Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition)
benahm, aber sie konnte ihre Enttäuschung nicht verbergen. Sie hörte, wie Chelsea hinter ihr entnervt mit der Zunge schnalzte.
»Sie ist gut, und das meine ich ernst.« Simon nickte Amber zu. »Bitte glaub mir das. Du darfst dich keinesfalls entmutigen lassen. Aber für die Roxy suchen wir nach bestimmten Kriterien. Das Mädchen ist unangepasst, ungeschliffen, ein bisschen ruppig.«
Amber nickte verstehend, aber Chelsea packte der Zorn. Wütend mischte sie sich ein. »Das ist doch Schwachsinn!«, sagte sie laut, so dass die anderen Mädchen neugierig aufblickten. Simon fuhr herum und betrachtete Chelsea erneut. Wütend baute sie sich vor ihm auf und zeigte auf ihn. Ihre Wangen färbten sich rot, ihre Pupillen weiteten sich. »Sie ist eine großartige Schauspielerin!«
»Ich bin sicher, dass …«, begann Simon, aber Chelsea ließ ihn nicht ausreden.
»Sie würden Talent doch nicht mal erkennen, wenn es Sie in den Hintern treten würde!«
»Chelsea!«
Chelsea legte einen Arm um ihre tödlich verlegene Schwester. »Jetzt hören Sie mir mal zu, ja? Wenn Sie zu blind sind, um zu erkennen, wie toll Amber ist, dann können Sie sich meinetwegen …«
»Chelsea! Das reicht jetzt!« Margaret kochte vor Zorn. Sie sah, wie Simon ihre Tochter teils empört, teils fasziniert betrachtete, und spürte, wie auch ihr das Blut in die Wangen stieg. »Mein Gott«, sagte sie. »Es tut mir furchtbar leid, Mr. Moore.« Sie packte Chelsea am Handgelenk. »Du entschuldigst dich jetzt sofort. Wie kannst du mit Mr. Moore nur so sprechen?«
Aber Simon zuckte die Schultern. »Schon okay.« Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Chelsea schäumte noch immer. »Wie ich schon sagte, wir melden uns, wenn wir gute Nachrichten haben, Mrs. Stone.« Erneut nickte er Amber zu. »Und dir vielen Dank, Amber.«
»Wir gehen jetzt besser.« Margaret sammelte Zeitschriften, Handschuhe und Regenschirme auf und stopfte sie in ihre Tasche. Dann zog sie ihren Burberry Mackintosh über und zurrte den Gürtel resolut um die Taille fest. »Kommt, Mädchen. Danke, Simon.«
Amber folgte ihr gehorsam, und Chelsea schloss sich an. Als sie an Simon vorbeikam, zwinkerte er ihr zu. Immer noch verärgert, hielt Chelsea ihm den Mittelfinger entgegen.
»Bis dann«, sagte sie und lächelte ihn plötzlich strahlend an. Wie hypnotisiert sah er ihnen nach, bis die drei Frauen um die Ecke verschwunden waren.
14
D ie Stones wohnten noch immer im Bay Tree House am Princess Drive, aber es unterschied sich stark von dem damals bereits geräumigen Haus, in das sie vor vielen Jahren eingezogen waren. Sie besaßen nun eine größere Garage, im Garten einen Pool, und sie hatten angebaut und Platz für ein weiteres Zimmer und Badezimmer geschaffen. Per Knopfdruck konnte man die Tore zur Auffahrt öffnen, und ein Mal wöchentlich kümmerte sich jemand um den Garten. Alles war ausgesprochen geschmackvoll: Margaret achtete penibel darauf. Nichts war protzig oder grell oder vulgär. Noch vor ein paar Wochen hatten sie renoviert, da George und sie das Gefühl gehabt hatten, das Haus bräuchte ein wenig frische Farbe. Es war immens wichtig, immer auf dem neuesten Stand zu bleiben.
An diesem Samstagnachmittag nach dem Vorsprechen war nur Margaret zu Hause. George war in der Stadt; in letzter Zeit machte er immer öfter Überstunden. Er sprach sogar davon, sich eine kleine Wohnung in der Nähe der Regent Street zu besorgen, damit er nicht im Büro schlafen musste, falls es zu spät wurde.
Die Mädchen waren zu Besuch bei ihrer Freundin Emma, die ein paar Häuser weiter wohnte. Es gab sehr viele passende Spielkameradinnen hier in dieser guten Vorstadtgegend mit den vielen Grünflächen – Kinder von Eltern, die sich gewählt ausdrückten und in die Oper gingen. George und Margaret gefiel das, und ihnen gefielen auch die vielen Rockstars und anderen Berühmtheiten, die sich hier niederließen. Seit John Lennon und Eric Clapton in den Siebzigern nach Weybridge gezogen waren, hatte die Gegend noch mehr Glamour erhalten. Viele reiche Leute wohnten hier. Für George machte sich das auch beruflich bezahlt. Es war immer hilfreich, wenn man in einer Besprechung bei einem Plattenlabel einwerfen konnte, man wohne »ein paar Meter weiter« neben einem der Bosse, von dem gerade die Rede war.
Ja, es hatte viel mit dem äußeren Schein zu tun. Manchmal dachte Margaret voller Unbehagen, dass sie ihr Leben eigentlich nur »spielte«. Dabei hatten sie – vor allem George, aber
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