Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition)
verbauen.
Chelsea wollte das, was Amber bereits hatte. Sie wollte die Welt.
Und es war Zeit, sie sich zu holen.
Vierter Teil
I’M STILL
STANDING
33
U nd was, zum Teufel, soll ich jetzt machen?« Chelsea hob eine Hand an ihre Stirn, um sich den Schweiß wegzuwischen.
Die Frau am Schalter von British Airways war nicht besonders hilfreich. »Mrs. Stone, wie ich schon sagte, wir rufen Sie an, sobald Ihre Koffer hier sind. Ich kann mich nur aufrichtig bei Ihnen entschuldigen.«
»Aber …« Chelsea hängte sich ihre große Einkaufstasche über die Schulter – die einzige, die sie noch besaß. »Ich habe nichts. Verstehen Sie das denn nicht? Absolut nichts.«
»Sie bekommen natürlich eine Entschädigung.« Das Mädchen blinzelte hektisch wie ein Roboter auf Autopilot. Chelsea hätte ihr am liebsten die Nase gebrochen. »Sobald Ihre Koffer ankommen – hoffentlich schon mit dem nächsten Flug –, setzen wir uns mit Ihnen in Verbindung. Aber vielleicht kann Ihre Schwester Ihnen ja in der Zwischenzeit ein paar Kleidungsstücke leihen.«
»Oh, na klar, was sonst«, sagte Chelsea und lachte. Ein dicker Tropfen Schweiß rann ihr wie eine Schnecke das Rückgrat hinab. Sie betrachtete ihr rosa T-Shirt und die hässliche Sweathose, die nach zwölf Stunden Flug ausgebeult und verschwitzt waren, und dachte verbittert an Ambers knabenhaften Körper mit den kleinen festen Brüsten und den schmalen Hüften.
Sie, Chelsea, war ein einziges Desaster. Ein dickes, kurviges Desaster in einer Stadt, in der Dünnsein eine Religion war.
»Tolle Idee. Ja, ich leih mir einfach was von meiner Schwester.«
»Schön«, sagte die Angestellte der British Airways. »Danke, dass Sie mit uns geflogen sind. Und einen schönen Tag noch.«
»Oh, verpiss dich doch«, murmelte Chelsea und wandte sich dem Taxistand zu.
Diese Reise war ein Fehler, sie wusste es. Während das Taxi auf dem atemberaubenden Pacific Coast Highway nach Malibu brauste, blickte sie hinaus und kämpfte gegen die Müdigkeit an. Ein riesiges Plakat in der Ferne fing ihren Blick ein, und als sie näher herankam, blieb ihr der Mund offen stehen. Es war über zehn Meter hoch und verkündete:
Amerikas Liebling ist wieder da
Amber Stone
in
THE BACHELORETTE PARTY,
ab 24. März in den Kinos
Dazu ein Foto von Amber, eine frei gestellte Figur, die über die Tafel hinausragte. Ambers Zähne waren so weiß, dass sie radioaktiv wirkten, und sie trug den typisch langweiligen Brautschleier einer Junggesellinnenparty und einen künstlichen Blumenstrauß. Sie hatte ein Bein auf einen Tisch gestellt, und man konnte einen zartrosa Straps sehen, aber die ganze Szene war harmlos und brav … und langweilig.
Das Taxi fuhr unter einer Brücke durch und blockierte einen Augenblick lang das Sonnenlicht, und Chelsea sah sich selbst im Autofenster und stöhnte auf. Sie war nicht die umwerfende, glamouröse und ungemein talentierte Chelsea Stone, Superstar aus England, die gnädig zugesagt hatte, für einen Kinofilm vorzusprechen. Jetzt war sie wieder die dicke, schlampige, verschwitzte Kuh, die in der ersten Klasse zu viel getrunken hatte und es gerade bitter bereute. Ihre Haut fühlte sich fettig und fleckig an, ihr dickes Haar löste sich aus dem Pferdeschwanz. Und draußen auf der Straße ragten hohe Palmen in den strahlend blauen Himmel. Sie kam sich vor, als sei sie in einer anderen Welt gelandet.
Und leider kam es noch schlimmer. Sie erreichten die Straße, die zu Ambers Wohnkomplex am Meer führte.
»Ihr Name steht hier nicht.« Der Wachmann, der an dem drei Meter hohen schwarzen Metallgitter stand, sah sie emotionslos an. »Und ohne den Namen auf dieser Liste lasse ich Sie nicht durch.«
»Ich bin ihre verdammte Schwester«, fauchte Chelsea. »Sie erwartet mich.«
Der Wachmann sah sie unbewegt an. »Tut mir leid. Das kann ich nicht machen. Der Wagen darf nicht passieren.«
Der Taxifahrer hatte keine Lust mehr auf Chelsea. Ganz offensichtlich war sie ein Niemand: kein Gepäck, zu dick, verschwitzt, und nun brüllte sie auch noch. Es fehlte gerade noch, dass er sie wieder mit zurücknehmen musste! »Sie steigen aus«, sagte er resolut.
»Das ist doch wohl ein verdammter Scherz«, schimpfte Chelsea, als sie ihre Tasche nahm und ihm ein paar Scheine zuwarf. »Großartig, euer Land. Heißt man so Gäste willkommen? Wow!«
Diese Sally hatte ihr angeboten, ein Hotel zu buchen und sie am Flughafen abzuholen; Chelsea konnte kaum fassen, dass sie wirklich so dumm gewesen war
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