Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition)
im amerikanischen Fernsehen bekommen, und wie begeisterte Kinder genossen sie gemeinsam, was Los Angeles zu bieten hatte: Sie fuhren auf Inlineskates auf den Gehwegen parallel zum Strand, stöberten auf den Flohmärkten in Santa Monica und Venice Beach, gingen mexikanisch essen oder saßen mit einem Glas Wein am Pool von Ambers gemietetem Haus in den Hollywood Hills, plauderten und lachten … Ohne Marco wäre sie hier wahnsinnig geworden. Er wusste, wie albern das alles war, dass sie nichts davon ernst nehmen durfte. Er wusste außerdem, was sie selbst wusste: Dass Amber nur dann wirklich glücklich war, wenn sie auf der Bühne stand und sang – dann, und nur dann, war sie wirklich sie selbst.
Ihr zweiter Film war gerade fertig geworden – I do, eine romantische Komödie über ein ehemaliges Highschool-Pärchen, das sich bei der Hochzeit eines Freundes wiedertrifft. Sie sang ein, zwei Lieder und den Titelsong, aber es war auch ihre erste Hauptrolle. Und bei den vielen Unsicherheiten, mit denen Amber leben musste, war das eine Sache, der sie sich ganz sicher war: Leo Russell wusste, was er tat. Sie hätte nicht genau sagen können, ob sie ihn mochte, aber er war verdammt gut. Und wenn er im selben Raum war wie sie, fühlte sie sich sicher – als könne nichts mehr schiefgehen.
»Herzlichen Glückwunsch, Amber, meine Liebe.« Leos Lippen strichen über ihre Wange, und sie spürte, wie sie errötete. »Es ist mein bisher bestes Eröffnungswochenende, und das verdanke ich nur dir. Du bist wundervoll.«
Er reichte ihr einen Strauß roséfarbener Rosen und eine Magnumflasche Champagner – auch Rosé. Amber saß neben dem Pool, der zu ihrer luxuriösen Villa gehörte. Sie lächelte ihm zu und stand aus Höflichkeit von der Liege auf.
»Dank dir, Leo. Sehr lieb von dir, aber eigentlich ist es nur dein Erfolg. Marco kennst du schon, nicht wahr?«
»Sicher.« Leo nahm Marcos Hand, lächelte und ließ die Hand dann abrupt wieder los. »Hier wohnst du also? Nett. Sehr sauber.«
Amber hätte am liebsten gelacht, aber Leo war wie besessen von solchen Dingen, wie sie sehr gut wusste. Reinlichkeit war so eine Sache – er hatte einen Hygiene-Tick wie Howard Hughes. Amber nickte. »Ja, es ist hübsch hier, aber Mum findet den Pool zu klein.« Sie lächelte. »Sie meint, es müsste alles imposanter sein, aber mir gefällt’s.«
»Du kannst mein Haus benutzen, wann immer du magst, das weißt du«, sagte Leo. Leos großes Hollywood-Anwesen im spanischen Stil war eine traumhafte Kombination aus altmodischer Pracht und modernster Technologie. Es konnte mit drei separaten Nebengebäuden für Personal und Gäste, einem riesigen Pool mit dunkelblauem Mosaik und efeuumrankten weißen Mauern aufwarten und bot jeden Luxus, den man sich denken konnte. Jeden Tag wurden die Betten frisch bezogen und die Bäder gereinigt und desinfiziert. Seine Haushälterin Tina behandelte außerdem zweimal täglich sämtliche glatten Oberflächen mit einem antibakteriellen Spray. Das war Leo, wie er im Buche stand.
Nun rasselte er mit den Schlüsseln. »Sally kann dir einen Wagen schicken oder einen Satz Schlüssel und den Code für das Tor geben. Du hast Tina kennengelernt, als du hergekommen bist, nicht wahr?«
Tina war eine der wenigen Personen hier in L. A., die Amber wirklich mochte; sie hatte einen herrlich bösen Humor, eine scharfe Zunge und eine herzliche Umarmung. Amber liebte sie und ihre Tochter und fand es merkwürdig, dass sich Leo nicht daran erinnern konnte. Sein »Personal« interessierte ihn einfach nicht.
»Sicher. Ich habe sie und Maria schon ein paar Mal besucht.«
»Maria?« Leo sah sie verständnislos an.
»Ihre Tochter«, erklärte Amber freundlich. »Sie ist nett. Sie lernt tanzen.« Maria war ein paar Jahre jünger als sie, und Marco und sie gaben ihr Stunden. Maria war genauso lustig wie ihre Mutter, wunderschön und wollte Schauspielerin werden. Sie war absolut großartig, wenn sie nachmachte, wie Leo mit ihrer Mutter sprach. Amber musste sich das Grinsen verkneifen, als sie daran dachte, wie Maria durch die Küche stampfte und »Tina, wo bleibt mein Gemüsesaft?« brüllte.
Nach einem halben Jahr in L. A. war Maria die erste und einzige Person, die sie sich als Freundin vorstellen konnte.
»Maria …« Leo nickte. Er kannte das Mädchen. Tina plapperte und schwärmte ihm die ganze Zeit über von ihrer Tochter vor, und meistens tat er, als nähme er Anteil. Sie war – sechzehn? Siebzehn? Auf jeden Fall
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