Rache
etwas eifriger.
»Und noch was: Ich habe dich nicht mit Aids infiziert. Das habe ich nur gesagt, um dich verrückt zu machen.«
Toby sah fast erleichtert aus.
»Du hast also ausreichend Zeit, um alle Annehmlichkeiten der Todeszelle zu genießen. Kann bis zu fünfzehn Jahren dauern, bis einer schließlich die Spritze kriegt.«
Er nickte und röchelte und spuckte noch mehr Blut.
»Soweit wäre also alles in Butter«, sagte Sherry. »Aber leider habe ich nur Spaß gemacht.«
»Hä?«
»Keine Angst, das mit dem Aids war schon korrekt. Aber aus deiner Zukunft in der Todeszelle wird wohl nichts werden.«
Sie zeigte Toby, was sie die ganze Zeit hinter ihrem Rücken verborgen hatte.
Es war das Schnappmesser, das sie draußen im Vorraum neben einer der Leichen gefunden hatte.
»Kennst du das?«, fragte sie.
Er glotzte mit seinem verbliebenen Auge auf das Messer schüttelte den Kopf.
»Macht nichts«, sagte sie. »Du wirst es nämlich gleich kennen lernen.«
Als Sherry sich über ihn beugte, fing Toby leise zu winseln an.
6
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»War das ein Schrei?«, fragte Pete und drehte sich um.
»Keine Ahnung, Mann«, sagte Jeff. »Ich höre bloß Hubschrauber und Sirenen.« Er saß neben Brenda auf dem Rücksitz und hatte ihr einen Arm um die Schulter gelegt.
»Ich auch«, sagte Brenda, die sich seitlich an Jeff gelehnt hatte. Sie hatte sich Sherrys buntes Hawaiihemd fast bis an den Hals zugeknöpft, und Jeffs Hemd bedeckte ihren Schoß und ihre Beine. »Wer seid ihr Jungs eigentlich?«, fragte sie.
»Ich bin Pete.«
»Und ich bin Jeff.«
»Das habt ihr mir schon drinnen im Haus gesagt. Ich will wissen, wer ihr seid. «
»Freunde deiner Schwester«, antwortete Pete.
»Richtig«, sagte Jeff. »Einfach nur Freunde.«
»Wenn das so ist, dann seid ihr auch meine Freunde«, sagte Brenda. »Von jetzt bis in alle Ewigkeit.«
»O- kay !«, trompetete Jeff heraus. »Das ist cool.«
»Stimmt«, sagte Pete. »Aber vielleicht änderst du deine Meinung wieder, wenn du uns erst mal näher kennen gelernt hast.«
»Hör nicht auf den Dummschwätzer, Brenda! Der macht bloß einen seiner blöden Witze. In Wahrheit sind wir echt tolle Typen.«
»Das habe ich auf den ersten Blick erkannt«, sagte Brenda.
»Ich finde, Sherry lässt sich ganz schön viel Zeit da drin«, sagte Pete.
»Soll sie doch«, meinte Jeff. »Mir ist nur wichtig, dass wir noch vor dem Feuer von hier wegkommen.«
»Aber ich habe keine Lust, noch hier zu sein, wenn die Polizei kommt.«
»Wieso? Wir haben doch niemanden umgebracht.«
»Das nicht, aber …« Pete sah, wie Sherry humpelnd aus dem Haus kam. »Da ist sie«, sagte er.
»Na also ! Und von dem Feuer ist noch nichts zu sehen.«
Durch die vom Sonnenlicht vergoldeten Rauchschwaden hinkte Sherry auf den Wagen zu.
Der knappe schwarze Bikini stand ihr hervorragend, fand Pete, und aus der Entfernung waren die Verbände, Pflaster, blauen Flecken und Schürfwunden an ihrem Körper fast nicht zu sehen.
Als Pete sie so sah, verspürte er ein wunderbar wohliges Gefühl in seinem ganzen Körper.
Auch in seinem Herzen.
Ganz besonders in seinem Herzen.
Er sprang aus dem Wagen und rannte auf sie zu.
»Alles in Ordnung?«, fragte er.
»Kein Grund zur Klage.«
Pete nahm sie am Arm und spürte die warme Feuchtigkeit ihrer Haut.
Sherry sah ihm in die Augen. Einer ihrer Mundwinkel zitterte ein wenig.
»Bist du jetzt fertig mit Toby?«
»Ja. Was ist mit dem Feuer?«
»Das ist noch nicht über den Hügel gekommen. Alles in Ordnung so weit.«
»Wunderbar.« Sie legte Pete ganz sanft ihre Hand auf den Rücken, aber ihm kam es so vor, als würde er die Berührung am ganzen Körper spüren. Schweigend gingen sie die letzten paar Meter zurück zum Wagen.
DAS ERSTE OFFIZIELLE TREFFEN
von Peter Hanford
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Es war Mitternacht im Nacho Casa. Wir nahmen unsere Tabletts und brachten sie von der Theke zu einem großen, U-förmigen Tisch.
Jim Starr, Sherry, ich, Brenda und Jeff.
Inzwischen hatten wir uns alle einigermaßen von der Toby-Bones-Tortur erholt.
Entgegen Jeffs pessimistischen Prophezeiungen hatten wir es also doch noch geschafft, Sherry ohne ihre Verletzungen zu sehen.
Ich kann nur sagen: »WOW!«
Auch Brenda sieht ziemlich gut aus.
Was Jim betrifft, so ist er zwar nicht gerade hübsch, dafür aber ein echt cooler Typ. Er ist nett. Und er ist knallhart.
Ich denke, wir alle sind durch diese Sache ein ganzes Stück härter geworden.
Härter, aber irgendwie auch glücklicher.
Weil wir uns in
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