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Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition)

Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition)

Titel: Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Osbourne
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die Uhr; es war erst kurz nach Mittag. Was sollte sie tun? Sie war die Nacht davor wieder lange weg gewesen, hatte in ihrem Stammlokal gesessen und getrunken, nur ein paar Minuten von ihrer Wohnung am billigeren Ende vom Ladbroke Grove entfernt. Margaret hatte ihr die Wohnung mit dem Geld aus Georges Testament gekauft, außerdem bekam Chelsea auch ein monatliches Taschengeld ausbezahlt. Davon lebte sie; sie hatte nicht mehr gearbeitet, seit ihr Vater sich umgebracht hatte.
    Mindestens ein Mal die Woche träumte Chelsea von dieser Nacht, als sie im Bay Tree House angekommen war und ihren Vater gesucht hatte. Träumte, wie sie in ihrem trunkenen Zustand in den Keller ging und ihren Vater ertappte … träumte von seinem Gesichtsausdruck, als er sie bemerkte.
    Bevor er sich umbrachte.
    Bevor sie ihn umbrachte.
    Es war ihr unmöglich, zu vergessen und neu zu beginnen. Es gelang ihr nicht, sich nicht die Schuld zu geben – warum nur war sie davongelaufen? Und warum war es ihr nicht viel früher aufgefallen? Er hätte es niemals getan, wenn sie nicht so selbstsüchtig, gedankenlos und dumm gewesen wäre. Ja, es war alles ihre Schuld. Sie hatte alles gehabt, was man sich wünschen konnte, doch sie hatte alles ruiniert. Sie hatte sich selbst und andere ins Elend gestoßen. Fast war sie froh über das Gefühl der Wertlosigkeit, denn sie war wertlos, taugte nichts, konnte nichts … und lebte von dem Geld ihres toten Vaters.

    Chelsea blätterte wie besessen die Zeitungen durch, während sie zwei Schokoriegel aß und sich hin und wieder die Hand an den schmerzenden Schädel presste. In jedem Blatt dasselbe Bild. Eine betrunkene Chelsea mit verschmiertem Make-up und herausgestreckter Zunge, die um vier Uhr morgens aus einem Club kam und fett und hässlich aussah. Chelsea konnte sich nie erinnern, wie das Bild zustande gekommen war, aber natürlich wusste sie, dass die Paparazzi einfach draufhielten, Hunderte von Bildern schossen und in ihrem Fall das schlimmste aussuchten. Manchmal sah man eben einen Sekundenbruchteil so grausig aus, und die Presse wollte sie ja scheußlich darstellen …
    Mit diesem Gedanken tröstete sie sich bereits seit gut zwei Jahren.
    Dennoch war es schon eine Weile her, dass man ein Foto von ihr abgedruckt hatte, und sie wusste nicht, ob die Aufmerksamkeit etwas Gutes bedeutete oder nicht. Eine Nachricht war sie schon lange nicht mehr. Eher eine Karikatur. Ein Witz. Sie war ein Witz.
    In den vergangenen Monaten war sie meistens nur als Verwandte von Amber Stone erwähnt worden: »Sie hat eine ältere Schwester, der ehemalige Kinderstar Chelsea Stone.« Zuerst war sie empört gewesen – sie war doch die Erste gewesen, diejenige, die alle bewundert hatten!
    Aber das war nun schon lange her, acht Jahre, seit sie die Rolle der Roxy bekommen hatte, und nun war Amber der Star. Dabei freute sich Chelsea für ihre Schwester – sie sang wirklich großartig, auch wenn Chelsea nicht besonders mochte, was sie sang: Sie fand, dass Ambers klangvolle, schöne Stimme mit dem verführerischen Hauch von Schwermut zu schade war für das oberflächliche Popgeträller, mit dem man sie vermarktete. Aber sie begriff nicht, warum es bei den Stone-Schwestern nur Entweder-oder geben konnte. Hatte Margaret ihre Finger dabei im Spiel? Nein, natürlich nicht, aber manchmal hatte Chelsea Zweifel. Es musste in der Welt der Berühmtheiten doch Platz für beide sein.
    Aber wie es schien, gab es den Platz wohl nicht. Seit ihr Vater gestorben war, hatte man ihr keine einzige Rolle mehr angeboten, und die meisten ihrer Freunde oder Bekannten aus der Branche waren einfach verschwunden. Ihre Mutter war voll beschäftigt mit der Karriere ihrer jüngeren Tochter, aber das war sie schon immer gewesen, also machte es Chelsea wenig aus. Sie vermisste die Unterstützung ihrer Mutter nicht, weil sie sie nie wirklich erhalten hatte. Das hieß allerdings nicht, dass sie sich nicht manchmal fragte, wie es wohl gewesen wäre, wenn.
    Chelsea hatte kurz nach dem Tod ihres Vaters begriffen, dass sie ihre Mutter aufgeben musste. Sie hatte es satt, immer wieder zurückgestoßen zu werden. Also hatte sie sich von allen zurückgezogen, auch von Amber. Sie wollte nur in Ruhe gelassen werden. Und das hatte sie Amber in eindeutigen Worten auf der Beerdigung gesagt.
    Ab und zu telefonierten sie miteinander oder schickten sich Mails, aber sie hatten sich immer weniger zu sagen, und so war der Kontakt nur sporadisch. Amber drehte gerade wieder einen Film;

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