Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition)
einen Drink genehmigt, aber sie hatte sich selbst ein Versprechen gegeben: Nie wieder Drogen und kein Alkohol, bevor sie nicht mindestens zwölf Stunden wach war. Erstaunlicherweise klappte es – oder vielleicht lag es daran, dass sie es unbedingt so wollte. Sie hatte einen eisernen Willen, und wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte …
»Danke, Onkel Derek.« Sie erhob sich und strich sich den engen Rock des gutgeschnittenen Kostüms glatt. Sie trug es stets mit einem dunkelroten Spitzentop und Netzstrümpfen, so dass die Leute auf einen Blick sahen, womit sie es zu tun hatten. Sie wusste genug, um zu begreifen, dass man zu dem passen musste, was man verkaufte, und sie verkaufte Sex mit Humor. »Du hast, verdammt noch mal, recht – ich hab’s mir verdient. Und es fühlt sich richtig, richtig gut an.«
29
C helsea gehörte zu den Leuten, die sich hundertprozentig in ihre Aufgabe stürzten – ob es sich nun um Schauspielerei, Trinken oder das Management eines Strip-Clubs handelte. Sie liebte ihr neues Leben, und Derek konnte nur staunend zusehen, wie sie das Roxy’s in eine Goldgrube verwandelte. Er versuchte, sie zu überreden, noch andere Clubs zu übernehmen, aber sie lehnte ab.
»Ich kann das hier gut«, sagte sie. »Aber ich muss noch besser werden. Ein andermal.«
Tatsache war, dass sie ihren Club liebte. Sie hatte ihn so hergerichtet, dass er zu ihr passte und die Person Chelsea widerspiegelte. Rosa Farbe an den Wänden und Möbel mit Zebramuster, antik anmutende Kronleuchter, herrlich altmodische Plakate früherer Strip-Königinnen, großartige Cocktails und Getränkekarten in Form von Frauensilhouetten – sie hatte dem Laden den Hauch eines alten Pariser Bordells geben wollen, und sie hoffte, dass es ihr gelungen war. Und obwohl ihr die Arbeit viel Spaß machte, fragte sie sich doch manchmal, ob sie das nun für den Rest ihres Lebens tun würde. Ihre große Liebe blieb die Schauspielerei, und sie wollte sie nicht gänzlich aufgeben.
Dennoch war der Erfolg von Roxy’s gut für ihr Selbstbewusstsein. Sie war gerne mit den Tänzerinnen zusammen und fühlte sich in der Nachtschwärmer-Szene sehr wohl. Sie mietete eine Wohnung in Soho an und genoss es, morgens früh aus ihrem Club zu kommen und über die Märkte zu gehen, auf denen gerade die Stände aufgebaut wurden, während der Himmel sich rot und rosa färbte und die Stadt wieder zum Leben erwachte. Sie schlief tagsüber und arbeitete nachts. Das gefiel ihr.
Und sie begann wieder, Freundschaften zu schließen. Gareth, ihr Stellvertreter, hatte sich gerade von seinem Freund getrennt und brauchte jemanden, mit dem man trinken konnte, und Chelsea war mehr als bereit, ihm behilflich zu sein. Oft kamen einige Mädchen und Kellner aus ihrem Club mit, die sich gut in der Szene auskannten.
Und es gab den Phoenix Club, eine Bar für Schauspieler und Musiker unter dem Phoenix Theatre an der Charing Cross Road. Der Club hatte rund um die Uhr geöffnet, die Drinks waren billig, und das Publikum war immer großartig – anders als im Groucho oder Soho House, wo man hauptsächlich Idioten begegnete, die sich Koks reinzogen und mit ihrer Rolle im neuesten Autowerbespot angaben.
Solche Leute verabscheute Chelsea. Das Phoenix ließ nur Gäste ein, die ihren Lebensunterhalt mit Musik, Tanz oder Schauspielerei verdienten, und niemand kümmerte sich darum, wie viel Geld oder was für tolle Verbindungen man hatte.
Und hier kümmerte sich auch keiner um ihre Vergangenheit oder um ihre berühmte Schwester. Hier konnte sie mit anderen Schauspielern plaudern, über Ideen für neue Shows diskutieren und nach einer arbeitsreichen Nacht mit Freunden entspannen.
Es war gut, wieder zurück zu sein.
Gareth sprach es als Erster an. Sie waren im Phoenix, es war Samstagnacht – oder eher Sonntagmorgen.
»Hey«, rief er und winkte Chelsea, die sich mit Conor unterhielt, einem Schauspieler und Star einer Musicalproduktion. »Chelsea, komm mal eben. Der springt sowieso nicht mit dir ins Bett, also lass ihn stehen. Ich muss dich etwas fragen.«
Mit glühenden Wangen entschuldigte Chelsea sich, und Conor bedachte sie mit einem kleinen Lächeln, bevor er sich wieder Sara, seinem geschmeidigen, schlanken Co-Star, zuwandte.
»Was ist denn?«, zischte Chelsea. »Mann, Gareth, du bist ein elender Mistkerl, das weißt du, ja? Ich war gerade – Hallo, Vicky«, unterbrach sie sich, als sie sah, dass Gareth mit jemandem gesprochen hatte. »Wie geht’s
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