmackvolle Fotos, die professionell aufgenommen waren worden.
Hochzeitsfotos waren allerdings keine zu sehen. Nach Margarets Meinung brauchte die Weybridge-Elite nicht zu wissen, dass sie in einem verqualmten stinkenden Pub geheiratet hatten und die Braut im sechsten Monat von einem anderen Mann – dem Bruder des Bräutigams – schwanger gewesen war.
Margaret atmete erneut tief durch. Aus irgendeinem Grund löste sich der Klumpen in ihrem Bauch heute nicht auf. Sie wollte einen Drink. Die »Happy Hour« begann bei ihnen normalerweise um sechs Uhr abends, wenn George von der Arbeit heimkam, aber in letzter Zeit kam er selten vor halb neun und manchmal gar nicht, so dass Margaret den Zeitpunkt erst auf halb sechs vorverlegt hatte, dann auf fünf … Nun war es erst drei Uhr nachmittags, aber sie hätte einiges für einen Gin Tonic gegeben.
Hier unten war nichts mehr zu tun. Sogar Margaret musste zugeben, dass das Haus makellos war. Mit dem Staubwedel in der Hand verließ sie das Wohnzimmer und versuchte, sich auf den dicken weichen Teppich zu konzentrieren, das glatte, weißlackierte Geländer – auf alles, nur damit das altvertraute Gefühl sich nicht wieder in ihren Innereien einnisten konnte …
Sie würde in ihr Zimmer gehen.
Sie wusste, was dort oben geschehen würde.
Es war ihre einzige Möglichkeit, ihrem Dasein kurzfristig zu entfliehen.
Oben an der Treppe blieb sie stehen und überlegte, ob sie rasch in die Zimmer der Mädchen gehen und dort aufräumen sollte, aber irgendwie konnte sie sich nicht dazu durchringen. Diese Räume machte sie nicht jede Woche sauber. Sie wollte, dass die Mädchen selbst die Verantwortung dafür übernahmen. Sie sollten trotz der guten Adresse nicht wie Prinzessinnen aufwachsen. Sie sollten hart arbeiten, sich gut benehmen und verantwortungsbewusst sein.
Und vor allem sollten sie lernen, sich stets im Griff zu haben.
Margaret spähte in Ambers Zimmer und lächelte leicht. Alles passte zueinander: die Vorhänge, Überdecke und Bezüge mit dem Rosenknospenmuster von Marks & Spencer hatte sie selbst ausgesucht. Es gab sogar ein passendes, herzförmiges Kissen, das auf dem Bett lag. Ein Schreibtisch von Habitat, säuberlich gestapelte Bücher darauf, ein Stifthalter aus Korb. Ein Poster von Take That, Ambers Lieblingsband, hing in der Mitte der Wand, daneben eine Reihe Postkarten mit Teddybärmotiven. Alles war sauber und ordentlich. Amber war ein liebes Mädchen.
Daneben Chelseas Raum. Bevor sie die Tür aufdrückte, zog sie schon den Kopf ein. Ihre ältere Tochter schaffte es immer, sie auf die Palme zu bringen, und Margaret hatte keine Ahnung, wie sie das ändern sollte. Wie gewöhnlich herrschte im Zimmer ein heilloses Chaos. Das Etagenbett, um das Chelsea gebettelt hatte, machte nur noch mehr Arbeit, da man nun
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