Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition)
herauflaufen. Ich habe keine Klamotten, keine Zahnbürste, kein gar nichts.« Sie streckte die Hände mit den Handflächen nach oben aus. »Ich bin ganz und gar deiner Güte ausgeliefert.«
»Oje, du Arme«, sagte Amber. Chelsea fand es schön, dass man Amber den britischen Akzent anhören konnte. Offensichtlich hatte sie sich das US-Englisch noch nicht angewöhnt, obwohl sie in den Filmen stets amerikanisch wirkte und klang. Jetzt kratzte sie sich am Kopf. »Komm mit. Ich leihe dir etwas.«
»Ich habe Größe vierzig«, sagte Chelsea zweifelnd. »Und du?«
»Ähm … sechsunddreißig.« Amber nahm ihre Hand. »Mach dir keine Gedanken. Wir finden schon etwas. Letztes Jahr hatte ich zugenommen – Leo war nicht gerade glücklich darüber. Ich suche die Sachen aus der Zeit heraus.« Sie drückte ihre Schwester erneut an sich und musterte sie fast ängstlich. »Du bist hier, und das ist alles, was zählt. Und ich weiß genau, dass sich zwischen uns nichts geändert hat.«
Chelsea folgte ihr. Wirklich nichts?
35
L eo langweilte sich. Und wenn er sich langweilte, wurde er gefährlich.
Er mochte es nicht, wenn er in Ambers Haus in Malibu war. Sie liebte die Abgeschiedenheit, aber Leo zog Beverly Hills vor, wo das Leben pulsierte, wo man nicht ständig Alt-Hippies begegnete, wo die Limousinen groß und die Berühmtheiten allgegenwärtig waren.
Leute, die Geld machten, die Macht liebten. Wie er.
Malibu dagegen war ein gottverdammtes Kaff, und obwohl Amber ihr Haus am Meer liebte – er tat es nicht. Sie hatte es im marokkanischen Stil eingerichtet: überall dicke Sitzkissen, Sofas, ein altes Klavier, ihre Gitarre und ein riesiger Holztisch auf der Terrasse, an den gut und gerne zwanzig Leute passten – wozu? Er verstand ihren plötzlichen Drang nach Häuslichkeit einfach nicht. Sie hatte praktisch keine Freunde, er war ihr engster Vertrauter. Und Margaret war auch nicht gerade die Mutter des Jahres. Aber vielleicht glaubte Amber ja, nun, da ihre Schwester bei ihr war, würde sich alles ändern und sie beide würden dicke Freundinnen werden.
Wir werden ja sehen. Dies war eine Seite von Amber, die ihn ärgerte. Sie gab sich ihm eigentlich nie gänzlich hin, hielt immer etwas zurück, und manchmal war ihm, als habe er sie nie ganz und gar besessen, obwohl sie nun schon vier Jahre zusammen waren – in welchen er natürlich dafür gesorgt hatte, dass der Nachschub an Callgirls jederzeit gewährleistet war. Auch dieses Haus irritierte ihn – dieser knallharte Akt der Unabhängigkeit, als sie losgezogen war und dieses Anwesen gekauft hatte, ohne ihn vorher um seine Meinung zu fragen. Und dann verwandelte sie es noch in etwas, das aussah wie ein verdammtes Kaffeehaus aus Friends – jämmerlich, wirklich.
Er seufzte und sah ungeduldig auf seine Uhr. Sie wollten in zwei Tagen nach Vancouver fliegen, um dort zu drehen, und er hatte vorher noch Unmengen zu erledigen. Er hatte keine Zeit, darauf zu warten, dass Amber irgendwas mit Rosita besprach. Sie mussten jetzt mit Sally den Drehplan für den neuen Film durchgehen!
Aber Amber ärgerte ihn ohnehin im Augenblick ständig. Er hatte sie wirklich gern, ja, und er liebte den Machtkick, den es ihm verschaffte, mit dem größten Star Hollywoods zu schlafen. Allerdings fragte er sich seit einiger Zeit immer wieder, ob sie wirklich noch die Größte war. In den letzten Monaten war der Wirbel um sie ein wenig abgeflaut, und die Filmkritiken klangen auch nicht mehr gar so begeistert.
Man hörte immer öfter, dass an Amber eigentlich nichts Besonderes war. Sie war zu makellos, zu lieb, zu langweilig. Sie war mit einem reichen Produzenten liiert, trieb sich nicht in Clubs herum und zeigte wenig Ecken und Kanten und noch weniger Persönlichkeit. Leo wusste nicht so recht, was er denken sollte. Er wusste nur, dass sie sich sogar ihm gegenüber – oder vielleicht gerade ihm gegenüber? – so zurückhaltend verhielt, dass es schwierig war, sie wirklich kennenzulernen.
Im Augenblick war ihre Beziehung kompliziert. Sie wollte eine Bindung. Wollte zur Ruhe kommen. Und er reagierte darauf, indem er immer öfter auf Abstand ging.
Ihr Hauptstreitpunkt war der neue Film. Sie quengelte permanent, sie wolle das Drehbuch sehen, an dem er arbeitete, The Time of My Life. Dieser Film würde großartig werden. Die Gerüchteküche munkelte bereits von Oscar-Chancen, obwohl sie noch nicht einmal zu drehen begonnen hatten. Er nahm sich Zeit für dieses Projekt, denn einfach alles musste
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