Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition)
ebenfalls einsaßen, und schnell herausgefunden, wem man um den Bart, wem aus dem Weg gehen musste und wer Geld hatte. Anfang der Achtziger, noch vor dem Boom, hatte er in Soho billig ganze Gebäudekomplexe gekauft. Nun waren die Preise in die Höhe geschossen, und er saß auf einem dicken Vermögen.
Die Theater gehörten ihm auch noch. Zumindest einige. Amours du Derek war allerdings längst Vergangenheit. Seine heutigen Shows hatten mehr Klasse, davon war Derek überzeugt. Er war der King der Lapdance- und Poledance-Shows, und er hatte überall in Soho und West End Läden, die bei jedem Wetter und Nacht für Nacht voll waren.
Es war schon komisch, wie sich alles entwickelt hatte, aber auf dem Weg dorthin waren Menschen zu Schaden gekommen, und Derek wusste nicht, wie er dies wiedergutmachen sollte.
Er war ein echter Mistkerl gewesen, dessen war er sich bewusst. Es war jämmerlich gewesen, mit dieser blöden Schlampe Camilla wegzulaufen – und zwar nicht, weil er sie besonders gemocht hatte, sondern vor allem aus Angst vor einer Bindung durch das Baby, das in Maggies Bauch herangewachsen war. Maggie war so ernsthaft gewesen, so unschuldig. Wann immer er in ihre schönen, grünen Augen geblickt hatte, hatte er sich wertlos gefühlt, nicht gut genug für sie. Außerdem hatte er das Geld von Camillas Vater gewollt. Doch Camilla hatte ihn wie Dreck behandelt, nur weil sie aus einer reichen Familie stammte und er zu gewöhnlich für sie war.
Maggie dagegen behandelte ihn wie Dreck, weil sie ihn noch immer hasste, nicht, weil sie ihn für gewöhnlich hielt. Und so verrückt es war – Derek gefiel das.
Und sie gefiel ihm auch immer noch, was das betraf.
Und er liebte ihre Tochter. Amber natürlich auch, obwohl sie ihn an George erinnerte und Derek ganz tief im Inneren Trauer verspürte, wann immer er an seinen Bruder dachte. Er vermisste diese dumme kleine Schwuchtel – jeden Tag ein bisschen mehr –, und Amber bereitete ihm Unbehagen. Sie lächelte genauso wie George – scheu, zaghaft, lieb. Es war jedes Mal wie ein Stich ins Herz.
Nicht Chelsea. Nein, sie nicht.
Sie war sein Mädchen.
Und jetzt war es an der Zeit herauszufinden, aus was sie gemacht war.
»Hier ist es.« Derek stieß die Tür auf und bedeutete Chelsea, vor ihm einzutreten. Sie blinzelte, während ihre Augen sich langsam an die Dunkelheit anpassten. »Willkommen im Safari Sammy’s, deinem neuen Arbeitsplatz.«
Er strahlte, während Chelsea langsam hineinging.
Chelsea war kein Snob. Sie hielt sich für ein echtes Kneipenmädchen, nicht für eine Cocktail-Mieze. Sie war auch lieber mit Männern als mit Frauen zusammen. Aber das hier … nein, danke. Das ging nicht.
Nun, sicher, um drei Uhr nachmittags zeigte sich wohl kein Poledance-Club von seiner glorreichsten Seite, aber Safari Sammy’s konnte zu keiner Zeit gut aussehen. Das Safari-Thema war auf die Spitze getrieben worden. Scheußliche grüne Tentakel rankten sich die Wände hoch, und Bänke und Stühle waren bezogen mit Fellimitationen in einem derart grellen Pink, dass sogar Chelsea, die ein Faible für Leoprints hatte, flau wurde. Oben auf der schmutzigen Bühne befanden sich zwei Stangen. Ein einsames Mädchen, schrecklich dürr, schlaffes, blondes Haar, schwang sich halbherzig um eine Stange. Ihre falschen Brüste bewegten sich nicht: Sie sahen aus wie Halbkugeln, die man an einen kindlichen, knochigen Oberkörper geklebt hatte. Chelsea blickte an ihrer üppigen Gestalt herab und seufzte. Der Laden stank nach Zigaretten und billigem Rasierwasser. Es war kein shabby-chic, es war einfach nur deprimierend.
»Safari Sammy’s müsste eigentlich gut laufen«, sagte Derek, als sie sich an der Bar niedergelassen hatten und vor Chelsea ein Glas Cola-Rum stand. »Charing Cross ist nah, der Standort ist gut, und wir haben um uns herum einen Haufen anderer Läden wie diesen, die bombig laufen. Aber irgendwie kriege ich den hier nicht in Gang.«
»Die Dekoration ist grauenhaft, Derek«, sagte Chelsea unumwunden und versuchte, das bemitleidenswerte Mädchen auf der Bühne zu ignorieren. »Hier sieht es aus, als hätte jemand einen Dschungel ausgekotzt.«
Amüsiert wedelte er mit seinem Glas statt mit dem Finger. »Du befindest dich nicht in der Position, mich zu kritisieren, meine Liebe. Aber hör mir zu. Ich habe nicht behauptet, dass es ein Nobelschuppen ist, doch wie gesagt: Der Standort ist gut, und eigentlich müsste ich Geld scheffeln. Ich bin nicht darauf angewiesen und habe
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